Mit einer baulichen Erweiterung in Haßfurt will Unternehmer Georg Engelhardt sen. jedenfalls nicht antworten. "Das wäre unklug und würde im Gegenteil eine Schwächung bedeuten", sagte Engelhardt im Gespräch mit dem Bote vom Haßgau. Dabei könnte Möbel-Engelhardt ohne Umschweife mit einer Erweiterung um 15 000 Quadratmeter Verkaufsfläche beginnen. Die Genehmigung dafür liegt vor.
Aber: "Mehr bringt nicht immer mehr", ergänzte Prokurist Klaus-Dieter Oeynhausen, "vor allem nicht bei den jetzt schon vorhandenen Größenordnungen. Das hemmt die Entscheidung, ermüdet nur und macht unkonzentriert." Stattdessen setzt Engelhardt auf seinen Service und seine Preisvorteile. "Fünf Jahre Garantie auf alle Holzteile und ein lebenslanger, kostenloser Kundendienst hat meines Wissen sonst niemand", sagt Georg Engelhardt, der auf seine "zigtausende Stammkunden zählt, denn der Franke ist treu und preisbewußt."
Ein Großteil der Investitionen von Möbel-Engelhardt hätten sich bereits amortisiert, also bestünden nicht mehr so hohe Kosten, was für den Kunden von Vorteil sei. "Wenn Hiendl für 100 Millionen Mark investieren will, dann muss er die auch irgendwie verdienen", meint Engelhardt.
Möbel-Engelhardt in Haßfurt ist mit insgesamt 47 000 Quadratmetern Verkaufsfläche und einer Betriebsfläche von 90 000 Quadratmetern nach der Firma Inhofer in Senden (70 000 qm Verkaufsfläche), nach Neubert in Würzburg (60 000 qm) und Möbel-Walther in Gründau-Lieblos (50 000 qm) der viertgrößte Möbelriese in der ganzen Bundesrepublik.
Danach folgen Neubert in Hirschaid (47 000 qm), Hofmeister in Bietigheim-Bissingen (45 000 qm) und die beiden Hiendl-Häuser in Passau und Regensburg mit je 44 000 Quadratmetern Verkaufsfläche.
Zusammen mit dem Möbelhaus in Wassertrüdingen am Hesselberg (16 000 qm Verkaufsfläche) beschäftigt Engelhardt rund 500 Mitarbeiter.
Die Firma Hiendl will nun im Maintal in Schweinfurt ein Möbelhaus in einer Größenordnung "von 35 000 Quadratmetern und mehr" errichten, wie der Geschäftsführer und persönlich haftende Gesellschafter Klaus Hiendl am Mittwoch mitteilte (der Bote vom Haßgau berichtete). Ein Raumordnungsverfahren bei der Regierung von Unterfranken soll eingeleitet werden. Die geplanten Investitionskosten werden mit rund 100 Millionen Mark angegeben. Die Fertigstellung dürfte voraussichtlich Ende 2001 oder im Jahr 2002 sein.
Dass die Schweinfurter Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser geäußert hatte, es sei "seit Jahren eine Forderung von Kunden, Politik und des Handels, sich um ein großes Möbelhaus zu bemühen", weil das Segment Möbel bislang nicht stark besetzt sei, "kann ich mir nicht erklären", sagt Georg Engelhardt. "Vom Handel kam die Forderung bestimmt nicht."
Wenn jede Stadt ein 40 000-Quadratmeter-Möbelhaus möchte, dann ginge alles kaputt. Mit Möbel-Neubert (jetzt dem österreichischen Möbel-Unternehmen Lutz gehörend) in Würzburg und Hirschaid, Möbel-Engelhardt in Haßfurt und Wassertrüdingen und den zahlreichen anderen, teilweise bis zu 25 000 Quadratmeter Verkaufsfläche aufweisenden Möbelhäusern von Würzburg über Bad Neustadt bis Coburg und Bamberg ist Nordbayern mehr als gut versorgt. Hinzu kommt, dass im Schweinfurter Hafengebiet bereits in wenigen Wochen das Raumordnungsverfahren für einen weiteren Möbelmarkt der Firma "opti" (Föst, Niederlauer) mit einer Verkaufsfläche von 20 000 Quadratmetern abgeschlossen wird. Der Markt ist also dick gesättigt.
Keiner versteht es
Dass Hiendl jetzt auch noch hier mit hohen Investitionen mitmischen will, "versteht in der Möbelbranche keiner", meint Engelhardt. Wie bereits berichtet, hatte Hiendl noch im vergangenen Jahr um den Erwerb von Möbel-Neubert mitgepokert, war jedoch dem österreichischen Unternehmen Lutz unterlegen.
Bedauert wird vom Haßfurter Unternehmer, dass im Raumordnungsverfahren die Aspekte der Marktverträglichkeit und des Bedarfs keine Berücksichtigung mehr finden. Allein die jeweilige Stadt oder Gemeinde entscheidet im Endeffekt, ob und was sie haben möchte. "Vor acht Jahren wäre so ein Möbelhaus, wie es Hiendl plant, nie und nimmer gemehmigungsfähig gewesen", erklärte Engelhardt und erinnerte an die Erweiterung seines eigenen Hauses im Jahr 1992. "Eineinhalb Jahre hat das Verfahren gedauert und wir haben Dutzende Male in Würzburg verhandeln müssen, um 15 000 Quadratmeter zusätzliche Verkaufsfläche genehmigt zu bekommen." Und dabei sei akribisch geprüft worden, ob der Raum das verträgt.
Jetzt entstünden in Schweinfurt ohne Einschränkung mehr als 55 000 Quadratmeter Verkaufsfläche (Hiendl und opti). Engelhardt bringt zwar Verständnis für ein gewisses Stadtmarketing auf. Bei der Mobilität der Endverbraucher tangiere die Entwicklung aber alle Landkreise im nordbayerischen Raum.