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HASSFURT: Drohbriefe: "Du bist mit einer ganz anderen Aufmerksamkeit unterwegs"

HASSFURT

Drohbriefe: "Du bist mit einer ganz anderen Aufmerksamkeit unterwegs"

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    So sieht der kriminelle Drohbrief aus, den mehrere Haßfurter Politiker erhielten.
    So sieht der kriminelle Drohbrief aus, den mehrere Haßfurter Politiker erhielten. Foto: Repro: Sandler

    Keine neuen Erkenntnisse gibt es in Sachen Drohbriefe gegen Haßfurter Kommunalpolitiker, erklärte die Pressestelle der Polizeidirektion Würzburg auf Anfrage dieser Redaktion. Bürgermeister Günther Werner und mehrere Stadträte waren das Ziel von rechtsextremen Drohbriefen. Die fremdenfeindlichen und antisemitischen Parolen gipfelten in der Androhung: „Sie werden mit dem Tode bestraft!“

    Diese kriminelle Aktion war bereits Ende Februar erfolgt, aber erst jetzt bekannt geworden. Bürgermeister Werner begründete seinen Schritt, die Bedrohung nicht sofort öffentlich gemacht zu haben, damit, „diesem Pack eigentlich keine Plattform geben“ zu wollen. Er gestand im Gespräch mit dieser Redaktion allerdings ein: „Du bist jetzt mit einer ganz anderen Aufmerksamkeit unterwegs.“ Natürlich müsse er seine Arbeit fortsetzen, aber „ich mache mir schon meine Gedanken“.

    Trotz des fremdenfeindlichen Inhalts des Briefes sieht der Bürgermeister aber nicht starke Fremdenfreundlichkeit der Adressaten als Hintergrund für die Tat. Offensichtlich habe der Täter die Auswahl seiner Opfer willkürlich getroffen. Darunter seien sowohl Bürger, die sich stark für Asylbewerber eingesetzt hätten, wie auch Politiker, die in diesem Zusammenhang gar nicht in Erscheinung getreten seien.

    Zudem war der Höhepunkt der Flüchtlingswelle im Herbst 2015. Damals habe er in Haßfurt mehrere Versammlungen abgehalten, um die Bürger zu informieren und um Mithilfe bei der Unterbringung der Flüchtlinge zu bitten. Dies habe in Haßfurt zudem für keinerlei Probleme gesorgt. „Es war alles ruhig, da hat es weiter nichts gegeben“, sagt Werner. „Die hundert Flüchtlinge, die wir in Haßfurt haben, merkst du gar nicht.“

    Ebenso verwunderlich sei der Umstand, dass der Briefeschreiber auch Kommunalpolitiker ins Fadenkreuz genommen hatte, die schon seit Jahren nicht mehr aktiv sind. Und auch ein Mitglied der Stadtverwaltung bekam ein Schreiben in seinen heimischen Briefkasten „zugestellt“.

    Sämtliche Schreiben wurden übrigens an die private Adresse geschickt, auch an Adressen, die nicht öffentlich zugänglich sind. Versehen mit handschriftlicher Adresse und Absender. Sowohl der dafür verwendete Name als auch die Absenderadresse wurden überprüft und existieren nicht. Doch sowohl der Bürgermeister als auch die ermittelnden Beamten – so zitierte Werner – zeigten sich zuversichtlich, anhand der Handschrift den Täter festnageln zu können. Außerdem verpackte Günther Werner das Pamphlet gleich in Folie, um keine Spuren zu verwischen und die Haßfurter Polizei behandelte das Beweismittel sofort erkennungsdienstlich.

    Auch zu der Haßfurter Stadträtin, die Opfer des Verbrechers wurde, kam die Polizei umgehend und sicherte den erhaltenen Drohbrief. Die Politikerin zeigte sich betroffen: „Eine Todesdrohung zu schicken, ist schon kriminell. Man kann so einen Schreck kriegen, dass man gegen einen Baum fährt.“ Natürlich sei sie sich dessen bewusst, dass sie als Stadträtin „ein öffentlicher Mensch“ sei. Und sie habe auch schon „öfters blöde Briefe“ bekommen, aber einen mit Morddrohung noch nicht. Sie habe zwar nicht so Angst „wie bei den Amis, wo gleich einer mit einer Flinte kommt“, aber „da bekommt man vor Augen geführt, was einer mit einem machen könnte“.

    Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Haßfurter Stadtrat, Manfred Stühler, geriet selbst nicht ins Fadenkreuz des kriminellen Briefeschreibers, machte aber aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Das ist einer, der falsch gepolt ist und nicht mehr mitdenken kann. Einen Stadtrat für sein Ehrenamt zum Tode verurteilen wegen einer Flüchtlingspolitik, die andere zu verantworten haben...“

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