Schon früh hat Sebastian Skorepa auf verschiedene Standbeine gesetzt. Im Jahr 2021 hat er sich als Gastronom selbstständig gemacht, spezialisiert auf Salat Bowls. Die können seine Kundinnen und Kunden in seinem Laden in Ebern abholen, oft ist er allerdings auch mit einem Foodtruck-Anhänger auf Veranstaltungen vertreten, vom Festival bis zur Hochzeitsfeier. Diese Vielfalt ist ihm wichtig: "Ich habe immer auf Sicherheit gesetzt", sagt er.
Mehrwertsteuer: Von sieben auf 19 Prozent – aber nicht auf alles
Und auf Flexibilität. Die zeigt sich jetzt, denn eigentlich wollte der 37-Jährige an seinem Laden in der Ritter-von-Schmitt-Straße in Ebern die Sitzgelegenheiten ausbauen, um mehr Gastronomie vor Ort anbieten zu können. Doch diese Pläne hat er erst einmal auf Eis gelegt, stattdessen will er jetzt verstärkt auf das To-Go-Geschäft setzen, für das er einen neuen, größeren Hänger gekauft hat. Hauptgrund für den Sinneswandel: Die Erhöhung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie.
Die lag bisher bei sieben Prozent, wird jedoch zu Beginn des neuen Jahres auf 19 Prozent angehoben. Aber: Nicht in allen Bereichen. Kurz gesagt gilt: Wer seine Kundschaft im Restaurant vor Ort bedient, muss künftig 19 Prozent zahlen. Wer Essen zum Mitnehmen anbietet, zahlt darauf weiterhin sieben Prozent. Auch auf den Lebensmittelverkauf im Supermarkt fallen nur sieben Prozent an.
Gaststättenverband befürchtet Wirtshaussterben
Eine Gesetzesänderung, die beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) auf Unverständnis stößt. "Das kann uns keiner erklären, warum im Lokal 19 Prozent anfallen und im Supermarkt sieben", sagt Frank-Ulrich John, Geschäftsführer und Pressesprecher des DEHOGA Bayern. Er spricht von einem ungleichen Wettbewerb und betont im Gespräch mit dieser Redaktion: "Wir wollen, dass gleiches auch gleich behandelt wird."

Deshalb kämpft der Verband mit einer Petition gegen die Neuregelung. Denn wenn die Mehrwertsteuer steige, müssten die Gastronomen diese Kosten an die Gäste weitergeben – sei es durch höhere Preise, kleinere Portionen oder billigere Zutaten. Als Folge fürchtet John ein weiteres Wirtshaussterben.
"Das kann uns keiner erklären, warum im Lokal 19 Prozent anfallen und im Supermarkt sieben."
Frank-Ulrich John, DEHOGA Bayern
Den drei Parteien der Ampelregierung wirft John vor, mit dieser Entscheidung ihre eigenen Ideale zu verraten: Viele Gastronomiebetriebe seien Familienunternehmen und damit das klassische Klientel der FDP. Außerdem könnten dadurch in der Gastronomie Arbeitsplätze verloren gehen, was der Grundeinstellung der SPD widersprechen sollte. Und den Grünen wirft er vor, die Neuregelung widerspreche dem Umweltschutzgedanken, denn: Gerade im To-Go-Geschäft, das weiterhin begünstigt werden soll, falle deutlich mehr Verpackungsmüll an als in einem Restaurant.
Nicht gut für den Umweltschutz: Essen zum Mitnehmen bringt mehr Verpackungsmüll
Ein Kritikpunkt, den auch Sebastian Skorepa sieht: Selbst wenn mittlerweile viele Gastronomiebetriebe auch bei Speisen zum Mitnehmen gegen Pfand Mehrweggeschirr anbieten, würden viele Kundinnen und Kunden Einwegverpackungen bevorzugen, die sie einfach wegwerfen können. Immerhin: Skorepa setzt bei seinem To-Go-Geschäft auf recyclebare Verpackungen. Zudem verwendet er die Rebowl-Pfandschalen, die deutschlandweit zurückgegeben werden können, außerdem beteiligt er sich an der Aktion "Too good to go", bei der er verderbliche Lebensmittel, die übrig geblieben sind, abgeben kann, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden.

