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Eltmann: Erhalt des Kulturguts: Neuer Schnitt und Pflege für die Streuobstbestände im Haßbergkreis

Eltmann

Erhalt des Kulturguts: Neuer Schnitt und Pflege für die Streuobstbestände im Haßbergkreis

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    Der Baumschnittkurs der ILE soll dem Naturschutz dienen. An der Schulung nahmen Bauhofmitarbeiter mehrerer Gemeinden teil.
    Der Baumschnittkurs der ILE soll dem Naturschutz dienen. An der Schulung nahmen Bauhofmitarbeiter mehrerer Gemeinden teil. Foto: Wolfgang Aull

    Das Volksbegehren "Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern – Rettet die Bienen" im Jahr 2019 war laut dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz das erfolgreichste Volksbegehren in der Geschichte des Freistaats Bayern. Dann, zwei Jahre später, folgte der Bayerische Streuobstpakt, der laut Ministerium "den Erhalt, die Pflege und die Anlage der Streuobstbestände in Bayern" sichern soll.

    Wiederum zwei Jahre später fanden sich nun Bauhofmitarbeiter der Landkreisgemeinden Breitbrunn, Ebelsbach, Eltmann, Kirchlauter, Knetzgau, Oberaurach, Rauhenebrach, Sand am Main, Stettfeld und Zeil am Main sowie aus dem oberfränkischen Priesendorf zusammen und ließen sich schulen, um beim Erhalt des Kulturguts "Streuobstbestand" zu unterstützen.

    Ziel ist der Erhalt der Streuobstbäume

    Die beteiligten Gemeinden gehören alle der sogenannten ILE Lebensregion plus an, deren Leitung Ulla Schmidt innehält. Sie berichtet über den Hintergrund der Maßnahme: "Wir haben bereits 2019 das klare Ziel definiert, uns für den Erhalt und die Pflege der Streuobstbäume einzusetzen". Da habe ihnen die Aktion "Rettet die Bienen" in die Karten gespielt. Mittlerweile hätten sie die gemeindlichen Streuobstflächen kartiert, was bedeute, Standort, Zustand und Alter der Bäume zu erfassen.

    In der Ertragsphase sollten die Bäume in ihrem Wachstum gefördert werden, in der Abgangsphase am Leben erhalten, ansonsten der Natur überlassen, so dass sich ein nachhaltiger Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt entwickeln kann. "Beispielsweise sollen alte Streuobstbäume für Spechte und Insekten erhalten bleiben, aber auch neue Lebensräume durch das Anlegen von Reisighaufen geschaffen werden."

    Förster Christian Bartsch erklärt, dass das Schnittgut nicht entsorgt sondern angehäuft werden soll. Somit dient es noch viele Jahre unterschiedlichstem Getier als Unterschlupf.
    Förster Christian Bartsch erklärt, dass das Schnittgut nicht entsorgt sondern angehäuft werden soll. Somit dient es noch viele Jahre unterschiedlichstem Getier als Unterschlupf. Foto: Wolfgang Aull

    In Umsetzung all dieser Vorhaben gab es nun eine Weiterbildung. Drei Module und insgesamt sechs Tage umfasste die Schulung. Christian Bartsch, ausgebildeter Förster, Revierleiter in Eltmann und Mitorganisator der Aktion erklärt das Ziel: "Nach dem Lehrgang müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alleine, also ohne Kursleitung, die Bäume mit dem erlernten Wissen behandeln."

    Schnitt bei bis zu 70 Bäumen pro Jahr

    Er hat klare Vorstellungen: "Ich stelle mir für die Streuobstflächen beziehungsweise Obstbäume auf den städtischen Grundstücken der Stadt Eltmann vor, dass so jährlich mindestens 70 Bäume geschnitten werden sollen. Diese Intensität gewährleistet, dass in einem Turnus von circa sieben bis acht Jahren jeder Baum die notwendige Pflege erhält."

    Und er spricht von einem Gebot der Stunde: "Verstorbene Bäume werden stehen gelassen, sie können noch auf lange Zeit ein Zuhause unterschiedlichster Lebewesen sein und sind somit dem Erhalt der Artenvielfalt dienlich." So auch auf der Wallburg: Hier werde das Schnittgut nicht entsorgt, sondern angehäuft, und diene somit noch viele Jahre unterschiedlichstem Getier als Unterschlupf.

    Misteln müssen sorgfältig entfernt werden, einschließlich der Sporen.
    Misteln müssen sorgfältig entfernt werden, einschließlich der Sporen. Foto: Wolfgang Aull

    Besonders bienenfreundlich ist der Öschbergschnitt, erklärt Ulrike Aumüller aus Rauhenebrach. Er ermögliche es, Baumkronen gut zu durchlüften. Blätter und Früchte werden so schneller trocken, zusätzlich beugt der Schnitt Pilzkrankheiten vor. Ein weiterer Vorteil: Der Schnitt sorgt für eine erkennbare Kronenstruktur und fördert laut Aumüller die Lebenserwartung älterer Bäume. 

    Bäume müssen von Misteln befreit werden

    Weggenommen werden müssen aber nicht nur Äste, sondern auch Misteln, erklärt Lothar Dorsch, den die Gemeinde Knetzgau zur Weiterbildung abgesandt hatte. Der Grund: Die Misteln nehmen dem Baum die Lebenskraft. Dorsch stellte den Antrag auf einen Auffrischungskurs im kommenden Jahr, "damit sich das Erlernte festigt."

    ILE-Managerin Ulla Schmidt freut sich über ihre Funktion als Bindeglied zwischen Theorie und Praxis. Dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz nach, erklärt sie, sei Streuobst eine historische Nutzungsform mit hoher Bedeutung – auch für die Kulturlandschaft. "Tatsächlich gehören Streuobstbestände zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas, die viele seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten beherbergen", zitiert sie. Bayernweit alleine gebe es über 2.000 verschiedene Streuobstsorten. 

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