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Zeil: Ein Zeiler Original gibt sein Amt ab: Wie Richard Schlegelmilch auf seine Zeit als Abt Degen blickt

Zeil

Ein Zeiler Original gibt sein Amt ab: Wie Richard Schlegelmilch auf seine Zeit als Abt Degen blickt

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    Den Schalk im Nacken, das Käppchen auf dem Kopf,  Abt Degen auf der Brust: Richard Schlegelmilch geht in den wohlverdienten Ruhestand.
    Den Schalk im Nacken, das Käppchen auf dem Kopf, Abt Degen auf der Brust: Richard Schlegelmilch geht in den wohlverdienten Ruhestand. Foto: Wolfgang Aull

    In Zeil in Zeil, da ist die Welt noch heil." Mit diesen Worten begrüßte Richard Schlegelmilch den Autor dieses Texts. Der Schalk in seinem Nacken war dabei unüberhörbar. Doch dann wurde er ernst, das Gespräch konzentrierte sich auf das Leben des Abts, den Schlegelmilch regelmäßig spielte:

    Es ist das Jahr 1625, der 25. August. Bei Familie Degen im Gasthaus Adler, an der Hauptstraße der Stadt Zeil am Main gelegen, herrscht große Aufregung: Sohn Johann Kaspar hat das Licht der Welt erblickt. Damals konnte noch niemand ahnen, dass dieses Ereignis über Jahrhunderte hinweg zu Einträgen in den Geschichtsbüchern führen sollte.

    Aus der Steiermark die Silvanerrebe nach Franken gebracht

    Im Alter von 22 Jahren trat Degen in die Dienste des Zisterzienserklosters in Ebrach, wurde mit 24 Jahren zum Priester geweiht, hatte ab 1664 den Posten des Ebracher Verwalters inne und wurde 1658 zum Abt des Klosters erkoren. Dieses war wenige Jahrzehnte zuvor, im Zuge der schwedischen Besatzung Frankens im Dreißigjährigen Krieg, bis zum wirtschaftlichen Ruin schwer geschädigt worden. Nun standen wirtschaftliche Erholung und Wiederaufbau im Fokus.

    Von einer Reise in die Steiermark nahm Abt Alberich Degen, wie er sich mittlerweile nannte, eine Silvanerrebe mit nach Würzburg. Die Rebsorte entpuppte sich bekanntermaßen als eine der bis heute bedeutendsten Rebsorten Frankens und weit darüber hinaus. Dass der Silvaner ursprünglich aus Transsilvanien stammte und womöglich zuweilen den Grafen Dracula betörte, sei nur am Rande erwähnt.

    Ein Abt Degen für das Zeiler Weinfest

    Zeitsprung in das Jahr 1986: Der Weinbau in Zeil am Main hat eine Tradition, die bis ins 11. Jahrhundert zurückgeht, und die Stadt hat einen Sohn, der sich als Abt Degen einen großen Namen gemacht hat. Immerhin zeichnete er, wie berichtet, durch die Ansiedlung der Weinsorte Silvaner in Franken für einen Meilenstein in der Kultivierung des fränkischen Weinanbaus verantwortlich.

    Was liegt da näher, als in dieser traditionsreichen Weingegend ein alljährlich zu begehendes Weinfest aus der Taufe zu heben? Und was liegt näher, als diese Feierlichkeit einem würdigen Schutzpatron, besagtem Abt Alberich Degen, ihrem Johann Kaspar, anzuvertrauen?

    2002 bei der Eröffnung einer Präsentation des Weinanbaus in der Haßfurter Sparkassen-Galerie: Erhard Schlegelmilch als Abt Degen aus Zeil mit Weinkönigin Julia Stühler aus Untereisenheim.
    2002 bei der Eröffnung einer Präsentation des Weinanbaus in der Haßfurter Sparkassen-Galerie: Erhard Schlegelmilch als Abt Degen aus Zeil mit Weinkönigin Julia Stühler aus Untereisenheim. Foto: Günther Steiche

    Erhard Schlegelmilch war damals der Dritte Bürgermeister der Stadt, er habe das Weinfest mitbegründet, erzählt Richard Schlegelmilch, und der Ruf sei ihm vorausgeeilt, dass er über eine ausgesprochene Begabung verfüge, Menschen zu unterhalten. Erhard Schlegelmilchs erster Auftritt als Abt Degen sei entsprechend fulminant gewesen. Und ehe er es sich versah, war er auserkoren, nun regelmäßig dieses Amt zu erfüllen.

