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Landkreis Haßberge: Familienfreundlichste Gemeinde im Landkreis Haßberge: Wird es auf ewig Knetzgau bleiben?

Landkreis Haßberge

Familienfreundlichste Gemeinde im Landkreis Haßberge: Wird es auf ewig Knetzgau bleiben?

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    Zehn Jahre lang trug Knetzgau den Titel der familienfreundlichsten Gemeinde im Landkreis - das könnte sich nun ändern.
    Zehn Jahre lang trug Knetzgau den Titel der familienfreundlichsten Gemeinde im Landkreis - das könnte sich nun ändern. Foto: René Ruprecht

    Es ist vermutlich nicht vielen Menschen entgangen, dass Knetzgau seit nunmehr zehn Jahren den Titel der familienfreundlichsten Gemeinde im Landkreis Haßberge trägt: Ganz oben und in fetten Lettern prangt das Prädikat auf der Homepage des Ortes; und in den sozialen Netzwerken - wie etwa Facebook - führt Knetzgau den Titel gar prominent im Namen des Profils. Doch wie lange noch?

    Im Dezember 2011 hatte Knetzgau sich um diese Auszeichnung beworben, auf einem 20-seitigen Papier, das die Vorzüge der Gemeinde in Sachen Familienfreundlichkeit hervorheben sollte. Mit Erfolg. Knapp fünf Monate später, im Mai 2012, gewann der Ort im Maintal den vom Landkreis ausgelobten Wettbewerb - und wirbt seither mit dem Sieg. Die Marktgemeinde Maroldsweisach sicherte sich damals die Auszeichnung für die Gemeinden unter 5000 Einwohner. Schon bald aber könnte es neue Gewinner geben. Denn jüngst ist im Jugendhilfeausschusses des Landkreises die einstimmige Entscheidung gefallen, dass der Wettbewerb unter den 26 Städten, Märkten und Gemeinden doch keine Eintagsfliege bleiben, sondern künftig regelmäßig stattfinden soll - nämlich alle sechs Jahre.

    Nachhaltige Entwicklung der Familienpolitik als Ziel

    Am Ende geht es bei diesem Wettbewerb um weit mehr als nur um einen Titel, das galt schon vor zehn Jahren. Die Initiatoren wünschen sich eine "positive und nachhaltige Entwicklung der Familienpolitik und Familienfreundlichkeit" innerhalb des Landkreises. Wie nötig diese ist, zeigt auch ein Blick auf die wahrscheinliche Bevölkerungsentwicklung der Region. Die durchaus düstere Vorausberechnung des Bayerischen Landesamtes für Statistik, herausgegeben im Januar 2022, sieht bis zum Jahr 2040 einen deutlichen Rückgang auf den Haßbergkreis zukommen: von heute 84.100 Einwohnerinnen und Einwohnern auf 81.900 in zwei Jahrzehnten.

    Das Wohnbaugebiet Obere Mühle in Königsberg im Frühjahr 2021. Unterstützt die Kommune Familien bei der Suche nach einem Bauplatz, gibt das Pluspunkte.
    Das Wohnbaugebiet Obere Mühle in Königsberg im Frühjahr 2021. Unterstützt die Kommune Familien bei der Suche nach einem Bauplatz, gibt das Pluspunkte. Foto: René Ruprecht

    Die Bevölkerung, die bleibt, auch das sagen die Statistiker voraus, werde zudem immer älter. Um knapp 35 Prozent soll der Anteil der Menschen ab 65-Jahren in den kommenden 18 Jahren zunehmen, die der 18- bis unter 40-Jährigen hingegen um 15 Prozent schrumpfen. Das Durchschnittsalter im Landkreis steigt den Berechnungen zufolge von 45,1 auf 47,9 Jahre.

    Neue Strategien, um Familien an die Region zu binden

    Auch wenn Modelle wie diese mit Vorsicht zu genießen sind und die Geburtenrate steigt, so lässt der Trend der vergangenen 20 Jahre eine solche Entwicklung tatsächlich für die Zukunft vermuten. Für die Kommunen wird es folglich immer wichtiger, Strategien zu entwickeln, um junge Menschen und Familien an die Region zu binden. Auch deshalb versucht der Landkreis nun, den Wettbewerb zu etablieren. Es gehe darum, vorhandene Positivbeispiele im zu sammeln, und diese stärker in den Blick zu rücken, heißt es vonseiten des Landratsamtes auf Anfrage dieser Redaktion. Darum, "die Gemeinden zu bestärken in dem, was sie bereits tun und zu sensibilisieren für Bereiche, in denen noch Verbesserungspotentiale ausgemacht werden können". Welchen Stellenwert aber misst der Sieger von 2012 der Auszeichnung zehn Jahre nach dem Erfolg zu?

