Schöner hätte das Wetter gar nicht sein können zur Eröffnung der diesjährigen Ausstellung der Töpferei und Keramikwerkstatt in Rügheim. Bei strahlendem Sonnenschein konnten sich die Besucher auf Spurensuche in den Ausstellungsräumen und im Außenbereich des idyllischen Anwesens begeben. „Arbeitsspuren“ lautet das Motto, unter dem Annette Falk und Peter Bittrich ihre Werke aus Porzellan und Steinzeug präsentieren.
Zum Fest für die Augen gab es im lauschigen Garten der Töpferei einen wahren Ohrenschmaus. Das Ensemble „Oktopus“ unterhielt mit feinstem A-capella-Gesang. Bei zarten Liebesliedern und zünftigen Trinkgesängen schmeckte der angebotene Cidre unterm grünen Blätterdach noch mal so gut. Zu den acht Sängern Malte Liesner, Willi Stuhlfelder, Kurt Miegler, Hermann Gräfe, Christian Trapp, Peter Bittrich, Markus Schmitt und Robert Niklaus gesellten sich mit Martin und Karl-Heinz Scherer und Walter Engels drei frühere Mitsänger des Oktetts. Mit sichtlichem Spaß bewiesen die sangesfreudigen Herren, dass auch bei elf Sängern der kleine grüne Kaktus am Wochenend' bei Sonnenschein ganz gehörig sticht.
Zwar stellen die beiden Töpfer durchwegs alltagstaugliche Gebrauchsgegenstände her, doch muten die Keramiken mit ausgewogenen Formen und fantasievollen Bemalungen allesamt wie feine Kunstwerke an. „Menschliche Arbeiten sind die Spuren unseres Lebens. Die Spuren, die ein Gestalter hinterlässt, machen alltägliche Gegenstände zu individuellen Lieblingsstücken“ – mit diesen Gedanken spürt Peter Bittrich dem Thema nach. Mit der Drehrille hinterlasse der Töpfer seinen Fingerabdruck auf dem einzelnen Werkstück. Weiter gefasst sei der gesamte Gegenstand eine Spur seiner Arbeit. „Vielleicht gräbt ja eines fernen Tages ein Archäologe Scherben unseres Geschirres aus, so wie alte Funde jetzt auch Arbeitsspuren unserer Vorfahren sind.“
Neben einzelnen schwungvollen Pinselstrichen und flirrend feinen, eng gesetzten Linien hat sich Annette Falk an ganz neue Spuren gewagt. Fasziniert von den berühmten Pferden des expressionistischen Malers Franz Marc zeichnete sie unterschiedliche Pferdemotive. Reduziert auf die wesentlichen Informationen schmücken die Tiere in grün-blauen Farbschattierungen die von Peter Bittrich gefertigten Keramikteller.
Auch im 25. Jahr der Ausstellung ist ein regionaler Künstler mit seinen Arbeiten zu Gast in der Töpferei. Christian Trapp aus Prappach zeigt schöne Dinge aus Holz, vom Engel über Windlichte bis hin zu Sitzmöbeln und Instrumenten. Die Arbeit mit Holz benötige ganz andere Werkzeuge als die mit Ton und hinterlasse dementsprechend andere Arbeitsspuren, sagte Bittrich. „Was hier mit Werkzeug gefräst, geschnitzt und abgespant wird, ist dort eine Prägung und Formung mit der Hand. Trapps Arbeiten spiegeln eine große Bandbreite von Methoden der Holzbearbeitung wider: in reiner Handarbeit gespaltene Engel, geschnitzte Köpfe, gedrechselte Schalen oder gefräste Motive. Rustikal sind seine Sitzmöbel, filigran und fein gearbeitet dagegen diverse Saiteninstrumente. Er lege Wert darauf, „dass Holz so sein darf, wie es ist – mit all seinen Ästen und Rissen“, so der gelernte Orgelbauer und Schreiner.
Die Ausstellung „Arbeitsspuren“ kann in der Töpferei in Rügheim, Kurzgasse 8, bis zum 25. Juli besucht werden. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag von 9 bis 18 Uhr und Samstag von 9 bis 12 Uhr, oder nach Ansprache, Tel. (0 95 23) 12 12.