Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

Hofheim: Droht das Aus? Warum der Geflügelzuchtverein Ibind derzeit um seine Existenz bangt

Hofheim

Droht das Aus? Warum der Geflügelzuchtverein Ibind derzeit um seine Existenz bangt

    • |
    • |
    Der Frust ist groß: Der Vereinsvorstand Rupert Bockelt (rechts) und Schriftführer Dieter Vogt bangen um die Zukunft des Geflügelzuchtvereins Ibind.
    Der Frust ist groß: Der Vereinsvorstand Rupert Bockelt (rechts) und Schriftführer Dieter Vogt bangen um die Zukunft des Geflügelzuchtvereins Ibind. Foto: Wolfgang Aull

    300 Mitglieder, ein eigenes Vereinsheim und eine solide Finanzlage. Der Geflügelzuchtverein Ibind steht von der Bilanz her hervorragend da, ist mit geplanten 25 Veranstaltungen und erfahrungsgemäß mehreren tausend Gästen pro Jahr sehr gut in die Gesellschaft eingebunden und hat seit seiner Gründung 1935 national und international so manchen Preis eingefahren. Und doch schaut die Vorstandschaft des Vereins düster in die Zukunft.

    Keine Veranstaltungen wegen der Geflügelpestverordnung

    Der erste Vorsitzende Rupert Bockelt hatte zu einem Gespräch geladen. Der Frust steht dem 66-Jährigen ins Gesicht geschrieben. Der Grund: Alle Veranstaltungen mit Geflügel sind abgesagt, er sieht auch kein Signal aus der Politik, das Anlass zur Hoffnung geben könnte. Die Geflügelpestverordnung macht dem Verein einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.

    Rupert Bockelt hält Thüringer Barthühner – für ihn sind sie die ideale Hühnerrasse.
    Rupert Bockelt hält Thüringer Barthühner – für ihn sind sie die ideale Hühnerrasse. Foto: Wolfgang Aull

    Jahrzehntelang, blickt Bockelt zurück, sei es mit dem Verein stetig bergauf gegangen. Geflügelhaltung war in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts auf dem Lande weit verbreitet, und so manches Hühnervieh machte nicht nur im Kochtopf kulinarisch, sondern auch zu Lebzeiten optisch richtig was her. 

    Die Gründung des Vereins hat einen ernsten gesellschaftlichen Hintergrund. "1840 gab es in Deutschland nur sechs Hühnerrassen", die, "wie übermittelt wird, im Winter keine Eier legten." Eines Tages kam in Görlitz ein gewisser Robert Oettel auf die Idee, asiatische Hühnerrassen zu importieren, die sich durch große Formen- und Farbenvielfalt auszeichneten und zudem ganzjährig Eier hervorbrachten.

    Es gründeten sich daraufhin landauf, landab Vereine, die sich der Geflügelzucht annahmen, um die fremdländischen Hühnerrassen zu akklimatisieren und deren Zuchtmerkmale weiterzuentwickeln. In Ibind kam die Idee 1935 an, im Gasthaus wurde der Geflügelzuchtverein "Ibind und Umgebung" gegründet.

    Ziel war die Förderung der Rassezucht. Den Ankauf eines reinrassigen Zuchthahnes bezuschusste der Verein mit 50 Pfennigen pro Tier. Bereits ein Jahr später fand der erste Tauben- und Kleintiermarkt in Ibind statt.

    "Überall spricht man von Artenschwund, wir Geflügelzüchter halten dagegen."

    Rupert Bockelt, erster Vorsitzender des Geflügelzuchtvereins Ibind

    Bockelt nimmt den Zeitgeist ins Visier: "Überall spricht man von Artenschwund, wir Geflügelzüchter halten dagegen." Aktuell würden im Verein 84 unterschiedliche Geflügelarten gezüchtet, von Groß- und Wassergeflügel über Hühner und Zwerghühner bis hin zu Tauben und Ziergeflügel. Doch nicht nur die Zucht sei durch die Geflügelpestverordnung gefährdet, sondern auch die sozialen, zwischenmenschlichen Aspekte.

    Der Taubenmarkt des Geflügelzuchtvereins Ibind in Hofheim im Jahr 2017 zog auch Familien mit Kindern an (Archivbild).
    Der Taubenmarkt des Geflügelzuchtvereins Ibind in Hofheim im Jahr 2017 zog auch Familien mit Kindern an (Archivbild). Foto: Alois Wohlfahrt

    "Das Pflegen von Freundschaften, vereinsintern und im europäischen Rahmen, und das Wecken der Tierliebe bei Kindergarten- und Schulkindern", erklärt der Vereinsvorsitzende. Er versteht nicht, warum die bayerische Politik an der Geflügelpestverordnung so kompromisslos festhält. In den Nachbarbundesländern Thüringen und Baden-Württemberg bestehe kein Verbot hinsichtlich der Durchführung von Geflügelausstellungen und -märkten.

