Zufällig haben sich Corinna Schwarz aus Ibind und ihr Mann Farru aus Indien beim Mopedfahren kennengelernt. Jetzt eröffneten die beiden ein indisches Restaurant in Bamberg.
Da überlassen sie aber nichts dem Zufall: Der Koch wurde extra aus Indien eingeflogen. Corinna Schwarz hat ihren Sari angelegt, kramt nach dem Goldschmuck und das Bindi, der rote Punkt auf der Stirn zwischen den Augenbrauen, fehlt obendrein noch.
Dieser Punkt ist mittlerweile beliebter denn je. Der Tradition nach zeigt das Bindi an, ob eine Frau verheiratet ist oder nicht. Mittlerweile ist es nicht nur in Indien, sondern auch im Westen zu einer Modeerscheinung geworden. Corinna Schwarz malt aber dem Brauchtum wegen. Denn die junge Frau aus Ibind bei Burgpreppach ist mit Farru aus Indien verheiratet. Einfach war es nicht, auch auf dem Papier ihre beiden Herzen zusammenzufügen. Aber die Wirtschaftswissenschaftlerin aus den Haßbergen und der Angestellte aus Khajuraho, einer Stadt im Norden Indiens, haben einen Berg an Papierkram auf sich genommen, um ihren Lebensweg gemeinsam zu gehen.
Mit diesem Behördenwissen im Hinterkopf war es für die beiden fast ein Kinderspiel, nun ihr indisches Restaurant in Bamberg zu eröffnen. Die 27-Jährige ist im 200-Seelen-Dorf Ibind aufgewachsen. Sie wollte Lehrerin werden. Ihre Schulzeit am Gymnasium in Ebern hat sie mit Bravour absolviert. Aber mit indischen Gewürzen und bunten Farben hatte sie damals noch nichts zu tun. Nach dem Abitur landete sie bei einem Technologiekonzern in Erlangen und studierte dort Betriebswissenschaften. Nebenbei schrieb sie sich noch für Kulturwissenschaften ein. Wenn sie gerade mal etwas Zeit hatte, machte sich Corinna Schwarz auf in die weite Welt.
„Nach Indien wollte ich immer schon mal“, erinnert sie sich zurück, „aber damals war es für mich noch nicht der richtige Zeitpunkt. Meine Freundin konnte mich überreden, trotzdem mitzukommen.“ So machte sie sich im Jahr 2011 auf den Weg in das Land der duftenden Currys.
Ganz spontan und ohne Reiseplan. Die beiden deutschen Frauen wollten die 20 000-Einwohnerstadt Khajuraho mit dem Moped erkunden. Da trat Farru in das Leben von Corinna Schwarz und brachte ihr das Mopedfahren durch eine indische Stadt bei. „Vom restlichen Indien habe ich dann nicht mehr viel gesehen“, schmunzelt Corinna Schwarz heute noch, „aber nach sechs gemeinsamen Wochen war klar, dass wir zusammen sind.“
Dann war Corinna wieder mitten in Deutschland, Farru weit weg in Indien. „Sechs Monate haben wir uns nicht gesehen“, erzählt er, „danach haben wir drei Monate zusammen in Indien verbracht.“ Gang und Gebe ist es dort nicht, dass eine fremde Frau einfach im Haus übernachtet. Aber die Familie von Farru hat Corinna Schwarz das Gästezimmer angeboten und sie ohne Wenn und Aber integriert.
Die Sprache Hindi konnte sie lernen und grüßt heute gerne mit einem „Namaste“. Und wie war das mit der Heirat? „Ganz schleichend wurde aus dem Spaß dann Ernst“, meint Corinna mit einem Augenzwinkern, „in Indien haben wir aber noch nicht geheiratet. Die Feierlichkeiten würden ja mindestens eine Woche dauern.“ Dazu haben die beiden in den nächsten Monaten auch überhaupt keine Zeit, denn seit 13. Januar betreibt das binationale Ehepaar das indische „Café Zafran“ in der Brennerstraße in Bamberg. In der Gastronomie hatten die beiden vorher noch keine Erfahrung.
Die Wirtschaftswissenschaftlerin aus Ibind liebte ihre Zahlen im Projektcontrolling, aber: „Ich kann mir sehr viele Dinge vorstellen, die ich in meinem Leben machen kann.“ Sie wollten sich etwas gemeinsam aufbauen und schauten deshalb schon länger nach einer geeigneten Immobilie. Farru wäre vielleicht kein richtiger Inder, wenn er diesen Schritt nicht gegangen wäre. Denn ein indisches Sprichwort sagt: „Wenn ich ins Ausland gehe, nehme ich meine Küche mit.“
Nicht nur das, sondern auch die komplette Inneneinrichtung des Restaurants und der Koch sind ganz authentisch und aus Indien, dem Land, dem die vielfältigste Küche der Welt nachgesagt wird, eingeflogen. „Ich wollte meinen ganz eigenen Stil“, begründet Farru. Dieser ist bunt indisch und trotzdem sehr einfach. Farru findet Gefallen an der „deutschen Arbeitsweise“ und der Konzentration, die die Menschen dabei aufbringen. Wenn ihn doch mal Anflüge von Heimweh überfallen, baut er seine Rikscha auf, und bummelt durch die Bamberger Straßen.