Das heiße und trockene Wetter macht derzeit nicht nur der Flora und Fauna in Wiesen und Wäldern zu schaffen, sondern sorgt auch für Probleme in den unterfränkischen Gewässern. Vergangene Woche erst verendeten hunderte Fische in einem See bei Röthlein im Nachbarlandkreis Schweinfurt, noch dazu drohte der See zu kippen. Diese Redaktion hat bei Behörden und Angelvereinen nachgefragt, wie die Lage der Gewässer in der Region ist und ob solche Gefahren ebenfalls im Landkreis Haßberge drohen.

Thomas Herpich ist Vorsitzender des Fischer- und Anglervereins "Wallburg" Eltmann. Der Verein kümmert sich um zwei Pachtgewässer, berichtet er im Gespräch mit der Redaktion. Um den Haucksee bei Stettfeld sei es zwar gut bestellt, da der See eine Anbindung an den Main habe und durch den Wasseraustausch auch Frischwasser bekomme. Deutlich schlimmer sei der Zustand des Limbacher Baggersees – ein stilles Gewässer, ohne Anbindung an einen Fluss.
Limbacher Baggersee ist schon mehrmals gekippt
In den vergangenen Jahren sei der See schon mehrmals gekippt. "Dieses Jahr aber zum Glück noch nicht", berichtet der 60-Jährige. Weil der Baggersee im Naturschutzgebiet liegt, dürfen die Mitglieder des Angelvereins kein Frischwasser einpumpen. In der Theorie gebe es zwar eine Lösung – die Anbindung an den Fluss – doch in der Praxis sei diese kaum umsetzbar. "Eine Kostenfrage", sagt der Vorsitzende.

Probleme gibt es auch beim Eberner Angelverein, der sich unter anderem um die Seen in Fischbach, Rentweinsdorf und Jesserndorf kümmert. Gekippt sei zwar noch keiner der Seen. Allerdings mussten zwei der Jesserndorfer Gewässer aus dem Fischbetrieb genommen werden, wie der Vorsitzende des Vereins, Werner Böhnlein, im Gespräch mit der Redaktion berichtet. Der Grund: zu wenig Wasser. Die Fische wurden umgesetzt.
Auch im Wörthsee bei Knetzgau liegt das Wasser tiefer. Zwischen 20 und 30 Zentimeter fehlen, sagt Markus Märkl, Vorsitzender des Knetzgauer Sportanglervereins. "Wir kontrollieren jeden Tag. Auch ob unser Fischbestand fit ist und wir messen die Werte." Derzeit läge dort aber alles im grünen Bereich, sowohl pH-Wert als auch Sauerstoffgehalt passen.
Flüsse und Seen von Trockenphase betroffen
Dass sich die anhaltende Trockenphase in den Flüssen und Seen im Landkreis Haßberge bemerkbar macht, bestätigt auch Uwe Seidl, Baudirektor beim Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen. "Bereits Mitte des Jahres hatten wir keine hohen Abflüsse in den Flüssen, aber noch in einem normalen Bereich." Diese hätten jedoch bis Mitte August kontinuierlich abgenommen.

An der Baunach im Bereich Pfarrweisach flossen Mitte des Monats nur etwa 170 Liter pro Sekunde ab, so Seidl. Und damit rund 100 Liter weniger, als es sonst durchschnittlich bei Niedrigwasser der Fall wäre. Auch der Main habe niedrige Abflüsse. Dank des Überleitungssystems, welches Wasser aus der Donau in den Main transportiert, sind diese aber noch nicht kritisch, erklärt er.
"Größere Fischsterben aufgrund der aktuellen Trockenperiode sind uns im Landkreis Haßberge nicht bekannt."
Uwe Seidl, Baudirektor beim Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen
Bereits trocken gefallen seien Mühlbäche, beispielsweise in der Gemeinde Riedbach, im Gemeindeteil Mechenried sowie Teile der Wässernach in Wülflingen. Immerhin: "Größere Fischsterben aufgrund der aktuellen Trockenperiode sind uns im Landkreis Haßberge nicht bekannt", sagt Seidel.
Doch die Lage in einigen Gewässern dürfte angespannt bleiben. "Durch den geringen Abfluss, die hohen Temperaturen und den geringen Sauerstoffgehalt befinden sich alle Lebewesen in und um Gewässer in einem angespannten Zustand", erklärt Michael Kolahsa von der Fischereifachberatung des Bezirks Unterfranken. In einer solchen Situation reiche eine kleine Störung aus, wie beispielsweise eine Gewässerverunreinigung, um einen großen ökologischen Schaden zu verursachen.

Wie prekär die Situation werden kann, zeigt ein Fall aus dem Jahr 2014: Damals mangelte es im Großen Wörthsee in den Haßfurter Mainauen an Sauerstoff. "Ein Gewässer kippt um, wenn schlagartig der Sauerstoffgehalt sinkt, beziehungsweise gegen null geht, und hohe pH-Werte existieren", sagt Kolahsa.
Das kann passieren, wenn sich Algen durch warme Wassertemperaturen und Sonneneinstrahlung stark vermehren. Sterben die Algen im See plötzlich und in Massen ab, was meist im August und Anfang September passiere, werde sehr viel Sauerstoff beim Abbau und der Zersetzung verbraucht. "Dieser fehlt dann allen Wasserorganismen", erklärt er. Es kommt zu einem Fischsterben. So auch im Jahr 2014. Der See entwickelte sich zur Todeszone. Über fünf Tonnen toter Fisch mussten damals geborgen werden.

Keine Sorgen machen müssen sich indes die Badegäste der fünf EU-Badegewässer im Landkreis. Die Hygienekontrolleure des Gesundheitsamtes Haßberge untersuchen regelmäßig die Qualität der fünf Badegewässer, informiert Monika Göhr, Pressesprecherin des Landratsamtes. In Bayern werde üblicherweise von Mai bis September gebadet, sodass mit der Vorsaison sechs Probenentnahmen je Badegewässer anfielen.
Gute Wasserqualität in den Badeseen im Haßbergkreis
Sowohl im Seidenhäuser See bei Altershausen, im Kleidersee bei Augsfeld, im Krebsensee bei Knetzgau, als auch im Horhäuser See und dem Sander Baggersee gab es laut dem Landratsamt Haßberge in diesem Jahr bisher noch keine Beanstandungen, die weitere Maßnahmen zum Schutz der Badegäste zur Folge gehabt hätten.

"Zusätzliche Proben und Vor-Ort-Begehungen erfolgen zudem durch unsere Hygienekontrolleure bei gemeldeten Auffälligkeiten", so Göhr. Die letzten Wasserproben seien erst vergangenen Donnerstag entnommen worden. Zwar liegen die Ergebnisse dem Landratsamt noch nicht vor – sobald dies der Fall ist, sind diese für Bürgerinnen und Bürger aber auf der Seite der Behörde einsehbar.

Anders ist die Lage hinter den Landkreisgrenzen. Der Blick nach Oberfranken zeigt: Gleich mehrere Badeseen sind hier seit kurzem aufgrund von Blaualgen für Badegäste gesperrt, wie beispielsweise der Badesee Breitengüßbach nördlich von Bamberg und der Ortswiesensee bei Lichtenfels. Blaualgen sind schädlich für den Menschen und können zu Hautreizungen, Durchfall und Erbrechen führen.