Darüber, dass er sich vorerst gegen einen Ausbau der Gastronomie vor Ort entschieden hat, sagt er: "Es ist halt wieder schlecht für die Stadt Ebern." Denn eigentlich habe auch er ein Interesse an der Belebung der Innenstadt, weshalb er seit einiger Zeit auch angefangen hat, im leerstehenden Gasthof Stern Veranstaltungen zu organisieren. "Ich war immer interessiert, was Neues zu kreieren", sagt er.

Doch bei allem Interesse, etwas in der Stadt anzubieten, ist er eben auch Geschäftsmann. "Ich gehe da hin, wo ich am meisten Umsatz mache", sagt Skorepa. Und wenn auf Speisen zum Mitnehmen deutlich weniger Steuern anfallen, dann sei das eben das Geschäft auf Festivals, Märkten, Firmenjubiläen oder großen Privatfeieren.
Angefangen hat alles mit einem geliehenen Anhänger
Die erste Veranstaltung, bei der er aus einem Hänger verkaufte, war die "Lange Nacht" im Juli 2022 in Haßfurt. Damals musste er sich diesen noch vom Haßfurter Partyservice Stürmer ausleihen. Später kaufte sich Sebastian Skorepa einen eigenen Hänger, den er als gelernter Kfz-Mechaniker nach seinen Bedürfnissen umbauen konnte.

Überhaupt war es ein langer Weg, bis Skorepa in der Gastronomie landete. Vorher hatte er Sportökonomie studiert und in einem Fitnessstudio gearbeitet. Und eben dabei kam ihm die Idee mit den Salat Bowls. Denn: Wenn er und die anderen, die im Fitnessstudio arbeiteten, Hunger hatten, blieb oft nur die Möglichkeit, etwas zu bestellen, was meistens nicht gerade die gesündeste Ernährung war. So reifte in ihm der Gedanke, es müsse doch auch die Möglichkeit geben, gesundes Essen zum Bestellen anzubieten.
Beginn in der Coronazeit: Essenslieferungen statt Fitnessstudio
Die Umsetzung dieser Idee begann dann mitten in der Corona-Zeit. Die Fitnessstudios waren geschlossen, Gaststätten ebenfalls, dafür blühte das Geschäft für Essenslieferungen. Ab Februar 2021 bot Skorepa daher seine Bowls an. Erst bereitete er diese im Sportheim in Baunach zu. Das Konzept war damals, dass er an zwei Wochentagen die Bowls auslieferte. Wer eine haben wollte, musste diese am Tag davor bestellen. Im Dezember 2021 eröffnete er dann seinen Laden in Ebern.
"Für mich fühlt es sich richtig an, aber es ist sicher nicht der Weg für jeden."
Sebastian Skorepa, Salat Bowls Ebern
Ab 2022 kam das Geschäft mit dem Hänger dazu. Doch der ist Skorepa mittlerweile zu klein geworden, gerade wenn er in Zukunft verstärkt auf den Verkauf auf Veranstaltungen setzen möchte. So erinnert er sich beispielsweise an ein Fest, das sechs Stunden dauerte, an dem er jedoch schon nach zwei Stunden komplett ausverkauft war.

Deshalb hat er nun 20.000 Euro investiert, um sich einen neuen, größeren Anhänger zu kaufen. Den alten will er gebraucht verkaufen. Zum Vergleich: Bisher konnte er genug Zutaten für etwa 200 Portionen mit zu einer Veranstaltung nehmen, künftig soll es etwa das Doppelte sein. Auch die Arbeitsfläche bietet mehr Möglichkeiten, denn Skorepa will auch sein Angebot erweitern und künftig unter anderem Nudelgerichte anbieten.
"Man muss sich immer wieder verändern", sagt er. "Ich weiß natürlich nicht, ob mein Weg der richtige ist", betont Sebastian Skorepa. "Für mich fühlt es sich richtig an, aber es ist sicher nicht der Weg für jeden."
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