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Dorfrocker: Plan B führt die drei Jungs ins Kloster

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Dorfrocker: Plan B führt die drei Jungs ins Kloster

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    Gerolzhofen/Trossenfurt Beim Gerolzhöfer Frühlingsfest im vergangenen Jahr gaben die „Dorfrocker“ eines der ersten Live-Konzerte ihrer Karriere. Seither haben sich die drei Brüder Markus, Tobias und Philipp Thomann aus Kirchaich (Lkr. Haßberge) zu Shootingstars in der Volksmusik-Branche entwickelt. Im Vorfeld ihres Heimspiels am Samstag, 28. Juni, beim Open-Air auf dem Roppelt-Keller in Trossenfurt stellten sich Markus und Tobias Thomann einem Interview.

    Frage: Euer Auftritt in Trossenfurt erinnert mich im Kleinen ein wenig an die kultigen „Heimspiele“ der Kastelruther bei ihrem Spatzenfest, oder die großen Open-Airs der „Schürzenjäger“ im Zillertal. Wollt ihr auch alle eure Fans hierher in eure Heimat bringen?

    Markus Thomann: Logisch. Wir haben zehn oder elf Fanclubs und wollen so die Möglichkeit schaffen, dass die sich alle zeitgleich treffen und sich kennen lernen können. Ein anderer Grund ist der, mal etwas anderes zu machen. Ein Open-Air auf einem Bierkeller, das gibt es nicht jeden Tag. Wir wollen nicht nur die Fans von weiter her ansprechen, sondern auch die Leute aus der Region. Gerade, weil wir in unserer Heimatgemeinde bewusst nicht so häufig gespielt haben. Denn wenn man binnen vier Wochen dreimal in einem Umkreis von fünf Kilometern spielt, ist das nicht das Gelbe vom Ei.

    Ihr spielt beim Trossenfurt-Open-Air mit Ex-Schürzenjäger Patrick Cox zusammen. Was ist das für ein Gefühl, mit einem Star auf der Bühne zu stehen?

    Tobias Thomann: Auf jeden Fall ein gutes. Wir waren ja selbst in unserer Kindheit und Jugend Schürzenjäger-Fans. So ist es ein Highlight für uns, mit ihm auf der Bühne zu stehen. Der Kontakt kam im vergangenen Jahr zustande, als wir in Finkenberg beim Abschluss-Open-Air der Schürzenjäger als Vorband spielten, genauso wie er mit seiner neuen Band. Da haben wir festgestellt, dass Patrick Cox auch in Franken wohnt – in Priesendorf, knapp zwei Kilometer von uns entfernt.

    Wie lange seid ihr schon so richtig im Geschäft?

    Markus Thomann: Tobias und ich haben als wir noch klein waren schon mit Schifferklavier und Schlagzeug zusammen gespielt. Bei Dorffesten etwa. Mit 15, 16 haben wir dann unsere Interessen verlagert und hatten jahrelang eine Coverband, haben Rockmusik gemacht. Wir haben aber eigentlich schon immer auch eigene Lieder geschrieben. Vor drei, vier Jahren haben wir den Versuch gemacht, volkstümliche Musik und Rock'n'Roll zu vermischen und ins Stimmungssegment reinzugehen. Wir haben uns bei Plattenfirmen beworben. Ariola war eine der ersten, die sich positiv geäußert haben. Als unser Album fertig war, kam gleich der erste Fernsehauftritt bei Florian Silbereisen, vor sieben Millionen Zuschauer. Das war im März 2007 und eigentlich der erste Auftritt der Dorfrocker überhaupt. Die Schwierigkeit war: Wie vermeidet man, dass das zur Eintagsfliege wird. Siehe die ganzen Superstars: sie landen einen Hit in den Charts – und nach einem Vierteljahr hört sie keiner mehr. Unser Ziel war es, eine Gratwanderung hinzubekommen. Uns kannte niemand, wir hatten keine Fans. Da war nichts gewachsen. Wir haben das mittlerweile ganz gut hinbekommen und geschaut, dass wir viel live spielen. Heuer haben wir 130 Live-Auftritte.

    Bei Jungs in eurem Alter würde man eher denken, dass sie versuchen, als Rocker Fuß zu fassen. Warum die volkstümliche Musik? Ist es dort leichter?

    Tobias Thomann: Ob das leichter ist, kann ich nicht beurteilen. Dass wir in dieser volkstümlichen Branche sind, ist auch historisch so gewachsen. Wenn man die Vorgeschichte betrachtet, ist es das, was am authentischsten für uns ist und was wir am ehesten machen wollen. Auch wenn unser zweites Album, das gerade produziert wird, wieder eine Spur rockiger sein wird.

    Als ihr vergangenes Jahr beim Frühlingsfest in Gerolzhofen gespielt habt, habt ihr wohl auch noch nicht gedacht, dass ihr heuer Deutschland beim Grand Prix der Volksmusik vertretet.

