Badegäste im Hofheimer Hallenbad ahnen kaum, was sich unter dem 25-Meter-Becken abspielt. Ob man sich in den Umkleiden, Sanitäranlagen oder in der Schwimmhalle aufhält: Das Bad wirkt in gutem Zustand, sauber, gepflegt. Doch im Untergrund hat sich die 1972 eröffnete Badeanstalt zu einer "Tropfsteinhöhle" entwickelt, wie es Ralf Röckelein-Sarré vom Kreishochbauamt ausdrückt. Was nichts anderes bedeutet, als dass das Becken undicht geworden ist und Wasser und Salze seine Betoneinfassung sowie die Rohrleitungen angreifen.
Das Hallenbad hat sich zu einer Tropfsteinhöhle entwickelt
Ralf Röckelein-Sarré, Kreishochbau
Es ist nicht das einzige Problem der Schwimmstätte. Auch die Dachkonstruktion ist in einem kritischen Zustand, was sich wiederum dem Blick des Besuchers entzieht. Im Kreisbauamt ist man deshalb der Überzeugung, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann der Betrieb eingestellt werden muss, wenn nicht alsbald etwas geschieht.

Freunde von Schwimmsport und Badevergnügen oder Eltern, die darauf setzen, dass ihre Kinder eine Möglichkeit haben, das Schwimmen zu erlernen, werden da hellhörig. Keine zwei Jahre ist es her, da kündigte die Stadt Zeil an, ihr Hallenbad beim nächsten größeren technischen Defekt aufzugeben. Inzwischen ist das Zeiler Bad für immer geschlossen. Vom Allianzbad, das mehrere Kommunen stattdessen gemeinsam errichten könnten, so der Zeiler Traum, fehlt bislang jede Spur.
Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied. Das Hofheimer Hallenbad ist eine Einrichtung des Landkreises Haßberge - und der Landkreis hat nicht nur viel mehr Mittel als die stark verschuldete Stadt Zeil, sondern auch ganz andere Verpflichtungen zum Beispiel in Sachen Schulsport.
Deshalb fand sich der Kreisausschuss für Bau und Verkehr am Donnerstagnachmittag auch in dem Hofheimer Bad in der Johannisstraße zum Ortstermin ein. Wo auch Landrat Wilhelm Schneider (CSU) - sich der Problematik sehr wohl bewusst - dennoch zunächst einmal leicht erstaunt feststellte, dass das Bad dem äußeren Anschein nach sehr gut dasteht.
Das änderte sich aber beim Gang in den Bereich, der sich dem Besucherauge stets entzieht. Im Keller konnten sich die Lokalpolitiker ein Bild davon machen, wie stark aus dem Schwimmbecken austretendes Wasser die Betoneinfassung angegriffen hat. An vielen Stellen zerbröselt der Beton, Leitungen korrodieren, am Kellerboden breiten sich Pfützen aus. Weil auch noch die Stabilität der Dachkonstruktion in Frage steht, meinte Landrat Schneider deshalb: "Wir wollen und müssen hier Einiges tun."

Einiges, das heißt Generalsanierung. Sie wird auch weite Teile der Technik mit einbeziehen. Schon jetzt steht fest, dass der Hochbau eine Stahlwanne will, die das alte Betonbecken überflüssig macht. Allerdings: Ein Sanierungskonzept liegt noch nicht vor, es wird für Mitte Oktober erwartet. Mit dem Konzept erfahren Politiker und Bürger dann auch erstmals, in welchem Kostenrahmen sich das vorgeschlagene Projekt bewegen wird. Schon vor zwei Jahren gab es Planungen in dieser Richtung, verriet Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst am Rande der Ausschusssitzung. Damals war von Kosten in Höhe von sechs bis sieben Millionen Euro die Rede. "Aber Sie wissen ja, dass da am Ende immer noch was oben drauf kommt", merkte Borst gegenüber dieser Redaktion an. Billiger dürfte es jetzt, da die Sanierung tatsächlich in Angriff genommen werden soll, kaum werden.
Die Stadt Hofheim wird sich in den Investitionen beteiligen. In welchem Verhältnis zu den Gesamtkosten dies geschieht, das wird noch Gegenstand von Gesprächen sein. Beim städtischen Anteil kommt es entscheidend darauf an, wie intensiv die Hofheimer - Bürger, Schüler, Vereine - das Bad im Vergleich zu auswärtigen Besuchern nutzen. "Für die Hofheimer ist das natürlich eine feine Sache, wenn sie ihr Hallenbad saniert bekommen", war im Ausschuss zu hören. Dann liegen hier zwei moderne Bäder direkt nebeneinander: Nämlich neben dem Hallenbad das neu gebaute und 2016 wiedereröffnete Freibad.
Doch bis dahin wird noch eine Weile vergehen. Wenn die Planungen aus Sicht des Landkreises und der Stadt passen und alle Gremien zustimmen, könnten die Baumaßnahmen vielleicht am Ende dieser Hallenbadsaison beginnen. In den kommenden Wochen werden Landrat Schneider und seine Hochbauabteilung auch noch Überzeugungsarbeit leisten müssen, wenn sie ihre Vorstellungen durchsetzen wollen. Nicht jeder Kreisrat scheint davon überzeugt, dass eine Generalsanierung der richtige Weg ist. Georg Hiernickel (CSU) zum Beispiel glaubt, dass ein Neubau den Landkreis auf Dauer billiger käme, weil ein neues Bad viel weniger reparaturanfällig und wartungsbedürftig sei. Ohnehin war der Kreisausschuss verblüfft darüber, welche Summen "locker im siebenstelligen Bereich" schon in den vergangenen Jahren in die Erneuerung von Umkleiden, Duschen, Sanitärbereich und nicht zuletzt in eine jetzt löcherig gewordene Plane, die die Schwimmbeckenfliesen abdichten sollten, geflossen sind. "Ein Schwimmbad ist eben wartungsintensiv und teuer", stellte der Landrat fest.
In der Tat hatte der Landkreis im Falle eines anderen Hallenbades - des Eberner nämlich - einen 2016 eingeweihten Neubau vorgenommen. Allerdings war hier eine Sanierung wegen der akuten Einsturzgefahr kaum mehr in Frage gekommen. Und es gibt wohl ein entscheidendes Argument gegen einen Neubau in Hofheim: Die Regierung würde - mit Blick auf den Schulsport - nur ein neues Bad fördern, das viel kleiner wäre als das bestehende, welches im Falle der Sanierung Bestandsschutz genießt.

Nur ein paar Kilometer von Hofheim entfernt, in Königsberg, hatte es schon 2015 eine besondere Rettungsaktion für das dortige Schwimmbad gegeben. Der Unternehmer Otto Kirchner (Fränkische Rohrwerke) hatte eigens zum Erhalt des Bades die FSG Fränkische Sport und Gesundheit GmbH & Co. KG gegründet, die seither das Königsberger Bad gepachtet hat und betreibt.