Wer sucht, der findet", lautet ein bekanntes Sprichwort. Doch nicht in Breitbrunn: Noch immer hat die Gemeinde keinen neuen Pächter für das ehemalige Gasthaus "Weißer Bock" in der Ortsmitte gefunden. Für die Einwohnerinnen und Einwohner ist das aber kein Grund, Trübsal zu blasen – statt noch länger zu hoffen und zu warten, nehmen sie die Sache nun selbst in die Hand. Und richten das alte Gasthaus in Eigenleistung wieder her.
"Der Gemeinderat hat sich dazu entschieden, nicht länger auf einen Pächter zu warten", erklärt Bürgermeisterin Ruth Frank (parteilos) gegenüber der Redaktion. 2021 hat die Kommune das Gasthaus erworben. Fünf Interessenten habe es seitdem gegeben. Gepasst habe es letztendlich bei keinem von ihnen. "Wir gehen die baulichen Mängel jetzt einfach selber an", macht Frank darum klar.
Das "Dorfhäusle" als Vorbild
Knapp fünf Kilometer weiter habe ein solcher Ansatz bereits gut funktioniert. Im Breitbrunner Ortsteil Kottendorf haben sich die Anwohnerinnen und Anwohner in Eigenleistung um ihr "Dorfhäusle" gekümmert, berichtet Frank. Mittlerweile fänden dort, meist im 14-Tage-Turnus, verschiedene Aktivitäten statt. Außer im Sommer – damit man den anderen Festen keine Konkurrenz mache.

Frank hofft, dass so eine Initiative nun auch in Breitbrunn klappt – allen voran durch das und dank dem "Team Lubber". Einer 23-köpfigen Gruppe von Bürgerinnen, Bürgern und Gemeinderatsmitgliedern, die die Gaststätte wieder so weit instand setzen will, dass eine neue Gaststättenkonzession beim Landratsamt erwirkt werden kann. Als "Lubber"werde ortsintern das ehemalige Gasthaus bezeichnet, erklärt Frank.
"Bei der Gemeinderatsklausur im April haben wir endlich entschieden, aktiv zu werden und gemeinsam mit Freiwilligen aus der Dorfgemeinschaft die Wirtschaft erst herzurichten und anschließen zu betreiben, um auch für mögliche Pächter attraktiver zu werden", erklärt Gemeinderätin Cynthia Derra (CSU), die im "Team Lubber" aktiv ist.
"Je mehr vorbereitet ist, desto höher sind die Chancen, dass wir jemanden finden."
Ruth Frank, Bürgermeisterin Breitbrunn
Denn es ist gut möglich, dass sich leichter ein neuer Pächter oder eine neue Pächterin finden lässt, wenn Teile des Gebäudes bereits wieder hergerichtet sind. Davon ist auch die Bürgermeisterin überzeugt. "Je mehr vorbereitet ist, desto höher sind die Chancen, dass wir jemanden finden."
Ein Platz für Zusammenkünfte
"Ich halte es als gebürtige Breitbrunnerin für wichtig, die Gaststätte wieder zum Leben zu erwecken", sagt Kerstin Mai, die sich wie Derra ebenfalls im "Team Lubber" engagiert. Solange sie denken kann, sei der Lubber für Feste und auch für die Sonntagabende als erste Anlaufstelle benutzt worden. "Jetzt ist es traurig, den Verfall dieser Wirtschaft seit Jahren in der Ortsmitte zu beobachten."

Bis ein geeigneter Kandidat gefunden ist, der die Wirtschaft betreibt, soll sie der Dorfgemeinschaft zur Verfügung stehen, findet Frank. Und die – und oder die örtlichen Vereine – könnte dann, ganz nach dem Kottendorfer Vorbild, immer dann, wenn es eben passt, zum Weißwurstfrühstück, zu Kaffee und Kuchen, einem gemütlichen Abend oder sonstigem einladen. Ehrenamtlich, versteht sich. Auch Zusammenkünfte nach Beerdigungen, nach Führungen über den Kreuzweg könnten dann hier stattfinden, statt im Gemeindezentrum, nennt Frank als Beispiel. "Ich finde, das gehört hierher."
Für das obere Stockwerk sei zudem angedacht, Ferienwohnungen einzubauen, um Übernachtungsgäste nach Breitbrunn zu locken, so Frank. Das wünscht sich auch Gemeinderätin Derra. Aus einer Gemeinde in Oberfranken wisse sie, dass diese Ferienwohnungen an einen Pächter vergeben habe. Und das Angebot dort gut angenommen werde.

