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Limbach: Die schönsten Sagen der Region: Warum die Limbacher ihre Dorfkirche nicht mitten im Ort bauen konnten

Limbach

Die schönsten Sagen der Region: Warum die Limbacher ihre Dorfkirche nicht mitten im Ort bauen konnten

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    Maria Limbach: Die Kirche ist ein beliebtes Ziel von Wallfahrten, doch warum liegt sie so weit außerhalb der Ortschaft? Eine Sage versucht, diese Frage zu beantworten.
    Maria Limbach: Die Kirche ist ein beliebtes Ziel von Wallfahrten, doch warum liegt sie so weit außerhalb der Ortschaft? Eine Sage versucht, diese Frage zu beantworten. Foto: René Ruprecht (Archivfoto)

    Der Eltmanner Stadtteil Limbach ist der Schauplatz einer besonderen Geschichte, bei der sich alles um den Neubau der Dorfkirche und die geheimnisvolle Auswahl des Standortes dreht. Und die Sage "Warum die Kapelle nicht ins Dorf gebaut wurde" geht so:

    "Ich zieh dir die Ohren lang!", schimpfte der Baumeister und blickte drohend hinüber zum jüngsten unter den Lehrlingen. Der aber guckte nur verdutzt und zuckte die Schultern. "Was der Alte wieder will", dachte er bei sich, aber laut rief er zurück: "Ich hab nichts angestellt, was ist denn los?"

    "Na dann schau dir doch den Sandhaufen an, der ist nur noch halb so groß wie gestern! Und von den großen Sandsteinen fehlen auch welche!" Der Lehrling kratzte sich am Kopf, für den Sand war er zuständig und tatsächlich, irgendwie war der Haufen deutlich kleiner als gestern. Sollten Diebe den Sand entwendet haben? Unwahrscheinlich, dachte er, da gäbe es Besseres zu stehlen als ein paar Eimer voll Sand.

    Plötzlich ist der Sand am alten Standort

    Schon wollte der Meister weiter wettern, der überzeugt war, der neue Lehrling müsse der Schuldige sein, denn seine anderen Pappenheimer kannte er seit Jahren wie seine Westentasche. Im gleichen Moment kam sein ältester Geselle angerannt und wedelte schon von der Ferne mit den Armen. "Meister!", rief er aufgeregt und keuchte: "Ich komme gerade von der Stelle, wo die alte Kapelle stand. Stell dir vor, dort liegen Sandsteinquader, nigelnagelneue, genau wie die, die wir verwenden, und ein Haufen Sand ist auch dabei. Will dort ein anderer Trupp etwa auch etwas bauen?"

    Statt dem Gesellen zu antworten, wandte sich der Meister an den Jüngsten, der den Bericht neugierig mitangehört hatte. "Warst du das?", herrschte er ihn an. "Sollte das ein Aprilscherz sein, den du dir mit uns erlaubt hast?"

    Doch dem Lehrling war nicht zum Lachen zu Mute. "Ich schwör, ich war's nicht!", konterte er, schüttelte beteuernd den Kopf und fügte hinzu: "Warum sollte ich mir ins eigene Fleisch schneiden, denn am Ende bin ja ich derjenige, der den verschleppten Sand wieder herkarren muss!"

    Und so war es auch, mühsam musste der Lehrjunge den schweren Sand auf eine Handkarre laden und zurückbringen, an die Stelle, nah am Dorf, wo die neue Kapelle gebaut werden sollte. Die alte, die außerhalb des Dorfes, mitten in den Feldern gelegen hatte, war ja von den Schweden zerstört worden.

    Wer hat die Schwerstarbeit verrichtet?

    Wer auch immer sich den Scherz erlaubt hatte, das Baumaterial von der neuen Baustelle zum alten Kapellenplatz zu transportieren, hatte keine Mühe gescheut, denn die entführten Sandsteinquader waren massiv und man brauchte zwei Mann, um einen heben zu können.

    Weil der Meister nicht aufklären konnte, wer der Übeltäter war, ließ er die Sache auf sich beruhen, fuhr fort, das Gelände zu vermessen, um bald mit der Grundsteinlegung beginnen zu können. "Morgen können wir die ersten Steine setzen", dachte er zuversichtlich und blies zum Feierabend.

    Wer hat die Baumaterialien in Limbach heimlich an einen anderen Standort verbracht? Illustration (Ausschnitt) aus dem Buch "Der Sagenschatz des Landkreises Haßberge".
    Wer hat die Baumaterialien in Limbach heimlich an einen anderen Standort verbracht? Illustration (Ausschnitt) aus dem Buch "Der Sagenschatz des Landkreises Haßberge". Foto: Clarissa van Amseln

    Der nächste Morgen aber brachte eine Überraschung: Wieder war Baumaterial verschwunden und wieder fand es sich versetzt an den alten Platz der zerstörten Kapelle. Diesmal war es sogar noch mehr als am Tag vorher, es waren auch große Holzbalken dabei, welche die Limbacher Bürger für ihre neue Kapelle erst herbeigeschafft hatten. Der Neubau lag den Dorfbewohnern sehr am Herzen, denn der Verlust ihrer alten Kapelle war ihnen recht nahe gegangen. Der Bequemlichkeit halber sollte die neue Kapelle näher ans Dorf gebaut werden, dann müsse man zu den Gottesdiensten, den Taufen und Hochzeiten nicht mehr so weit laufen, so hatte man sich das vorgestellt.

