Ruhig, besonnen und freundlich beantwortete ein 20-jähriger Student aus der Oberpfalz am Dienstag auf der Anklagebank des Amtsgerichts Haßfurt die Fragen des Schöffengerichts. Dass er offenbar auch ganz anders kann, hat er im Juli vergangenen Jahres bewiesen, als er zusammen mit seinem Bruder das Punkrock-Festival "Krach am Bach" in Prölsdorf in der Gemeinde Rauhenebrach besuchte:
Bereits am Freitagnachmittag nach Ankunft auf dem Campingplatz nahe des Festgeländes ließ das Brüderpaar dort den Alkohol in Strömen fließen, wie aus der Gerichtsverhandlung hervorging. In der Nacht zum Samstag kam es nach dem Konzert dann laut Anklage zur ersten Straftat. Als die Brüder nach 1 Uhr nachts aufgefordert wurden, das Festgelände zu verlassen, hätten sie sich geweigert. Es sei zu einem Wortgefecht und einer Rangelei mit einem Helfer gekommen, den einer der beiden Angeklagten schließlich in den Unterarm gebissen habe.
Randaliert, beleidigt, geschlagen und getreten
Ein ganzes Bündel an Straftaten sollen die Angeklagten dann am frühen Sonntagmorgen begangen haben. Zwischen 6 und 7 Uhr brannten sie laut Anklageschrift, mit reichlich Alkohol im Blut, ein Loch in das Zelt eines Besuchers. Sie sollen zudem mehrere Gegenstände gestohlen haben, darunter ein Steuerpult und einen Beamer im Wert von rund 2000 Euro. Diese seien später im Zelt der Angeklagten gefunden worden.
Als ein Helfer den 20-jährigen Angeklagten in Richtung Zeltplatz begleitete, habe der 20-Jährige diesem mit der Hand aufs Ohr geschlagen, sodass das Trommelfell des Helfers gerissen sei. Einem weiteren Helfer habe der 20-Jährige ins Gesicht geschlagen. Und als schließlich eine Polizeistreife eintraf, habe er die Beamten mit Schimpfwörtern bedacht und ihnen gedroht.

Auch der Bruder des jungen Mannes war offenbar außer Rand und Band: Er soll ebenfalls die Beamten beleidigt, sich gegen seine Festnahme gewehrt und dabei einem Polizisten gegen den Kopf getreten haben. Der Ordnungshüter habe in der Folge eine Schädelprellung und ein Schleudertrauma erlitten, hieß es vor Gericht.
Am Polizeiauto angekommen soll der Angeklagte "Heil Hitler" gerufen und mit einem Schlüssel das Einsatzfahrzeug zerkratzt haben, was an diesem einen Schaden von rund 500 Euro verursachte. Auch in der Ausnüchterungszelle der Polizeistation in Haßfurt habe er keine Ruhe gegeben, hieß es weiter. Er habe dort unter anderem den Beamten den Mittelfinger entgegengestreckt.
Bei "Krach am Bach" wie die Berserker gewütet
Nach Angaben eines der Geschädigten wüteten die Brüder auf dem Festival damals wie die Berserker. Auch Tische und Bauzäune sollen sie umgeworfen haben. Ebenso seien Bierkrüge zu Bruch gegangen. Zur Tatzeit hatten beide Alkohol und Drogen im Blut, wie aus der Gerichtsverhandlung hervorging. Der Bruder des 20-Jährigen hatte außerdem Medikamente eingenommen.
Am Dienstag erhielten die beiden Angeklagten am Amtsgericht nun die Quittung für ihre Aussetzer. Der Bruder des 20-Jährigen ist wegen Volksverhetzung bereits mit einer Geldstrafe vorbestraft. Ihn verurteilte das Schöffengericht zu einer Geldstrafe in Höhe von 140 Tagessätzen zu 35 Euro, also 4900 Euro.

Der 20-Jährige muss nach Jugendstrafrecht 60 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten, insgesamt 1900 Euro Schadenswiedergutmachung an die beiden geschädigten Helfer und den Polizeibeamten zahlen und sich schriftlich bei dem Polizisten entschuldigen. Beide Angeklagte räumten vor Gericht die Vorwürfe zum Großteil ein. Sie gaben an, ihr Verhalten zu bedauern, und entschuldigten sich bei den Geschädigten.