Ausverkauft. 280 Stühle besetzt. Über 100 Kartenwünsche mussten abgesagt werden. Die "Kulturkantine" des Kulturrings Ebern konnte Sebastian Reich mit seinem Star Amanda und weiteren Puppenfreunden für ein im wahrsten Sinne des Wortes einmaliges Gastspiel gewinnen: Es wurden zwei Stunden geballter Angriff auf Zwerchfell und Lachmuskeln mit Wortwitz und viel Improvisation.
Eine Vor-Vorpremiere stand auf dem Programm, es galt, einen "Rohdiamanten" zu schleifen, einfach auszuprobieren, was geht. Die eigentliche Premiere findet am kommenden Wochenende in Höchberg bei Würzburg statt, danach geht es für drei Jahre auf Tournee, von Garmisch bis Flensburg ist alles dabei. 26 Vorstellungen, bis hinein in den Mai 2025, sind schon jetzt ausverkauft.

Bei der "Fastnacht in Franken" ist Reich mit seinen Puppen seit 15 Jahren eine feste Größe. Der gelernte Bäcker und Konditor mit zwei Gesellenbriefen stand schon während seiner Lehrzeit auf der Bühne. Drei Jahre dauerte es, bis das Bauchreden so richtig klappte. "Ich habe seit 2002 über 5000 Auftritte gehabt und lerne bei jedem neuen immer noch dazu", schmunzelt der Künstler im Interview mit der Redaktion. "Heute ist die erste Probe für das neue Format ,Purer Zufall' – ich arbeite noch mit Spickzetteln und bin selbst gespannt."
Ein Schwein namens Pignic und der Maulwurf Schorsch
Für den Testlauf war das ganze Ensemble im Gepäck. Nilpferddame Amanda natürlich als Hauptattraktion. Als Gäste ein leicht melancholisch angehauchtes Schwein namens Pignic, der blinde Maulwurf Schorsch mit fränkischer Schlagfertigkeit und der wunderbare Comedian Donut, bei dessen Auftritt Sebastian Reich das Fachvokabular seiner Lehrjahre zum Einsatz bringen konnte. Die Polizei jagt den Armen mit "gezogenen Waffeln", weil sie bei ihm "Haschkekse" vermutet, seine "angebaguette" Freundin hat ihn verlassen, er träumt von einer "Prinzenrolle" im Film.

"Purer Zufall" kommt mit bewährten Spielformen des Improvisationstheaters auf die Bühne. Getarnt als statistische Datenerhebung sammelt Reich Stichworte aus dem Publikum, die dann als Running Gags für den ganzen Abend dienen. So erfährt man unter anderem, dass "Reutersbrunn" durchaus eine Lösung für die Kreuzworträtselfrage "Anderer Begriff für das Ende der Welt" sein kann.

Auch immer für viele Lacher gut: Jemanden aus dem Publikum auf die Bühne holen und in die Spiele einbeziehen. Gerlinde und Burkhard hatten unvorsichtigerweise verraten, dass sie seit 41 Jahren verheiratet sind. Gerlinde durfte in einem Kennenlernspiel mit "Dingding" oder "Dödö" bestätigen oder verneinen, ob Amanda und Sebastian richtig geraten hatten, wie sich das Paar kennengelernt hat. Burkhard bekam ein tragbares Mundwerk umgeschnallt und durfte sich als menschliche Puppe präsentieren.

An der Technik Frank Friedrich aus Ebern, zusammen mit Walter Ullrich Initiator der "Kulturkantine". "Ich lebe sozusagen in Symbiose mit Sebastian, begleite ihn zu allen Auftritten, bin für Ton und Licht zuständig und darf auch mal was beisteuern", gibt Friedrich augenzwinkernd zu. "Das Eberner Publikum ist unser Versuchskaninchen."

Eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Wenn sich die Zuschauer der regulären Tourneevorstellungen auch nur halb so gut amüsieren wie die armen Versuchskaninchen am Samstagabend in der Eberner Frauengrundhalle, dann ist das neue Konzept voll aufgegangen.