    "Als ob sich das Pestvirus für irgendeine Landesgrenze interessieren würde!" Das Virus gab es zwar schon immer, erklärt er. Doch: "ein Problem wurde es erst durch die Einführung der Massentierhaltung."  Die Mitglieder dürften weder ihre Tiere ins Freie lassen, noch sie ausstellen, berichtet Bockelt.

    Eine Petition könnte Abhilfe schaffen

    Dabei gäbe es geeignete Wege: regionale Begrenzung der Ausstellungsverbote, zeitliche Einschränkungen und Vorbeugung durch Impfung. Abhilfe schaffen könnte nun eine Petition des Bunds der Deutschen Rassegeflügelzüchter. "Impfen statt Keulen" fordert die Petition. Auch im Vereinsheim in Hofheim liegt die Unterschriftenliste aus.  

    Tradition in Gefahr:  Dieter Vogt (rechts) und Rupert Bockelt suchen Wege zum Erhalt des Vereins.
    Tradition in Gefahr:  Dieter Vogt (rechts) und Rupert Bockelt suchen Wege zum Erhalt des Vereins. Foto: Wolfgang Aull

    Hat der Verein eine Zukunft oder ist es der berühmte Strohhalm, an den sich Bockelt mit seiner Unterstützung der Petition klammert? Die Signale aus der Politik seien ernüchternd. Bereits 2017 hätten sie sich an den Landtagsabgeordneten Steffen Vogel (CSU) gewandt, aktuell an den Staatsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler).

    Ein Brief an Hubert Aiwanger

    In dem Schreiben steht, es sei ihnen unverständlich, dass aufgrund weniger Funde von infizierten Vögeln im ganzen Bundesland entsprechende Verbote bestehen. In Unterfranken seien von Ende Oktober 2021 bis Mitte März 2022 insgesamt zwei Fälle der Geflügelpest nachgewiesen worden. Auch könnten sie nicht nachvollziehen, warum gewerbliche Geflügelhändler ihr Geflügel weiterhin auf Wochen- und Jahrmärkten anbieten dürfen, die Durchführung von Geflügelausstellungen und -märkten aber verboten ist.

    Die Petition "Impfen statt Keulen" ist auch online unter www.openpetition.de/petition/online/impfen-statt-keulen zu finden.

    Die GeflügelpestWas für eine Krankheit ist die Geflügelpest?
    Die Aviäre Influenza ist eine Virusinfektion von Vögeln mit Influenza-A-Viren. Nach der Schwere der Krankheitserscheinungen unterscheidet man die Hochpathogene Aviäre Influenza (Highly pathogenic influenza, HPAI), auch Geflügelpest oder umgangssprachlich "Vogelgrippe" genannt, und die Niedrigpathogene Aviäre Influenza (Low pathogenic influenza, LPAI).

    Woher kommt die Geflügelpest?
    Seit Ende September 2020 grassiert das Virus vor allem an der deutschen Nordseeküste, aber auch in anderen Teilen von Norddeutschland sowie an der niederländischen und belgischen Küste. Dabei zeichnen sich im besonderen hohe Verluste bei wildlebenden Wasservögeln deutlich ab. In Norddeutschland kommt es außerdem vermehrt zu Seuchenausbrüchen in Hausgeflügelbeständen. Betroffen sind Hobbyhaltungen als auch große gewerbliche Haltungen. Weiter südlich gab es bisher nur wenige Einzelnachweise bei Wildvögeln am Niederrhein, in Hessen, Baden-Württemberg, Sachsen und vereinzelt in Bayern.

    Ist Geflügelpest ansteckend für den Menschen oder Haustiere?
    Bei den derzeit kursierenden Virustypen wurde bisher keine Übertragung auf den Menschen oder auf andere Tiere wie beispielsweise Hunde oder Katzen festgestellt. Für Hunde- und Katzenhalter ist jedoch immer eine gewisse Vorsicht geboten. Der Kontakt mit Kadavern sollte vermieden werden. Der Verzehr von Geflügelfleisch, Eiern und sonstigen Geflügelprodukten ist unbedenklich. Selbst bei einer Infektion von Hausgeflügelbeständen ist für Verbraucher keine Gefahr zu erwarten, weil das Virus bereits bei 70 Grad Celsius – und damit bei der üblichen küchenmäßigen Zubereitung – sicher abgetötet wird.Quelle: Landratsamt Haßberge

    Hinweis: In einer früheren Version dieses Beitrags waren das Alter des GZV-Vorsitzenden und die Partei Hubert Aiwangers falsch angegeben. Außerdem stand zu lesen, dass eine Antwort des Ministers noch ausstehe. Dies wurde inzwischen korrigiert. Wir bitten die Fehler zu entschuldigen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden