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Königsberg: Die schönsten Sagen der Region: Wie es kam, dass der Kellermeister in der Königsberger Zehntscheune spukt

Königsberg

Die schönsten Sagen der Region: Wie es kam, dass der Kellermeister in der Königsberger Zehntscheune spukt

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    Kein Wunder, dass auch im malerischen Königsberg Sagen spielen: Wie diejenige vom Kellermeister, der dem Wein verfallen war und deshalb heute noch als Geist spukt. 
    Kein Wunder, dass auch im malerischen Königsberg Sagen spielen: Wie diejenige vom Kellermeister, der dem Wein verfallen war und deshalb heute noch als Geist spukt.  Foto: René Ruprecht

    Heimlich Wein aus den Fässern seines Herrn zu verkaufen und dafür Wasser nachzufüllen, kann auf Dauer nicht gutgehen. Dies lehrt die Sage "Der Kellergeist in der Zehntscheune", hier nacherzählt vom 1995 verstorbenen Königsberger Heimatdichter Karl Eisentraut. Und die Sage geht so:

    "Ja Bub", sagte mein Vater zu mir, als wir mit dem Kuhgespann gemächlich die Schlosssteige in Königsberg hinauf zockelten und das massige Gebäude zwischen den Bäumen auftauchte, "die Jugendherberge war früher einmal Zehntscheuer, später Kelterhaus und Kelterei. Unten lagerten riesige Weinfässer. Oben im Erdgeschoss standen sechs riesige Weinpressen.

    Die Verantwortung für den Wein war groß

    Wenn sie in Betrieb waren, dröhnte das ganze Kelterhaus. Die Fässer waren bis oben hin spundvoll mit edlen Tropfen gefüllt. Die Aufsicht im Kelterhaus hatte damals, das ist lange her, ein Kellermeister, Küfer genannt. Er musste die Trauben in Empfang nehmen, die Pressen in Bewegung setzen, die Wasserträger bestellen, die Fässer spülen und reparieren, das Gären des Saftes überwachen, die Fässer füllen und hernach das Spundloch mit einem Holzzapfen versiegeln. War der Wein trinkreif, sorgte der Küfer für die Lieferung in die königlich fürstliche Residenz oder versteigerte die restlichen, weniger edlen Tropfen.

    Ein Kellergeist treibt in einer Sage aus Königsberg sein Unwesen. Illustration aus dem Buch "Der Sagenschatz des Landkreises Haßberge". 
    Ein Kellergeist treibt in einer Sage aus Königsberg sein Unwesen. Illustration aus dem Buch "Der Sagenschatz des Landkreises Haßberge".  Foto: Clarissa van Amseln

    Solch verantwortungsvolles Amt wurde gut bezahlt. Der Kellermeister genoss auch uneingeschränkt das Vertrauen seiner Herrschaft. Aber wer viel hat, möchte oft mehr haben! Das wurde dem Kellermeister zum Verhängnis.

    Insgeheim erbrach er nachts die Fässer, entnahm erst maß- und später eimerweise den Wein und verscheuerte ihn an unlautere Kundschaft. Mit der Zeit verfiel auch er dem Trunk, besoff sich, grölte und schimpfte dann und erschreckte die Anwohner.

    Die langen Finger der rechten Hand abgehackt

    Einer seiner Hehler hielt aber nicht dicht. So kamen die Machenschaften des Kellermeisters auch dem Herzog zu Ohren. Der Burgvogt erhielt den Befehl, den Küfer nachts beim Diebstahl zu stellen. Als dieser gerade dabei war, für den entnommenen Wein die gleiche Menge Wasser nachzufüllen, wurde er von den Stadtknechten gepackt. Er kam vors Centgericht und der Scharfrichter hieb ihm von der rechten Hand die 'langen Finger' ab. Die Strafe wurde unbarmherzig vollstreckt. Mit Schimpf und Schande wurde er aus dem Stadttor gejagt, in der Fremde ist er verstorben."

    Da ich nicht locker ließ, erzählte mein Vater gemächlich weiter: "Ja Bub, wohl waren die Finger ab, gesühnt und bestraft die Tat, aber da lag noch ein Fluch in der Luft. Unstet und flüchtig sollst Du sein. Deine Seele soll nie Ruhe finden, so hatte der Richter gesagt. Das erfüllte sich. Nun spukt es im Kellerhaus. Von nun an ging der Kellergeist um. Viele wollen ihn gesehen, manche auch gehört haben. Er soll Stulpenstiefeln getragen, eine blaue Küferschürze umgebunden und um den Hals ein rotes Tuch geschlungen gehabt haben. Auf dem Kopf habe er eine Kappe getragen, aber sein Gesicht sei eher ein Totenschädel gewesen."

    "Siehst Bub, so geht es Dieben und Verbrechern", belehrte mich mein Vater. "Sie müssen immer an den Ort ihrer Schandtat zurückkehren, bis sie ein wohlgefälliges Opfer oder ein inniges Gebet von ihrem Spuken erlöst."

    Unheimlische Geräusche zur nächtlichen Stunde

    Von denen, die das Umgehen des Kellergeistes erlebten, immer nur zur mitternächtlichen Stunde, erzählt jeder anders: Plötzlich habe man Fässer rollen gehört, Fluchen und Grölen, dazwischen Hammerschläge wie beim Antreiben von Fassreifen. Die Winde der Kelterpresse habe geknirscht und die Treppe rauf und runter habe es gepoltert. Jeder habe vor Schreck den Atem angehalten. Einige sagten, der Geist habe auch laut gesungen, wie Trunkene, die ihrer Stimme nicht mehr Herr sind:

    "Zapfe an kein Fass,  gieße nach kein Nass. Der Teufel straft sofort,  jagt aus dem Haus dich fort. Musst um und um dann gehn, ohn' Bitten, ohne Flehn."

    Längst war das Haus außer Sicht gekommen. Doch die Sage vom Kellergeist habe ich behalten, bis zu diesem Tag und zu dieser Stunde.

    Die hier zu lesende Sage stammt aus dem Buch "Der Sagenschatz des Landkreises Haßberge" von Clarissa van Amseln und ist bei "BoD -Books on Demand", im Online-Buchhandel und über den lokalen Buchhandel erhältlich. Das Buch umfasst 146 Seiten mit 66 ganzseitigen farbigen Illustrationen. Der Preis für die gebundene Ausgabe beträgt 39 Euro, das E-Book kostet 14,99 Euro. ISBN-13: 9783759714121.

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