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Haßfurt: Die schönsten Sagen der Region: Warum beim Bau der Haßfurter Ritterkapelle ein Wirt als Figur verewigt wurde

Haßfurt

Die schönsten Sagen der Region: Warum beim Bau der Haßfurter Ritterkapelle ein Wirt als Figur verewigt wurde

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    Um zu wenig Wein und allzu luftiges Brot geht es in einer Sage rund um den Bau der Haßfurter Ritterkapelle. Illustration (Ausschnitt) aus dem Buch "Der Sagenschatz des Landkreises Haßberge". 
    Um zu wenig Wein und allzu luftiges Brot geht es in einer Sage rund um den Bau der Haßfurter Ritterkapelle. Illustration (Ausschnitt) aus dem Buch "Der Sagenschatz des Landkreises Haßberge".  Foto: Clarissa van Amseln

    Wer hart arbeitet, wie die Handwerker beim Bau der Ritterkapelle, muss ordentlich essen und trinken. Was die Verpflegung mit einer Figur am Gewölbe der westlichen Portalhalle zu tun hat, erzählt die "Sage vom ungerechten Wirt". Und die geht so: 

    "Hans! Friedrich! Runter vom Gerüst, es ist Mittag!", tönte es durch die leere, aber beachtliche Halle des Langschiffes der im Bau befindlichen Ritterkapelle. Der Baumeister rief zur Mittagspause, er hatte den Architektenplan beiseite gelegt und griff nach seinem Brotzeitkorb. Sein treues Weib versorgte ihn großzügig mit kaltem Braten, einem halben Laib Brot, dazu Butter, ausreichend Wein, sogar süßem Hirsekuchen als Nachspeise.

    Ein Laib Brot, ein Handkäse und ein Krug Wein

    Nicht so üppig hatten es die Handwerksburschen, die jungen, ledigen Steinmetze, die für den Bau angeheuert hatten, aber keine Mutter im Ort hatten, die sie umsorgen könnte. Sie mussten sich selbst versorgen und schickten zu Mittag den Jüngsten, den Stift, los, ihnen die Brotzeit zu besorgen. Gegenüber lag ein Gasthaus, einen Katzensprung quer über die Straße, dort holte der Stift den vorbestellten und bezahlten Laib Brot, einen Handkäse und einen Krug Wein, an dem er ordentlich zu schleppen hatte, wollte er nichts verschütten.

    "Hast du doch was verschüttet?", fragte ihn der Hans, als er aus dem Krug die mitgebrachten Becher füllte, denn der Wein machte die beiden Becher gerade mal halb voll. "Wir haben Wein für zwei bestellt und auch bezahlt!", grummelte er und beäugte den jungen Stift misstrauisch. Nein, kein verdächtiger Weinrand war an seiner Oberlippe, auch hatte er bisher kein Interesse am Wein gezeigt, er war ja auch erst zwölf und interessierte sich mehr für allerlei Spiel mit den Nachbarskindern als für den Handlangerdienst, für den er von seinem Vater, dem Zimmermann, abkommandiert worden war.

    Mehr Luft als Brot

    Mit dem Brot war es aber auch nicht besser, beim Aufschneiden gähnten den hungrigen Steinmetzburschen zwei große Löcher entgegen! "Sowas!" entfuhr es Hans, "Das ist ja mehr Luft als Brot! Wie soll man denn davon satt werden!"

    Schaut man im Eingang der Ritterkapelle nach oben, entdeckt man die Figur eines Mannes, der ein Gefäß und eine Waage in den Händen hält.
    Schaut man im Eingang der Ritterkapelle nach oben, entdeckt man die Figur eines Mannes, der ein Gefäß und eine Waage in den Händen hält. Foto: Peter Schmieder

    Wenn es das erste Mal gewesen wäre – aber gestern schon war der Laib zwar nicht hohl, dafür kleiner gewesen und vorgestern fanden sie darin eingebacken einen pflaumengroßen Kieselstein.

    "Na warte", dachte grinsend der pfiffige Hans und beriet sich flüsternd mit seinem Kompagnon. Die beiden ersannen sich eine Rache für den Wirt. Eine, die diesen vor allen Leuten zum Gespött machen würde – und zwar mindestens für mehrere hundert Jahre!

    Noch heute findet sich am Gewölbe der westlichen Portalhalle der Ritterkapelle die Figur eines in der Form des Andreaskreuzes gestreckten, unbekleideten Mannes. Seine rechte Hand gießt aus einem Gefäß in ein zweites, das eine aus der Mauer hervorwachsende Hand hält. Seine linke Hand hat einen schwer zu erkennenden Gegenstand, eine Waage mutmaßlich. Bei den Haßfurtern heißt der Mann "der ungerechte Wirt". Dort haben die betrogenen Bauleute dem habgierigen Wirt zum Spott wohl dieses Denkmal in der Vorhalle gesetzt.

    Anm. d. Red.: Die tatsächliche Bedeutung der Skulptur am Eingang der Ritterkapelle ist nicht abschließend geklärt, oft wird sie aber auch als "Viertugendmann" bezeichnet. Denn an ihren Händen und Füßen befinden sich Gegenstände und Tierfiguren, die als Symbole der vier Kardinaltugenden gedeutet werden können. Das in der Sage beschriebene Gefäß steht demnach für die Mäßigung, die Waage für die Gerechtigkeit. An den Füßen befinden sich – wenn auch heute nur noch schwer zu erkennen – eine Schlange und ein Löwe, die als Symbole für Klugheit und Stärke gedeutet werden können.

    Die hier zu lesende Sage stammt aus dem Buch "Der Sagenschatz des Landkreises Haßberge" von Clarissa van Amseln und ist bei "BoD -Books on Demand", im Online-Buchhandel und über den lokalen Buchhandel erhältlich. Das Buch umfasst 146 Seiten mit 66 ganzseitigen farbigen Illustrationen. Der Preis für die gebundene Ausgabe beträgt 39 Euro, das E-Book kostet 14,99 Euro. ISBN-13: 9783759714121.

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