Im Jahr 1955 fand die erste Büttensitzung des Hofheimer Carneval Clubs (HCC) im Weißenseelsaal (heute "Möbel-Z.A.K.") statt. 70 Jahre später ist die Faszination Fasching in Hofheim immer noch ungebrochen: Unter dem Motto "Glitzer, Glamour, einfach schee – 70 Jahre HCC" luden die Hofheimer Närrinnen und Narren am Samstagabend zur ersten Büttensitzung ins Haus des Gastes ein – und viele Faschingsfans kamen.

Vor fast ausverkauftem Haus warf Tanja Michalke in ihrer Mottobütt einen Blick zurück. Gar nicht "schee" sei der Raubüberfall am ehemaligen Bahnhof gewesen, wo einem Mann unter Gewalteinwirkung der Geldbeutel gestohlen wurde. Einen kleinen Jakobsweg indes hat Michalke in Hofheim ausfindig gemacht. Dieser führe vom steinernen Rucksack am Bahnhof vorbei an einer "Klagemauer" in der Bahnhofstraße und mysteriösen Kreuzen auf dem Haga-Gelände hinauf zum Spielberg in Lendershausen.
Legendärer Bieranstich bei der Kirchweih
Michalke erinnerte auch an die Umbenennung eines Stadtteils in "Großmannsdorf" sowie an die Kuriosität, dass nach einem Unwetter Hagelkörner aus einem Klo in einer Hofheimer Firma quollen. Nicht fehlen im Rückblick durfte der jetzt schon legendäre Bieranstich der Dritten Bürgermeisterin Julitta Ott (WGG) bei der Hofheimer Kirchweih, als sie zuerst einen Bierkrug zerschlug und anschließend mit einem falschen Hieb für eine Bierdusche im Bierzelt sorgte.

Auch "Die Prinzen" (Sandra Walter, Arno und Christine Stretz) hatten wieder viel Lokalkolorit in ihren Liedern dabei. Ihre Vorgänger waren im Jahr 1960 das HCC-Quartett und ab 1969 der Nachtwächterchor, erinnerte Sitzungspräsident Jürgen Peter. "Die Prinzen" – seit 1996 auf der Bühne – beklagten den schwach besuchten Flohmarkt-Samstag an der Kirchweih, der in früheren Zeiten Hofheim aus allen Nähten platzen ließ. "Wo sind sie geblieben, was ist geschehen?", titelte das Trio.

Für Verwunderung bei den "Prinzen" sorgte die Kurzzeitanstellung der Bundestagsabgeordneten Dorothee Bär (CSU) an einer Supermarktkasse in Haßfurt. "Will sie umschulen?", fragten die "Prinzen". Immerhin habe die Politikerin rund 1000 Euro in einer Stunde eingenommen. "Hoffentlich denkt sie nicht, dass das der Stundenlohn einer Verkäuferin ist", sang das Trio, das auch verriet, dass zwei Schockanrufe in Hofheim im vergangenen Jahr leider erfolgreich waren.

Als "Das Achterle der blauen Sieben aus Bundorf" präsentierte René Bamberger seine "Flachwitze". Der Humor habe sich im nahen Thüringen ja 40 Jahre lang in Grenzen gehalten, ließ er das Publikum wissen. Und er stellte eine neue Hunderasse vor: den "Google Mops" – einen Hund, der sich überall auskennt. Bamberger verwies auch auf eine Besonderheit seines Heimatorts Bundorf, wo es "mehr vierbeinige als zweibeinige Rindviecher gibt".

Uli Kiesel aus der Rhön hatte seinen dritten Auftritt in Hofheim. Intervallfasten sei für ihn ideal, berichtete er. Nach 16 Stunden Trinken habe er keinen Hunger mehr gehabt. Viel Glück habe Indien gehabt, so der Kabarettist weiter, dass sich Christoph Kolumbus im Jahr 1492 verfahren hat.

"Sonst wär Trump heute Präsident von Indien", mutmaßte er. Mit den Worten: "Wenn es euch gefallen hat, dann bin ich Uli Kiesel, wenn nicht, dann Roland Kaiser", verabschiedete er sich unter tosendem Applaus.

Zu Gast waren am Samstag auch die Karnevalvereine EuKaGe aus Euerdorf, WaKaGe aus Wargolshausen sowie die Ermetzia aus Ermershausen. Tänzerische Glanzleistungen zeigten die Knöpfchen-, die Jugend- und die HCC-Garde sowie das Männerballett, ebenso die Garde aus Wargolshausen. Für die musikalische Umrahmung sorgte Alleinunterhalter Sebastian Wilhelm. Die zweite Büttensitzung des HCC steigt am Samstag, 22. Februar, um 18.33 Uhr.