    Doch irgendjemand pfuschte ihnen ins Handwerk. Der ganze Bautrupp stand um die verschleppten Materialien und beschaute rätselnd das Desaster. Keiner hatte eine Idee, wer sich nächtens eine solche Arbeit machen sollte – und warum. Irgendjemand schien es auf den Bautrupp abgesehen zu haben und wollte sie offenbar bis aufs Blut ärgern.

    Wache schieben soll Klarheit verschaffen

    "Wir müssen die Halunken stellen!" Entschlossen fasste der Meister einen Plan: "Heute Nacht wird Wache geschoben! Das passiert uns nicht noch einmal!" Der älteste Geselle und zwei zuverlässige Lehrlinge wurden abkommandiert, ihr Lager auf der Baustelle aufzuschlagen und das Baumaterial zu bewachen. Den ganzen Tag aber hatten sie zu schleppen und zu karren, bis alles wieder zurück an die Baustelle geschafft war.

    Der Meister ärgerte sich nicht wenig, wieder war nichts aus der Grundsteinlegung geworden. Doch hatte er schon eine geheime Vorfreude darauf, die Burschen auf frischer Tat zu erwischen, die ihnen so übel mitgespielt hatten. Man würde denen schon zeigen, wo der Hammer hängt!

    Am nächsten Morgen schälte sich der Meister schon vor Sonnenaufgang aus dem Bett und eilte auf die Baustelle, um zu sehen, was seine Wachleute zu berichten hätten. Vielleicht haben sie die Übeltäter dingfest machen können, so hoffte er.

    Was aber fand er dort vor? Die Lehrlinge und selbst den Gesellen in tiefstem Schlaf! "Donnerwetter!" entfuhr es ihm, "Was seid ihr für Waschlappen!" Erschreckt rappelten sich die drei jäh aus dem Schlaf Gerissenen auf und blickten sich um – noch mehr Baumaterial als am Tag zuvor war verschwunden. Betreten ließen sie vor dem Meister die Köpfe hängen und konnten's nicht erklären, warum sie die Augen nicht hatten offenhalten können, nicht wenigstens einer von ihnen.

    Nur der Schuster versteht den Hintergrund

    Man beriet, dass man der Sache nun endgültig Herr werden müsse und berichtete den Dorfleuten von den seltsamen Vorfällen. Die erklärten, einige Männer zur Nachtwache zur Verfügung zu stellen, gemeinsam würde man den Irrsinn schon aufklären, da waren sich alle einig – bis auf den alten Schuster. Der hatte eine seltsame Ahnung, was wirklich dahinter stecken könnte, und meinte dazu: "Ihr könnt schicken, so viel Mann ihr wollt – wenn es eine höhere Macht ist, die nicht will, dass hier gebaut wird, sondern dort, wo die alte Kapelle stand, werdet ihr nichts ausrichten!" Auf den Schuster wollte aber keiner hören – der Ehrgeiz war angestachelt, dem Unfug Einhalt zu gebieten und die Täter zu fassen.

    Etliche Männer des Dorfes und sogar der Baumeister selbst lagerten diese Nacht auf der Baustelle und harrten der Dinge, die geschehen sollten. Was aber geschah? Sie waren allesamt eingeschlafen. Trotz eisernen Willens hatte nicht einer von ihnen die Augen offen halten können, auch nicht der schlaue Meister. Als sie mit dem Morgengrauen endlich erwachten, was fanden sie da vor? Fast alles Baumaterial war wieder versetzt – an den Ort der ersten Kapelle, und niemand hatte gehört oder gesehen, wie.

    Der Schuster, so sahen sie ein, musste wohl recht gehabt haben, es konnte nur ein Zeichen Gottes sein, dass er seine Kapelle gerade dort haben wollte, wo zuvor die Erste auch gestanden hatte. Und so geschah es. Das neue Kirchlein wurde dort errichtet, wo einst die Alte gestanden hatte – und siehe da, die Bauarbeiten gingen zügig, ja meisterhaft von der Hand – wie unter einem besonderen Segen.

    Die hier zu lesende Sage stammt aus dem Buch "Der Sagenschatz des Landkreises Haßberge" von Clarissa van Amseln und ist bei "BoD -Books on Demand", im Online-Buchhandel und über den lokalen Buchhandel erhältlich. Das Buch umfasst 146 Seiten mit 66 ganzseitigen farbigen Illustrationen. Der Preis für die gebundene Ausgabe beträgt 39 Euro, das E-Book kostet 14,99 Euro. ISBN-13: 9783759714121.

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