Auf den ersten Blick wirken sie wie ein ganz normales Radwanderer-Team: Randolph Westphal auf dem Biria Fahrrad und sein Malamut Schlittenhund. Doch die Aufschrift des Fahrradanhängers macht stutzig: 86 000 Kilometer durch drei Kontinente - und das alles mit dem Fahrrad!
Im Gespräch erfährt man dann, wie diese unglaublich hohe Zahl an Kilometern zustande gekommen ist. 1987 wurde bei Westphal eine Krebserkrankung diagnostiziert. Damals war der heute 41jährige Westphal von den Ärzten bereits aufgegeben worden, denn das Melanom stellte sich als besonders heimtückisch heraus, die Überlebenschancen sind sehr gering.
Doch Westphal gab sich damals nicht auf, ließ zahlreiche Operationen über sich ergehen und kaum war die stationäre Behandlung vorüber, setzte sich der passionierte Radler auf sein Rad und machte sich auf, fahrend den Krebs zu bekämpfen. Mit dabei damals, sein Schlittenhund Shir Khan.
86 000 Kilometer ist er mittlerweile dafür gestrampelt, durch den Wüstensand Nevadas und das Eis Alaskas ebenso wie über die Alpen und die Rocky Mountains.
Er hat Krebskranken in Montreal von seinen Erlebnissen erzählt und Vorträge an Universitäten gehalten. Mittlerweile ist er eine Art Vorzeige-Kreuzritter geworden, und an den Stationen seiner Reisen setzt er sich mit den örtlichen Krebshilfeorganisationen zusammen und gibt Vorträge, um Leidensgenossen, aber auch gesunde Menschen daran teilhaben zu lassen, was ein starker Wille und eine lebensbejahende Einstellung für Auswirkungen auf den menschlichen Organismus hat.
Er hat gelernt, dass der Krebs ein "Zeitjäger" ist, dem Stress und negative Umwelteinflüsse ein "guter Wegbereiter" sind. Sein Kreuzzug wurde in Argentinien 1996 von einem schlimmen Unfall überschattet, bei dem er seinen "Sohn" Shir Khan (wie er den Hund liebevoll nennt) und beinahe seinen Fuß verlor - der Unfallverursacher beging Fahrerflucht. Nach Stunden wurde er entdeckt, nach Deutschland zurückgebracht und in der Uniklinik in Frankfurt am Main konnte sein Fuß gerettet werden.
Er humpelt heute etwas und aufgrund seiner Kopfverletzungen und des erlittenen Komas hat er etwas Probleme mit den Augen.
Danach ging seine Reise durch England, Irland, Schottland und Neuseeland weiter. 1999 musste er sich weiteren Operationen am Bein unterziehen. Westphal kam, begleitet von einem "Enkel" seines "Sohnes", dem Schlittenhund "Yukon" über Thüringen und Königshofen nach Hofheim - er hatte einen Termin im Rügheimer Schüttbau und wird im Herbst diesen Jahres einen Vortrag halten.
Finanziell ist das Gespann nicht besonders gut gestellt. Die beiden sind auf Sponsorengelder und Spenden angewiesen, denn ein "Todkranker" erhält nicht so leicht einen Bankkredit, erzählt Westphal.
So ermöglicht ihm der amerikanische Abenteurerausrüster Jack Wolfskin und die deutsche Lufthansa die teueren Überfahrten zwischen den Kontinenten, dennoch kann der Weltenbummler sich kein Hotel leisten und er schläft auch noch bei minus 30 Grad mit seinem Hund unter freiem Himmel, mit Schlafsack und Luftmatratze.
Westphals wichtigste Botschaft: "Gegen den Krebs musst du die stärkste Droge nehmen, die es gibt: Das Leben!"