    1989 jedoch erlitt er einen Herzinfarkt, drei Tage vor der Eröffnung des Weinfests. Daraufhin klingelten der Bürgermeister Erich Geßner, Festorganisator Thomas Fenzel und der Geschäftsstellenleiter Konrad Veith an der Haustür von Richard Schlegelmilch: "Jetzt bist Du dran!"

    Die Brüder Schlegelmilch teilten sich das Amt

    Die Garderobe passte und Richard Schlegelmilch stieg in die Fußstapfen seines großen Bruders. Mahnende Worte begleiteten ihn: "Du bist der perfekte Komödiant, aber nie solltest du das Amt missbrauchen, indem du deinen Humor an Abt Degen auslässt. Dazu ist die Sache viel zu ernst und würdevoll!"

    Die Worte saßen. Richard Schlegelmilch begleitete das Amt bestmöglich, Erhard Schlegelmilch erholte sich. In den kommenden Jahren wechselten sich die beiden mit der Aufgabe ab, ehe der Ältere seinem jüngeren Bruder den Staffelstab endgültig weiterreichte.

    August 2012 bei der Weinfest-Eröffnung in Zeil: Eingerahmt von den Weinprinzessinnen und der Politprominenz: Abt Degen Richard Schlegelmilch.
    August 2012 bei der Weinfest-Eröffnung in Zeil: Eingerahmt von den Weinprinzessinnen und der Politprominenz: Abt Degen Richard Schlegelmilch. Foto: Sabine Weinbeer

    Zu dem Amt gehörte es auch, bei der Kür der Abt-Degen-Weintal-Prinzessin zugegen zu sein, doch dabei blieb es nicht: Richard Schlegelmilch alias Abt Degen war mittlerweile weit über die Stadtgrenze von Zeil hinaus eine bekannte Persönlichkeit. Selbst die offiziellen Vertreter des Sander Weinfestes klopften erfolgreich an, ob er nicht auch ihnen die Ehre erweisen würde.

    Oberschwappach folgte, Trunstadt, Kitzingen, Michelau, Trimberg an der Saale und, einer seiner Höhepunkte, im Jahr 2009 Castell. Dort hatten sie ein Theaterstück geschrieben und aufgeführt, welches die Geschichte von Abt Degen und seine erfolgreiche Mitnahme der Silvanerrebe aus Österreich in historischen Kostümen nachspielte.

    Nachfolger für Abt Degen gesucht

    Schweren Herzens ging Schlegelmilch nun zum Jahresende in seinen wohlverdienten Ruhestand. Der Geist scheint noch willig, der Schalk ebenfalls, doch Vernunft und Ehefrau bestärkten ihn in dem Entschluss, zurückzutreten. "Hinter jedem großen Mann", so sein Argument mit liebevollem Blick auf seine Gattin Christa, die ihn im Hintergrund stets wohlwollend unterstützte, "steht eine starke Frau."

    Er denke gerne zurück: "Die Zeiler haben mich immer gemöcht!" Und er hält mit subjektiver Überzeugung an seinem Bruder fest: "Der war noch besser als ich." Richard Schlegelmilch hofft, dass sich ein Nachfolger findet, doch das hat er nicht mehr in der Hand. Bei der Jahresabschlussfeier des Stadtrats 2022 verabschiedete er sich.

    "Jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. Gerne war ich seit 1989 bereit, als Symbolfigur des Abt Degen das Zeiler Weinfest zu eröffnen. Nun ist es an der Zeit, dieses wunderschöne Amt, das mir so viel Freude bereitet hat, in jüngere Hände zu legen." Und er dankte von ganzem Herzen allen, die ihn in den vergangenen dreißig Jahren als Festpatron so freundlich und herzlich angenommen haben.

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