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KÖNIGSBERG/PRAPPACH: Die Mittelalter-Party-Band

KÖNIGSBERG/PRAPPACH

Die Mittelalter-Party-Band

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    Minniglich auf der BühneFOTO: Gerold Snater
    Minniglich auf der BühneFOTO: Gerold Snater Foto: Gerold Snater
    Spaß am Mittelalter: Drei der vier Mitglieder der Gruppe Minniglich mit (von links) Claudia Pasler, Christian und Christine Trapp. Auf dem Bild fehlt Sebastian Slawik.FOTO: Alois Wohlfahrt
    Spaß am Mittelalter: Drei der vier Mitglieder der Gruppe Minniglich mit (von links) Claudia Pasler, Christian und Christine Trapp. Auf dem Bild fehlt Sebastian Slawik.FOTO: Alois Wohlfahrt

    Das Mittelalter kommt völlig unspektakulär daher. Keine Ritterrüstung im Raum, keine Schwerter und Schilde an den Wänden. Stattdessen riecht es nach Holz. Und es schaut nach Handwerk aus. „Spielleute waren nun mal auch Handwerker“, sagt Christian Trapp lachend, während er in seine Werkstatt am Rande von Prappach führt. Dennoch lugen aus vielen Ecken vergangene Zeiten hervor. Hier Zupfinstrumente und Gitarrenkörper, die so gar nicht in die Neuzeit passen wollen, dort Schlagwerk, das aus einer Zeit stammt, als Trommeln noch Trommeln und keine Percussion-Instrumente waren. Spätestens, als wenig später Christian Trapp, seine Frau Christine und seine Schwester Claudia Pasler die Instrumente zum Leben erwecken, wird deutlich, dass hier tatsächlich das Mittelalter zu Hause ist. Seit eineinhalb Jahrzehnten haben sie – und als Vierter im Bunde Sebastian Slawik – sich unter dem Namen „Minniglich“ der Musik des Mittelalters verschrieben.

    Wenn Christian Trapp Geschichten erzählt, dann wird eines deutlich: Zum Mittelalter kommt man nicht irgendwann einmal, vom Mittelalter wird man infiziert. Der 35-Jährige erlebte diese „Inspiration“ nach einem Fernsehbericht und dann quasi live beim ersten Mittelalterfest in Königsberg. Bereits damals spielte er Gitarre. Holz und der Klang, der daraus werden kann, waren und sind auch sein Beruf: Er ist Schreiner und gelernter Instrumentenbauer.

    Nicht viel anders ist seine Schwester Claudia Pasler vom Mittelalter „infiziert“ worden: Geradezu verzaubert war sie nach dem Besuch eines Mittelalterfestes bei Verwandten. „Der Spaß, die Musik, das Lebensgefühl“ _ alle von „Minniglich“ sind sich einig, dass es genau das ist, warum sie von diesem Zeitalter so begeistert sind. Dass Mittelalterfeste seit Jahren so hoch in der Gunst der Besucher stehen, ist für sie deshalb nicht unbedingt überraschend.

    Entschleunigung und Liebe

    „Menschen in einer schnelllebigen Zeit wie unserer verbinden mit dem Mittelalter natürlich, dass alles ruhiger war, dass es eben nicht so schnelllebig war“, so Claudia Pasler. Und fügt hinzu: „Natürlich picken wir uns nur das Schöne des Mittelalters heraus“.

    Das findet sich dann auch in den Liedern von Minniglich wieder. Klar, dass der Name „Minniglich“, der lieblich bedeutet, verpflichtet und auch die Liebe Platz hat in ihren Liedern. Aber die Musik des Mittelalters authentisch auf die Bühne zu bringen, das steht für sie nicht im Vordergrund. Eher schon die Idee, die hinter den Spielleuten stand. „Wenn damals der Spielmann in die Stadt oder ins Dorf kam, dann war das ein Ereignis“, denn die Spielleute hatten nicht nur Lieder im Gepäck, sondern trugen auch Nachrichten weiter.

