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KLEINSTEINACH: Holocaust: Nur Vergebung macht frei

KLEINSTEINACH

Holocaust: Nur Vergebung macht frei

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    Bernd Brünner Links), der Leiter des ehrenamtlichen Arbeitskreises des Museums „Jüdische Lebenswege”, und Bürgermeister Bernd Fischer (rechts) ermöglichten im Anschluss der Veranstaltung für  Sandra Losch mit Gefolge eine kurze Sonderführung zur späten Stunde durch das Museum „Jüdisches Leben”.
    Bernd Brünner Links), der Leiter des ehrenamtlichen Arbeitskreises des Museums „Jüdische Lebenswege”, und Bürgermeister Bernd Fischer (rechts) ermöglichten im Anschluss der Veranstaltung für Sandra Losch mit Gefolge eine kurze Sonderführung zur späten Stunde durch das Museum „Jüdisches Leben”. Foto: Foto: Ulrich Kind

    Die Arisierung und Enteignung jüdischen Besitzes im Dritten Reich greift Sandra Losch in ihrem Roman „Der Baum des Lebens“ auf. Das Thema ist eingebettet in einer Familiengeschichte. Der ehrenamtliche Arbeitskreis des Museums „Jüdische Lebenswege“ hatte Sandra Losch am Freitag zur Autorenlesung im Gemeindehaus „Alte Schule“ zu Gast.

    Die Lesung wurde mit einem tänzerischen Rahmenprogramm mit Hanna Bruchof und Ute Krahl vom Tanzzentrum Eckental abgerundet. Beide sind Schülerinnen von Sandra Losch – sie ist auch als ausgebildete Tanzpädagogin tätig.

    Zum Vortrag in der Autorenlesung kamen ausgewählte Passagen aus ihrem Roman, der im August 2017 erschienen ist. Es handelt sich um eine spannende Familiensaga zum Thema Enteignung und Arisierung im Dritten Reich.

    Die junge Amerikanerin Deborah ist die Hauptfigur im Roman und begibt sich in Deutschland auf Spurensuche nach ihren jüdischen Vorfahren. Es ist eine spannende Reise in die Vergangenheit ihrer Ahnen.

    Das Thema, die seinerzeitige Enteignung jüdischen Besitzes findet im Zusammenhang des Holocaust (oder „Schoah“ auf Hebräisch) mit Deportationen oder der zwangsläufigen Auswanderung jüdischer Bürger oft in der Öffentlichkeit weniger Beachtung, so die Einschätzung von Autorin Losch. Die Ausstellung „Entrechtet. Entwürdigt. Beraubt. – Arisierung in Nürnberg und Fürth“ im Dokumentationszentrum Nürnberg im Jahr 2013 hat sie nachhaltig beschäftigt. Da ihr Fachgebiet im Rahmen des Dolmetscher- und Übersetzerstudiums die Wirtschaftswissenschaften waren, habe sie stärker der ökonomische und juristische Aspekt des Holocaust interessiert.

    Diese Thematik habe sie sehr beschäftigt und darum wollte sie dies gerne im Rahmen eines Romans aufgreifen. Es war ihr aber auch wichtig, herauszuarbeiten, dass Schuldzuweisungen nicht zu einer Lösung führen würden, sondern nur die Vergebung. „Denn nur sie macht uns frei“, so die Überzeugung von Sandra Losch.

    Die Entrechtung und Ausbeutung der jüdischen Bevölkerung ging damals schrittweise vonstatten, so die Recherchen zum Thema. Die Gesetzgebung während des Dritten Reiches war dahingehend besonders perfide, denn als viele Juden nach Berufsverboten, Boykotten und hohen Judenvermögensabgaben letztendlich keinen anderen Ausweg sahen, als ihr Heimatland Deutschland zu verlassen, wurden sie mit einer Reichsfluchtsteuer belastet. Wer diese nicht entrichten konnte, war gezwungen, zu bleiben. Wer dagegen die Abgabe leisten konnte, durfte nur mit zehn Reichsmark in der Tasche das Deutsche Reich verlassen. Das restliche Vermögen fiel dem NS-Staat zu.

    Ein berühmtes Beispiel dafür ist der bekannte, amerikanische Sänger Billy Joel, dessen Vorfahren den Wäschehandel Joel in Nürnberg betrieben, der ebenfalls arisiert wurde. „Leider sind auch immer wieder Stimmen zu vernehmen“, so Losch, dass „es doch endlich einmal genug sein müsse damit, das sei doch alles lang vorbei“. Lange Zeit war die Arisierung jüdischer Betriebe ein Tabuthema, da auch sehr namhafte, erfolgreiche deutsche Firmen zu den Begünstigten zählen.

    Bernd Brünner, der Leiter des ehrenamtlichen Arbeitskreises des Museums „Jüdische Lebenswege“ und Bürgermeister Bernd Fischer ermöglichten im Anschluss der Veranstaltung für Sandra Lösch mit Gefolge eine Führung durch das Museum „Jüdische Lebenswege“. Die Gäste aus Nürnberg waren sichtlich überrascht über das außergewöhnliche Konzept der Ausstellung.

    Zur Person Sandra Losch wurde 1978 in Nürnberg geboren und absolvierte das Dolmetscher- und Übersetzerstudium am Institut für Fremdsprachen und Auslandskunde bei der Uni Erlangen-Nürnberg und arbeitet als staatlich geprüfte Dolmetscherin und vereidigte Übersetzerin. Sie ist Mitglied der Liberalen Jüdischen Gemeinde in Bamberg und arbeitet freiberuflich im journalistischen Bereich mit deutschen und israelischen Print- und Online-Medien zusammen und verfügt über profunde Kenntnisse zu Judaistik und Israel. (uk)

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