    "Die Auszeichnung haben wir verdient, sie ist für unsere Arbeit aber nicht bedeutend."

    Stefan Paulus, Bürgermeister Knetzgau

    "Für unsere Arbeit schenken wir derartigen Preisverleihungen keine Beachtung", das erklärt Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus auf Nachfrage. Vielmehr könne der Titel auch "eine Bürde sein", da vieles "kritischer gesehen" werde." Ein Problem mit dem demographischen Wandel sieht Paulus in seiner Gemeinde nicht. Die könne sich vor Zuzügen von Familien "kaum retten". Er verweist auf das von ihm initiierte Bündnis für Familien und Senioren. Der Austausch über diese Beteiligungsplattform fördere die familienfreundliche Entwicklung seines Ortes. So seien etwa der Skaterpark entstanden, aber auch der Bürgerbus oder die Nutzung des Alten Rathauses in Knetzgau und der alten Tankstelle in Westheim zum Bürgertreff. "Die Auszeichnung haben wir verdient, sie ist für unsere Arbeit aber nicht bedeutend", betont Paulus am Ende noch einmal.

    Veränderungen im Vergleich zum ersten Wettbewerb 2012

    Dass sich die Gemeinde am Main dennoch gerne mit dem Titel schmückt, haben in den vergangenen Jahren auch andere erkannt. "Knetzgau vermarktet die Auszeichnung gut", stellte etwa Thomas Wagenhäuser, Fraktionsvorsitzender der Jungen Liste (JL),  in der Jugendhilfeausschusssitzung fest. Und: "Es ist wichtig, dass nun auch andere Kommunen die Möglichkeit dazu haben." Seine Fraktion war es, die den Antrag auf Wiederbelebung des Wettbewerbs gestellt hatte, und das bereits 2019. 

    Auch die Betreuungssituation im Ort spielt im Wettbewerb bei der Bewertung eine Rolle, wie hier die Kita in Obertheres.
    Auch die Betreuungssituation im Ort spielt im Wettbewerb bei der Bewertung eine Rolle, wie hier die Kita in Obertheres. Foto: Lukas Reinhardt

    Dass es erst jetzt, drei Jahre später, zur Abstimmung gekommen ist, sei der inhaltlichen und organisatorischen Ausgestaltung geschuldet, heißt es in der Beschlussvorlage. Tatsächlich soll sich im Vergleich zum ersten und bislang einzigen Wettbewerb, der vor zehn Jahren stattfand, einiges ändern: Etwa, dass die Sieger künftig in der Mitte jeder kommunalen Legislaturperiode in den Kategorien "Gemeinden über" und "unter 3000 Einwohnern" gekürt werden sollen. Ein einheitlicher Fragebogen soll, ähnlich jenem in der ersten Ausgabe, die Familienfreundlichkeit der Kommunen ermitteln. Darin geben die Gemeinden Auskunft, etwa über ihr soziales, sportliches und kulturelles Angebot oder die Wohn- oder Betreuungssituation im Ort. Das Jugendamt übernimmt beim Wettbewerb die organisatorische Federführung.

    Welche Gemeinde bei der nächsten Wahl vorne stehen könnte

    Wer am Ende ganz oben stehen wird auf dem Siegertreppchen, entscheiden jedoch andere: eine Jury, bestehend aus einem Stellvertreter des Landrats, dem Vorsitzenden des Kreisjugendrings, einem Vertreter des Kreisjugendamtes, vier Kreisrätinnen und Kreisräten, sowie einer Kita- und einer Schulleitung. Der Preis, neben der Imagepflege: die Ausrichtung der Haßberger Spieletage. Den finanziellen Eigenanteil der Siegergemeinden an dieser Veranstaltung - normalerweise in Höhe von 3500 Euro - trägt dann der Landkreis. 

    Einen Hinweis geben auf die neuen Gewinner könnte der "Haßberge-Check" aus dem vergangenen Jahr. Die große Online-Umfrage dieser Redaktion mit 1909 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus den 26 Städten und Gemeinden des Landkreises hatte im August 2021 stattgefunden. Damals konnten die Menschen ihre Gemeinden auch in Sachen Familienfreundlichkeit bewerten, und zwar auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut). Die Gemeinde Sand schloss hier mit einem Wert von 8 am besten ab, gefolgt von der Stadt Eltmann (7,7). Die Bürgerinnen und Bürger von Knetzgau gaben ihrer Gemeinde die Note 6,9. Damit lag der Sieger des Wettbewerbs von 2012 in dieser Kategorie nur auf dem fünften Platz - aber noch über dem landkreisweiten Durchschnitt von 6,7.

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