    Dass diese Rolle „Spielmann“ Christian Trapp auf den Leib geschnitten ist, ist unschwer zu erkennen. Wenn er erzählt, wie das wohl gewesen sein könnte, wenn die Musiker im Dorf auftauchten, dann werden Trapps Schilderungen schnell Bilder im Kopf der Zuhörer. Trapp ist Handwerker, er baut seine Instrumente zum Teil selbst, „so haben es ja auch die Spielleute damals gemacht“, so Trapp. Aber vor allem „bauen“ sie ihre Lieder selbst. Gefällt ihnen eine Melodie, die sie auf einem Konzert aufgeschnappt haben, dann reichen auch mal drei Akkorde als Anleihe bei der Gruppe und Minniglich macht daraus ihr eigenes Lied, so Claudia Pasler. Wie sie, haben auch ihre Mitspieler das Musizieren auf ihren Instrumenten selbst beigebracht.

    „Wir sind keine Profis. Aber die Spielleute damals mussten damit ihr täglich Brot verdienen.

    Aber: Würde man deren Lieder heute mit unseren Ohren hören, würde sich das vermutlich ungewohnt anhören“, so Trapp und bei seinen Schilderungen merkt man: Er ist nicht nur Handwerker, sondern im besten Sinne des Wortes auch „Mundwerker“. Aber so musste ein Spielmann damals auch sein, um sich Gehör zu verschaffen. „Christian der Vielsaitige“ nennt sich Trapp, wenn sie auf der Bühne stehen.

    Bühnenpremiere

    Zum ersten Mal war dies im Jahr 2002. Bis es zur richtigen Gruppe „Minniglich“ kam war es ein schleichender Prozess, so Christian Trapp. Zuvor hatte er schon mit seiner Schwester Claudia auf Ritteressen oder ähnlichen Veranstaltungen gespielt.

    Im Jahr 2004 dann das erste Konzert mit Sebastian Slawik. Er studierte Interdisziplinäre Mittelalterstudien, und er sorgt für Rhythmus, unter anderem mit der Landsknechtstrommel und dem Schneewitchen, der großen Trommel.

    Schlagwerk ist unter anderem auch der Part von Claudia Pasler. Sie schlägt die Bodhran, eine irische Rahmentrommel, spielt aber auch Schalmei und Gitarre. Christian Trapps Ehefrau Christine spielt unter anderem Querflöte, Sopran-, Alt- und Bassflöte, sowie Oboe. „Oberspielmann“ Christian Trapp führt nicht nur durchs Programm, sondern ist auch den Saiten, mit dem sein Einstige in die Musik begann, treu geblieben: Er spielt Gitarre, Bouzuoki, Mandoline und unter anderem auch Dudelsack. Und sobald er vor dem Auftritt in seine „Gewandung“ (O-Ton Minniglich unisono: „Es heißt Gewandung! Nicht Kostüm!“) steigt, dann steht auch nicht mehr Christian Trapp auf der Bühne, sondern er ist wie verwandelt „ganz Oberspielmann“, berichten seine Frau und Schwester schmunzelnd. Aber das muss wohl auch so sein, denn „man muss das mit Leib und Seele sein, sonst springt der Funke nicht über“, so Christian Trapp.

    20 bis 30 Auftritte jährlich

    Noch bis vor wenigen Jahren brachten sie es auf 20 bis 30 Auftritte im Jahr. Die vergangenen Jahre ließen sie es etwas ruhiger angehen. „Die Familie hatte Vorrang“, schmunzelt Christian Trapp. Ein Auftritt allerdings steht ganz fest im Terminkalender: der Auftritt beim Königsberger Mittelalterspektakel, der Nacht der Spielleute, die an diesem Wochenende stattfindet.

    Dort sind sie die „Haus-Band“ hieß es jüngst vom Veranstalter. Und die Bezeichnung „Band“ trifft denn auch zu, sagt Christian Trapp, denn sie verstehen sich als eine Gruppe, die „mittelalterliche Party-Musik“ bietet. Denn das Wichtigste ist, so Claudia Pasler, „dass die Leute lachen und Spaß haben. Wenn wir es geschafft haben, die Freude rüberzubringen, dann ist das der größte Lohn“.

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