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UNTERSCHWAPPACH: Ein Leben, das am seidenen Faden hängt

UNTERSCHWAPPACH

Ein Leben, das am seidenen Faden hängt

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    Die Handaufzucht von Feldhasen ist zwar sehr schwierig, aber nicht unmöglich. Gerade bei der Fütterung braucht es sehr viel Geduld, weiß Inka Koop. aus Unterschwappach.
    Die Handaufzucht von Feldhasen ist zwar sehr schwierig, aber nicht unmöglich. Gerade bei der Fütterung braucht es sehr viel Geduld, weiß Inka Koop. aus Unterschwappach. Foto: Foto: Johanna Eckert

    Lange Löffel, flinke Pfoten, weiches Fell: Der Feldhase – Biologen auch bekannt unter seinem lateinischen Namen Lepus europeus – ist mit das bekannteste Wildtier in Deutschland. Zum Glück gibt es diese flinken Sprinter flächendeckend noch zuhauf. In manchen Regionen geht die Populationsdichte jedoch zurück.

    Laut der Deutschen Wildtier Stiftung ist das ein Vorbote: Denn wenn es diesem anpassungsfähigen Hasen schlecht geht, dann sind andere Tierarten wohl schon längst ausgestorben. Inka Koop aus Unterschwappach weiß über diese Tatsache bestens Bescheid und geht deshalb sehr sorgsam mit dem Feldhasenbaby um, das bei ihr zusammen mit einem Geschwisterchen als Waise im Garten saß. Mehrmals am Tag gibt die „Hasen-Mutter“ dem kleinen Racker das Fläschchen.

    Geringe Überlebenschancen

    Experten sind überzeugt, dass die Aufzucht von Feldhasen mit der Hand nur in den seltensten Fällen zum Überleben führt. „Ich habe es einmal erlebt, dass es ein Feldhase geschafft hat“, erzählt Dr. Alfred Kramer, der eine Kleintierpraxis in Haßfurt betreibt, und kaum Feldhasen als Patienten hat.

    Es war der Familienhund „Leo“, der bei den Koops in Unterschwappach die Wildtiere unter dem Trampolin im Garten gefunden hatte. „Zwei Tage lang haben wir dann beobachtet, ob die Mutter zu ihren Kindern zurückkommt. Aber sie kam nicht mehr“, berichtet Inka Koop, die ein großes Herz für Tiere hat, die Dinge aber auch mit Verstand angeht. „Von Dreien überlebt meist nur eins“, weiß sie.

    So war es tatsächlich auch in ihrem Fall. Denn es waren zwei Häschen, die in der Grube saßen. Anfangs entwickelten sich beide sehr gut. Doch nach wenigen Tagen zeigte eines der Häschen Lähmungserscheinungen und Inka Koop suchte sofort Rat beim Tierarzt. Der Verdacht wurde geäußert, dass das Tierchen an der sogenannten Sternguckerkrankheit litt. Eine Krankheit, die das zentrale Nervensystem angreift. „Oft sind die kleinen Tiere nicht zu retten. Viele haben auch die Kaninchenpest. Manchmal ist es sinnvoll, die Tiere zum Tierarzt zu bringen“, meint Dr. Kramer. Eines der beiden Häschen aus Inka Koops Garten ist kurz nach dem Besuch beim Tierarzt mit nur 97 Gramm Körpergewicht gestorben.

    Muttermilch ist fetter

    In der Natur füttert eine Hasen-Mutter ihre Kinder meist nur zweimal am Tag. Für Inka Koop war die neue Beschäftigung etwas arbeitsintensiver. Denn sie weiß zwar, welche Milch sie dem Häschen geben muss und wie diese zu mischen und zu dosieren ist, „doch ist die Muttermilch einfach sehr viel fetthaltiger“. Alle fünf Stunden musste Inka Koop in den ersten Tagen die Futterspritze aufziehen, das flauschige Tierchen ins Handtuch wickeln und die Nahrung geben.

    121 Gramm Körpergewicht hatte der Hase, als ihn Inka Koop aus der Grube holte. Vor und nach jeder Mahlzeit kommt der Kleine auf die Waage. „Nach knapp einer Woche hatte er das Gewicht fast verdoppelt“, liest Inka Koop aus dem Nahrungsprotokoll, das sie akribisch führt, nach.

    „Feldhasen sind Einzelgänger, sie müssen nicht kuscheln. Sie müssen wieder ausgesetzt werden“

    Inka Koop, Tierfreundin

    „Das Füttern war anfangs sehr mühsam. Die Kleinen mussten ja erst das Saugen lernen. Das kostet viel Geduld“, erinnert sich Koop. Dass es mit der Säuglingsnahrung bei diesen Tieren nicht einfach ist, betont auch Britta Merkel von der Tierschutzinitiative Haßberge, die sich pro Jahr um die Aufzucht von drei bis fünf Feldhasen kümmert. „Das Großziehen ist nicht so einfach wie bei einer Katze. Meisten haben die Kleinen Darmschwierigkeiten“, informiert Merkel. Da hilft eine Mischung aus Antibiotikum und Milchsäurebakterien. Inka Koop massiert zusätzlich ganz sanft den Bauch des Tierchens.

    „Ich habe eine große Affinität zu Tieren“, sagt die 45-Jährige, die selbst neben einem Hund noch Meerschweinchen hat und in der Hunderettungsstaffel aktiv ist, mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck.

    Was Inka Koop am Ende von dem kleinen Feldhasen bleibt? „Es ist definitiv kein Haustier“, betont sie, „Feldhasen sind Einzelgänger, sie müssen nicht kuscheln. Sie müssen wieder ausgesetzt werden.“ Auf das „richtige“ Leben draußen will sie ihn gut vorbereiten: mit Grünzeug, Klee und Gras und einem großen Gehege, wo er die ersten Entdeckungen machen kann. Auch die Expertin der Tierschutzinitiative und Tierarzt Kramer raten, Wildtiere Wildtiere sein zu lassen. „Eichhörnchen, Feldhasen und Igel kommen nach der Flaschenaufzucht wieder in die Wildnis“, sagt Britta Merkel. „Sie sind sehr scheu. Und diese Scheuheit darf man ihnen nicht nehmen, sonst können sie nicht mehr überleben“, fügt Dr. Kramer hinzu. „Mutter und Kind finden sich wieder“, davon ist Inka Koop überzeugt und hofft auf eine gute Zukunft für ihr Feldhasen-Baby.

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