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Kreis Haßberge: Hofheim: Als Kinder auf die Jagd nach Maikäfern gingen

Kreis Haßberge

Hofheim: Als Kinder auf die Jagd nach Maikäfern gingen

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    So sieht er aus: der Maikäfer, der heute bereits zur Seltenheit geworden ist.
    So sieht er aus: der Maikäfer, der heute bereits zur Seltenheit geworden ist. Foto: Martina Müller

    Schokoladenbraun, Brust und Kopf schwarz, an den Seiten des Hinterleibs charakteristische weiße Zeichnungen, so ist manchem der Maikäfer in Erinnerung. Einst als Plage bekämpft, ist er selten geworden, so das der Liedermacher Reinhard Mey 1974 diesem Krabbeltier eines seiner Lieder widmete.  

    Viele ältere Erwachsene denken an die Maikäferjagden zurück. Es genügte eine Lichtquelle und schon kamen die Tiere in der Abenddämmerung angeschwirrt. Von Riesengaudis wird dabei erzählt, und dass in manchen Jahren die Population so hoch war, dass die Maikäfer nicht in Schuhschachteln sondern großen Kartons zur Familie Hirt neben dem Hofheimer Pfarrhaus  gebracht wurden, die sogar etwas dafür bezahlten.

    Jungen und Mädchen auf Beutefang

    Jungen wie Mädchen zog es auf Beutefang. Eines der Mädchen war die Hofheimerin Margot Preu: "Ich war mit meiner Zigarrenschachtel oft unterwegs und brachte die Fänge anschließend zu unseren Nachbarn Rosatti, da diese eine Menge Hühner hatten. Oft sangen wir Kinder das alte Volkslied 'Maikäfer flieg, der Vater ist im Krieg, die Mutter ist in Pommerland, Pommerland ist abgebrannt, Maikäfer flieg'."

    Auch Elisabeth Hempfling war als Kind mit ihrer Zigarrenschachtel unterwegs und schüttelte die jungen Bäume, wenn die Käfer in Morgenstarre unbeweglich auf ihnen saßen. "Da hat es manchmal richtig geprasselt, wenn die Maikäfer auf den Boden fielen und es wurde genau unterschieden zwischen Müller und Schornsteinfeger. Glücklich konnten sich diejenigen schätzen, die einen Kaiser mit einer rötlichen Flügeldecke in ihrem Besitz hatten."

    10 Pfennig für ein Kilo Maikäfer

    Wurde in früheren Jahren nach den Beobachtungen ein Maikäferjahr vermutet, wurde die Jugend öffentlich aufgerufen, die gefräßigen Käfer mit großem Eifer zu sammeln. Die Mitwirkung der Schulen schien oft unerlässlich und es wurden 1920 Prämien von etwa 10 Pfennig für ein Kilogramm Maikäfer ausgesetzt, wobei es sich dabei durchschnittlich um etwa 900 Tiere handelte.

    Junge Bäume wurden geschüttelt, was Wilhelm Busch in seinem Kinderbuch "Max und Moritz" verewigt hat, größere durch Anschlagen mit Holzhämmern erschüttert. Die herabgefallenen Käfer wurden in Säcken eingesammelt. Zum Töten der Käfer hat man vor dem Ersten Weltkrieg vielfach Schwefelkohlenstoff empfohlen, der aber später für diesen Zweck zu teuer wurde.

    Den Landwirten und Hühnerzüchtern bot sich eine günstige Gelegenheit, sich auf lange Sicht mit billigem, vorzüglichem Futter einzudecken. Für das Geflügel bildete der Maikäfer eine Delikatesse.  Um die Maikäfer als Hühnerfutter rationell zu verwerten, wurde im Mai 1916 im "Boten vom Hassgau" folgendes Verfahren empfohlen: Bei Massenauftreten, die Käfer in Weidenkörben mit Deckeln sammeln, kurze Zeit in heißes Wasser stellen, herausnehmen, abtropfen lassen, die Käfer auf den Boden schütten, mit dem Rechen verteilen und in der Sonne trocknen lassen. Das so gewonnene Futter wird dann in Säcken oder Körben aufbewahrt und ab und zu, je nach Vorrat, dem Hühnerfutter beigemengt.

    Um welche Massen es sich bei planmäßigem Einsammeln handelte, lehrten die Ergebnisse, die man im Bienwald in Rheinland-Pfalz erzielte. Erstmals seit dem Jahr 1903 wurde dort die Maikäferbekämpfung methodisch vorgenommen und 1911 wurden auf 1750 Hektar über 22 Millionen Käfer gesammelt.

    Reinhard Mey besingt den Käfer

    Mit der Entwicklung von Insektenvernichtungsmitteln konnten erstmals die Schädlinge flächendeckend erfolgreich bekämpft werden, wobei die Maikäferpopulationen zusammen fielen, sodass die Tiere fast ausgestorben wären. Erst in den 1980er Jahren erholten sich die Bestände in Deutschland ein wenig. Doch in den meisten Gegenden bekommt man keinen der braunen Käfer mehr zu Gesicht und der nachfolgende Auszug aus dem Liedtext von Reinhard Mey ist, bezogen auf den dramatischen Insektenschwund, aktueller denn je: Vielleicht ängstigt mich ihr Fortgeh'n, denn vielleicht schließ' ich daraus / vielleicht geh'n uns nur die Maikäfer ein kleines Stück voraus. /  Denn würd' ich noch einmal loszieh'n, blieb mein Schuhkarton wohl leer. / Selbst ein guter Käferjäger brächte keinen Schornsteinfeger, keinen Müller, erst recht keinen Kaiser her. / Es gibt keine Maikäfer mehr.

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