Ein Gespräch mit Dr. Erhard Stubenrauch auf ein anderes Thema als die Gesundheitspolitik zu lenken, ist kein leichter Job. „Da muss er manchmal auch ein wenig gestoppt werden“, sagt schmunzelnd seine Frau Brigitte. Dann etwa, wenn sich der gemütlich da sitzende Hausarzt bei seinem Lieblingsthema „wieder einmal“, wie er selbst sagt, in Rage redet.
„Die Gesundheit ist halt nun mal mein Thema“, sagt Stubenrauch. Darum hatte er sich auch entschlossen, sich für die FDP als Bundestagskandidat zur Verfügung zu stellen. Immer wieder fällt im Gespräch mit Stubenrauch das Wort, das ihn mit unschöner Regelmäßigkeit und seit Jahren in Wallung bringt: die Androhung von Regressen. Dies sind Strafzahlungen, die fällig werden können, wenn ein Arzt das Budget für Arznei- oder Heilmittel im Vergleich zum Durchschnitt seiner Fachgruppe weit überschritten hat. Das bedeutet, so Stubenrauch: „dass Ärzte einen Teil der Behandlung ihrer Patienten zahlen, nur weil wir sie richtig versorgen“. Und deshalb müsse dies aus dem Sozialgesetzbuch gestrichen werden. Denn es ist nicht nur existenzbedrohend für die Ärzte: Für ihn ist es auch der Grund, warum nur so wenig junge Kollegen den Schritt aufs flache Land wagen.
Womit Stubenrauch dann doch ein Thema anschneidet, das sowohl bei der Landtags- wie auch bei der Bundestagswahl heiß diskutiert wurde und wird: das Stadt-Land-Gefälle und die Auswirkungen des demografischen Wandels in der Region. „Erst geht der Pfarrer, dann schließen die Schulen und dann folgen Arzt und Apotheken“, so Stubenrauch. Das flache Land, aber auch inzwischen Städte kämpfen mit dem „Aussterben der Hausärzte“. Sei es lange Zeit umstritten gewesen, ob es genug Hausärzte gebe, „so sieht man den Mangel nun allerorten“. Der Gesetzgeber sei gefragt, dem „Spuk“ drohende Regresse ein Ende zu bereiten und die Finanzierung des Gesundheitswesens auf solide Beine zu stellen. Denn das Problem der fehlenden Hausärzte auf dem flachen Land habe noch eine andere Dimension: Jeder Hausarzt, der fehlt, erschwert die Arbeit der anderen. Und Stubenrauch fürchtet: Kommt der Arzt nicht mehr zu den Menschen, geht ein wichtiger Aspekt verloren: die Vorsorge, die immer wieder im persönlichen Gespräch bei den Patienten geschehe „und das kann uns teuer zu stehen kommen“.
Ein weiteres Thema, das die Menschen bewegt: die Energiewende. Stubenrauch hält einen „vernünftigen Energiemix“ für unerlässlich. Besonderes Augenmerk müsse darauf gelegt werden, dass Energie gut verfügbar ist, aber auch bezahlbar – für die Wirtschaft und für Jedermann, so Stubenrauch. Natürlich habe die regenerative Energie dabei absoluten Vorrang.
Erhard Stubenrauch
Der 66-jährige Erhard A. Stubenrauch wurde im Hofheimer Stadtteil Lendershausen geboren. Nach Grundschule und Gymnasium studierte er Medizin von 1968 bis 1974 in Erlangen mit Auslandsaufenthalten unter anderem in Irland, Indonesien und Neuseeland. Jahre der medizinischen Ausbildung absolvierte er unter anderem im Krankenhaus Hofheim, in Bad Mergentheim und Ingolstadt. Der Allgemeinmediziner mit Praxis in Hofheim trat 1972 in die FDP ein. Zwei Perioden war Stubenrauch im Hofheimer Stadtrat.