Königinnenbesuch am Wochenende in Eltmann? Ja und zwar die „Königinnen der Landstraße“ – die Honda Gold Wings – gaben sich ein Stelldichein und zogen die Blicke auf der Mainhalbinsel und bei ihren Ausfahrten auf sich. Kein Zweirad erregt wohl so viel Aufsehen wie „Golden Wing“, zumal das Kultmotorrad oder die „dicke Diva“ viel mehr bietet als manches Auto.
Zum ersten Mal in Eltmann
Das Honda Bikertreffen fand zum ersten Mal in Eltmann statt, nachdem sich die legendären Biker schon zweimal in Geiselwind getroffen hatten. Oliver Jock und Martin Göller mit Familien wollten das Treffen einmal nach Eltmann holen und sorgten hier für eine gute Organisation und einen schönen Aufenthalt der Motorradfreunde in der kleinen Zelt- oder Wagenstadt. Die fast 80 Wing-Biker kamen dabei von weit her aus Bielefeld, Münster, Brandenburg, Potsdam, Weimar, sogar aus Österreich, den Niederlanden und aus Polen und natürlich auch von der Umgebung.
Schon bei ihrer Ankunft auf der Mainhalbinsel spürte man, dass „Gold Wing-Fahrer“ mit Stil sind und keine wilden Rocker, denn mit einem angenehmen ruhigen Sound kamen sie an ihrem Ziel an. Dabei saßen die Fahrer und Fahrerinnen stolz auf ihrem „opulent gepolsterten Fernsehsessel“, denn Chefsessel und Soziussofa bilden angeblich die wohl bequemste Sitzbank der Welt.
Komfott ist das A und O
Kein Wunder, dass man deswegen auch Frauen auf einer solchen „Gold Wing“ sieht, wie Petra Leicht aus Bischberg. Ihr ganzer Stolz ist ihre neue GLF 6 B Baujahr 2014 in modernem Design und natürlich der Farbe rot, die sie, seit Oktober 2016, fährt. Schon als Jugendliche hat sie sich für die Zweiräder interessiert, ist aber erst vor zehn Jahren durch ihren Mann zur „Gold Wing“ gekommen. „Ich betreibe mein Hobby sehr intensiv und bin von Mitte April bis jetzt schon 4000 Kilometer gefahren. Jede freie Minute verbringe ich auf und mit meiner Maschine“, sagt sie voller Stolz. Von ihren Ausfahrten auch einmal über Deutschland hinaus nach Ungarn, Polen und sogar in die Ukraine schwärmt sie ganz besonders.
„Der Komfort ist das A und O und der ist auf meiner Maschine vorhanden, denn es ist hier wie im Wohnzimmer. Meine Wing ist ja ausgestattet mit ganz bequemer Sitzfläche und Kofferraum für die weite Reise.“ Auf die schweren Motorradunfälle zu Beginn dieser Saison angesprochen, meint sie: „Rasen bringt es nicht und wir sind auch keine Raser und keine Rennfahrer. Vielleicht liegt es auch daran, dass die meisten unserer Fahrer schon über 40 sind. Dabei hat meine 1800-er Maschine mit 118 PS durchaus Power und im Nu habe ich auf 160 Stundenkilometer beschleunigt. Aber das ist nicht unsere Welt.“
Als erfahrene Bikerin macht sich auch Petra Langer aus Bielefeld mit ihrem „Gold Wing“ Gespann“ bereit. Mit ihrer 1500-er Maschine war sie schon in Kroatien und Italien, begleitet von ihrem Mann, der aber auf seinem eigenen Honda-Luxusgefährt. Im nächsten Jahr soll es nach Amerika und Miami gehen. „Das Gespann war nötig, denn wir sind eine Familie mit drei Kindern und der Jüngste mit 15 Jahren fährt auch heute noch gerne mit. Außerdem haben wir noch einen Anhänger dabei für unseren Hund.“
Schon immer der Traum
„Ich bin nun seit dem Jahre 2006 Gold Wing Biker und das war schon immer mein Traum“ gesteht der 56-jährige Siegfried Hümmer aus Köslau und erinnert dabei auch an einen ehemaligen „Motorradtreff“ in Zeil mit sechs Personen. Natürlich habe erst die Familie und Erziehung der Kinder im Vordergrund gestanden und da hatte er noch einen Roller und den Autoführerschein. Zwei Tage vor seinem Motorradführerschein habe er dann einen schweren Motorradunfall miterlebt, bei dem er als zweiter an die Unfallstelle gekommen sei. Der Motorradfahrer sei mit einem Ford-Escort zusammengestoßen und habe nicht überlebt. „Da habe ich mir schon überlegt: Willst du das noch?“ Aber er habe die Vision vom Fahren eines Zweirades gehabt, sei sich aber im Klaren darüber gewesen, „dass man dreimal so konzentriert wie ein Autofahrer sein muss.“ Er habe auch miterlebt, wie Freunde ein Kind verloren haben und erinnerte an zwei Motorradunfälle mit tödlichem Ausgang, vor kurzem in Rudendorf, oder vor einigen Jahren bei Bramberg. „Wenn ich an diesen Stellen vorbeifahre, denke ich immer an das hohe Risiko, aber ich tue alles für die Sicherheit, dass alles an meiner Gold Wing top ist und ganz besonders Reifen und Bremsen.