    Markus Thomann: Nein. Auch wenn ich den Grand Prix nicht als Hauptziel sehe. Schön, dass man dabei ist, aber wir stehen ja eigentlich nicht so richtig für Volksmusik. Wenn man sich die vergangenen Grand-Prix-Titel anschaut, sticht unserer schon heraus. Es ist immer die Sache des Betrachters, was er als Volksmusik sieht. Wir machen nicht diese Art von Musik, um eines Tages diesen Grand Prix zu gewinnen. Wir sind lieber Live-Musiker und nicht die, die stattdessen zwanzig Mal ins Fernsehen wollen. Sendungen wie der Grand Prix sind eher eine supernette Begleiterscheinung.

    Der Karriere ist es aber sicher nicht abträglich, oder?

    Markus Thomann: Kommt darauf an. Die Klostertaler etwa haben 1993 gewonnen, für die war es ein enormer Schub. Aber es gibt andere Beispiele, bei denen es nicht so toll lief.

    Tobias Thomann: Der Stellenwert ist vielleicht auch etwas gesunken. Wer am Anfang dort gewonnen hat, wie die Kastelruther Spatzen, die Klostertaler, Stefan Mross, Stefanie Hertel, die haben langfristig Erfolge gehabt. Aber es ist nicht so, dass das ganze Leben von einem Erfolg beim Grand Prix abhängt. Wir freuen uns aufs Finale und werden unser Bestes geben.

    Bei euren Texten geht es viel um Party machen, einfach Dinge, die die Jugend berühren. Ärgert es euch, wenn Leute, die eher konservative, vielleicht religiös angehauchte Volksmusik mögen, kritisieren: „Das sind Belanglosigkeiten“?

    Tobias Thomann: Solche Einwände habe ich bislang weniger gehört. Logischerweise sind es keine weltbewegenden Themen in unseren Texten. Aber die sind bei Schlagern und Volksmusik ohnehin selten. Unsere Zielsetzung ist klar stimmungsorientiert. Die Leute sollen mitfeiern können, gut drauf sein. Da geht es nicht um die Hungersnot in Afrika. Es hat halt alles seine Berechtigung: Songs mit sozialkritischen Themen ebenso wie Stimmungsmusik oder religiöse Lieder. Wir sind musikalisch vielseitig interessiert und haben jahrelang in einer Kirchenband bei Jugendgottesdiensten gespielt. Markus Thomann: Wir wollen nicht die Welt verbessern oder auf etwas aufmerksam machen. Weil, im Endeffekt nimmt es uns ja auch keiner ab, wenn wir da oben stehen und würden vom Regenwald reden. Das hat nichts damit zu tun, wie wir selbst zu solchen Problemen stehen.

    Kriegt man als Nachwuchsband hinter den Kulissen schon mal einen Tipp von alten Hasen der Szene?

    Tobias Thomann: Die treffen wir ja nicht jeden Tag, mal bei Fernsehsendungen. Aber da ist man nicht immer so im Gespräch, dass man Tipps bekäme. Markus Thomann: Es ist nicht so, dass einem gesagt wird: „Du musst dich jetzt so oder so verhalten.“ Bei uns war noch nie ein Choreograf da, oder einer, der uns geschminkt hat. Das geht immer von uns aus.

    Ihr drei seid Brüder, eure „Dorfrocker“ also quasi ein Familienbetrieb. Ist das ein Vorteil, dass ihr euch ständig seht?

    Tobias Thomann: Alles in allem ist das schon ein Vorteil. Als zusammengewürfelte Band kommt es vielleicht bei einem Streit eher mal soweit, dass es auseinandergeht. Bei uns gibt es auch mal Streit, aber da kennt man sich, und weiß, wie der andere reagiert. Da kommt man schneller wieder auf einen Nenner.

    Was denkt ihr denn, wohin es für euch erfolgsmäßig noch hin gehen könnte?

    Markus Thomann: Wir stehen erst am Anfang. Uns gibt es als „Dorfrocker“ ja erst gut ein Jahr. Aber die Live-Auftritte werden mehr. Die Verantwortlichen der Fernsehsendungen rufen auch von sich aus an und sagen: „Ihr wart bei uns, das lief gut. Wollt ihr nächstes Jahr wieder kommen?“ Das ist eine gute Situation. Aber Prophet ist natürlich keiner, dass er sagen kann, in drei Jahren stehe ich da oder da.

    Wie sieht euer Plan B aus, wenn ihr von der Musik nicht leben könntet?

    Tobias Thomann: Dann gehen wir ins Kloster – aber nur in ein gemischtes, das auch noch eine Brauerei dabei hat.

    Klare Ansage: Was wünscht ihr euch für euer Open-Air am Samstag?

    Markus Thomann: Gutes Wetter. Tobias Thomann: . . . und gut gelaunte Mädels. Wie ja auch einer unserer Titel heißt.

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