Dem Franken in die Seele und aufs Maul schauen, das ist die große Spezialität und Leidenschaft des Kabarettisten Fredi Breunig. Davon konnten sich die Zuhörer im vollen Goger-Saal überzeugen, die beim Programm des Grabfelders aus dem Lachen nicht herauskamen.
Gastgeber war der SPD-Kreisverband: Dessen Vorsitzender Wolfgang Brühl ging bei seinen Begrüßungsworten kurz auf das am gleichen Tag geschehene Attentat in London ein. „Wir SPDler im Haßbergkreis sind gegen Hass und Gewalt. Wir setzen auf Intelligenz und Urteilskraft. Heute wollen wir aber Politik und Kultur miteinander verbinden.“
Auch Bürgermeister Bernhard Ruß ließ bei seinen kurzen Begrüßungsworten anklingen, dass die durch Intoleranz geschaffenen Situationen in einer derzeit unruhigen Welt betroffen machen. Deshalb müsse man seinen Verstand einschalten und die Stimme der Vernunft erheben.
Schnell auf andere Gedanken brachte dann der Kabarettist Fredi Breunig das Publikum mit seinem Soloprogramm „Döff doss doss?“ Mit seinem urwüchsigen, oft versteckten Humor deckte er Facetten seiner Landsleute, besonders der Franken mit ihrem eigenartigen Dialekt auf. Das strapazierte die Lachmuskeln der Zuhörer ein ums andere Mal.
Los ging es mit der 100-Prozent-Wahl des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz, die von Breunig mit den Worten kommentiert wurde: „Der Martinszug findet heuer wahrscheinlich am 24. September statt.“
Eine seiner Spitzen ging auch gegen MdL Steffen Vogel wegen dessen Wahlzettel-Post aus der Wahlkabine:„Das ist verrückt. Wer hätte gedacht, dass der CSUler den CSU-Kandidaten wählt.“
Auch Donald Trump war ein Thema: Denn Mexico sei jetzt mit dem Bau der Mauer einverstanden unter der Bedingung, dass die Mauer von der Firma hergestellt wird, die den neuen Berliner Flughafen bauen soll.
Auf die anstehende Bürgermeisterwahl in Sand (9. April) eingehend stellte der Komödiant die Frage: „Ihr Sander wählt immer zwischen drin. Warum wählt ihr den Bürgermeister nicht für neun Jahre, dann seid ihr doch wieder im Rhythmus.“
Auch den Bevölkerungsrückgang in der Rhön bezog der Humorist mit ein: „Im Kloster auf dem Kreuzberg ist die Geburtenrate höher als in manchen Orten der Rhön. Der Bernhardiner hat kürzlich fünf Junge geworfen.“ Gegen die Kurstadt Bad Kissingen legte er nach: „Dort laufen mehr künstliche Hüftgelenke rum, als man in Schweinfurt Kugellager herstellt.“
Breunig war aber auch der Meinung: „Wenn zwei Jugendliche beim Rauchen erwischt werden und das einen großen Zeitungsbericht wert ist, dann ist bei uns die Welt noch in Ordnung.“
Ein Lieblingsthema des Humoristen aus dem Grabfeld ist jedoch der fränkische Dialekt. So stellte er heraus, dass das Wort „Wellness“ in Franken erfunden wurde, weil ein Mann auf die liebevollen Angebote seiner Frau immer mit „Well ness“ (Will nichts) antwortete. Und Wilhelm ist ein schöner Name, denn er bedeutet: „Will hem.“
Auch der Name Dieter sei ausbaufähig. Wenn der in der Wirtschaft ein Tartar bestellt, könne die Bedienung mit dem Worten servieren „Dida dei da dar it da.“ Danach erläuterte er, dass zur Erklärung der gleichen Situation ein Hamburger 26 Worte braucht, der Franke aber nur drei: „Döff doss doss“ reiche aus, um einem Kind etwas zu verbieten.
Weitere Themen des Kabarettisten Fredi Breunig waren die Regenmesser als wichtigstes Utensil eines Franken, denn im eigenen Becher werden immer zwei Liter Regen mehr gemessen als beim Nachbar. Und er warf auch die Frage auf: „Lassen die CSU-Mitglieder ihre Haare eigentlich ,schwarz' schneiden?“
Ebenso sei bei der heutigen Jugend das Handy wichtiger als alles andere. „Immer Kopf unten. Die sehen ihre Eltern erst wieder an, wenn die Simkarte leer ist.“
„Willst du etwas verhindern, zum Beispiel ein Windrad, dann nutze das Internet“: Da werde „Roter Milan“ ebenso angeboten wie Feldhamster. „Die kaufst du dir und setzt sie aus – und Schluss ist es mit dem Spargel“, so der Kabarettist, der auch von seinem Pech erzählte.
Beim WM-Spiel Brasilien gegen Deutschland hatte der Wirt für jedes deutsche Tor ein Freibier ausgelobt. „7:1 für uns ging es aus. Stellt euch mal vor. Drei Tore in vier Minuten. Ich bin mit dem Trinken nicht mehr nachgekommen.“
In diesem Tenor ging es weiter, denn Breunig las komische Fragen an den Bravo-Aufklärer Dr. Sommer ebenso vor wie er Gedichte aus einem früheren Poesiealbum kommentierte. Der Kontrollspiegel beim Friseur sei ein komisches Ding. Und er wusste auch, warum die Schnur in den Wahlkabinen immer so kurz ist.
Auch über die Einführung eines Regionalgelds sinnierte er. Und wenn man im Radio Bayern Eins hört, dann ist das ein Zeichen dafür, dass man alt geworden ist.
Breunig erklärte darüber hinaus, dass die Deutschen sehr korrekt sind und an einer roten Ampel auch nachts um 3 Uhr stehen bleiben – auch wenn weit und breit niemand zu sehen ist. „Wenn die ehemalige DDR statt der Mauer Ampeln mit Rotlicht hingestellt hätten, wäre auch keiner vorbeigegangen und rübergekommen.“
Darüber hinaus berichtete der Humorist, dass die Gehirne von Frauen anders ticken als die der Männer. „Wenn ich müde von der Fabrik heim komme, bin ich mit meinen täglich 15 000 Worten schon fertig. Da fangen die Frauen mit den ihnen zur Verfügung stehenden 20 000 Worten erst an.“
Bei einem Spiel mit Personen aus dem Publikum sollte schließlich jeder Kandidat erklären, was er mit eine Million Euro der Gemeinde Sand Gutes tun könnte. Die Antworten reichten von einem Dach über dem Weinfestplatz bis hin zum: „Die Sander brauchen doch nichts mehr. Die haben doch schon alles.“
Am Ende seines über zweistündigen Programms bekam Kabarettist Breunig für seine humorvollen Gedankensprünge lange anhaltenden Applaus des aufgekratzten Publikums, das wohl schon lange nicht mehr so herzhaft gelacht hat.
„Wenn zwei Jugendliche beim Rauchen erwischt werden und das einen großen Zeitungsbericht wert ist, dann ist bei uns die Welt noch in Ordnung.“
Fredi Breunig, Kabarettist aus dem Grabfeld