Das steht nicht bei allen im Vordergrund.“
Trotzdem gesteht er ein, dass es jeden treffen könne, auch unverschuldet. Im letzten Jahr sei ihm dies bei einem Zusammenstoß mit einem Reh passiert. Zu Beginn der Saison wäre manche aber auch nicht entsprechend vorbereitet und auch das sei ein Grund für die zahlreichen Unfälle im Frühjahr.
Erste Liebe
Siegried Hümmer fährt erst seit 2006 auf seiner „Golden Wing“ und dies gepflegt mit Chillen und Musik hören. Diese „erste Liebe einer Gold Wing“ zu finden, sei gar nicht leicht gewesen. In Volkach sah er eine rote 1800-er Maschine. „Aber die gehörte dem Chef persönlich. Er wollte sie nicht einmal vermieten, aber dann gab er sie mir doch schweren Herzens für 370 Euro für ein Wochenende. Schon nach fünf Metern hatte ich mich in sie verliebt und wusste, die muss es sein.“ Mit den zwei Söhnen und seiner Frau habe er dann an diesem Wochenende Ausfahrten gemacht und am Schluss zeigte der Tacho 1000 gefahrene Kilometer. „Am Montag habe ich die Maschine geputzt zurückgegeben, weil man eine Gold Wing nicht schmutzig abgibt. Trotzdem wollte er mir die Maschine nicht verkaufen.“ Es kam schließlich doch dazu: 25 000 Euro und noch einmal 4500 Euro für Chromteile.
Solche „Gold Wing“ standen nun in einer Reihe in Eltmann, eine schöne als die andere, mit Serien-Airbag, integrierten Navigationssystem und elektrischem Rückwärtsgang oder 80 Watt-Surround-Soundsystem ausgestattet. Auch serienmäßige Heizgriffe sowie eine Sitzheizung oder ein Tempomat machen die luxuriöse wie mächtige Gold Wing zu einer Mischung aus Motorrad und Auto.
Acht Zentner
Bei der großen Fangemeinde ist klar „einmal Gold Wing, immer Gold Wing“, aber das Lebendgewicht der teuren Diva mit über 400 Kilogramm Gewicht muss auch erst einmal bewegt werden, ohne sich gleich einen Bandscheibenvorfall zu holen. Der Trick: Man wirft sich mit dem ganzen Gewicht des Körpers gegen den Lenker und konzentriert sich darauf, die acht Zentner anschließend im Gleichgewicht zu halten.
Und danach ging es auch zur Paradedisziplin der „Königin der Zweirädrigen“: dem majestätischen Dahindampfern, durch die Landstraßen der Fränkischen Schweiz oder nach Bamberg und dabei so bequem wie eine Prinzessin auf dem Thron sitzen mit dem Gefühl eines schwerelosen Gleitens.
Lagerfeuer und Musik
Beim gemütlichen Small Talk bei Lagerfeuer und Musik wurden dann schon die nächsten Treffen und Ausfahrten besprochen und man dachte auch an den eigenen gemeinnützigen Verein „Im Fahrtenwind e. V.“. Unter dem Motto „Biker bringen Freude“ helfen sie Menschen mit Behinderungen sowie Kindern und veranstalten für diese auch Fahrten mit Motorrädern, Gespannen und Trikes.