Auch einen Co-Working-Space könne sich die Bürgermeisterin hier vorstellen. Aktuell vermietet die Gemeinde Teile der Räumlichkeiten im Obergeschoss – bei den Mietern handele es sich aber um Monteure oder Busfahrer, so Frank. Nicht um Touristen. Auch im Untergeschoss gibt es bereits eine Mieterin. Seit Anfang April backt Renate Schlee hier hobbymäßig Krapfen auf Bestellung.
Ein Gasthaus für die Dorfgemeinschaft
Und dann gibt es ja noch das Erdgeschoss, das nun in Eigenleistung hübsch hergerichtet werden soll. Einige der Breitbrunnerinnen und Breitbrunner haben in verschiedenen Arbeitsgruppen bereits angefangen, das Gebäude in Teilen selbst zu sanieren – damit das Gasthaus wieder aufmachen kann, und der Dorfgemeinschaft zur Verfügung steht, wie Frank erklärt.

Dabei komme es freilich auf die Eigenleistung an, und auch darauf, wie viel Zeit die Freiwilligen sich für das Projekt nehmen. "Dass dabei jemand ausbrennt, das will ja keiner", sagt Frank. "Es soll nicht stressig werden, Spaß soll es machen."
Die Sanitäranlagen werden nicht in Eigenleistung saniert
Bei einem Arbeitseinsatz sei beispielsweise eine Sandsteinwand neu verfugt worden, eine andere Arbeitsgruppe will künftig das Dach neu abdichten, berichtet sie. Zudem sei ein barrierefreier Zugang geplant. Und auch ein Dartzimmer soll es hier künftig mal geben.

Aber erst mal müssten die Sanitäranlagen saniert werden. Die Kosten dafür belaufen sich der Bürgermeisterin zufolge auf etwa 40.000 Euro. Um neue Toiletten, Waschbecken und Co. kümmern sich aber nicht die Bürgerinnen und Bürger, sondern eine Firma. Den Auftrag dazu habe der Gemeinderat bereits vergeben, erklärt sie. Die Ausführung sei zum Jahresende geplant.

Der Flohmarkt samt Weißwurstfrühstück im "Weißen Bock", den die Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat, dem Pfarrgemeinderat, dem "Team Lubber" und dem CSU-Ortsverband an Mariä Himmelfahrt organisiert hatte, sollte zuletzt auch dafür sorgen, die Menschen wieder auf das Areal zu ziehen. Um ihnen bewusst zu machen, dass man an der Innenentwicklung und auch dem Erhalt der Dorfkultur – denn Breitbrunn hat gar keine Gastwirtschaft mehr – ansetzen müsse.

Sollte sich jemand finden, der seine Zukunft im Wirtshausbetrieb sieht, dann wolle die Gemeinde dem neuen Pächter oder der neuen Pächterin in den ersten drei Monaten die Pacht erlassen, damit sich zeigen kann, ob alles läuft. "Es soll ja eine Win-win-Situation für alle werden, und keinen in den Ruin treiben", so Frank.
Findet sich weiterhin keiner, dann hat das "Team Lubber" wohl noch zu tun – was dem Dorf dann aber später mal zugutekommt. Und dann gibt es noch Möglichkeit Nummer drei: Das Gebäude zu verkaufen. "Aber nur, wenn die Käuferin oder der Käufer darin Gastronomie betreibt", macht Frank klar.

Im Herbst will sich das "Team Lubber" als nächste Aktionen die Küche und die Gasträume vornehmen, so Derra. Die Gemeinderätin und Mai wünschen sich, dass der Weiße Bock in Zukunft wieder zum Treffpunkt der Gemeinde für gesellige Stunden wird. Und dass der Gastbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Mit Pächter. Oder eben ohne.
Weitere helfende Hände sind in Breitbrunn gern gesehen. Wer sich im "Team Lubber" engagieren will, kann sich an Bürgermeisterin Ruth Frank oder an Mitglieder der Initiative wenden.