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Frickendorf: Im Netz der Wissenschaft: Experten untersuchten, wie es den Fischen in der Baunach geht

Frickendorf

Im Netz der Wissenschaft: Experten untersuchten, wie es den Fischen in der Baunach geht

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    Wer schwimmt hier im Wasser? Das erforschten Dr. Tobias Epple und eine Helferin in der Baunach bei Frickendorf mit Hilfe von Elektrofischerei und Köcher.
    Wer schwimmt hier im Wasser? Das erforschten Dr. Tobias Epple und eine Helferin in der Baunach bei Frickendorf mit Hilfe von Elektrofischerei und Köcher. Foto: Wolfgang Aull

    "Vorsicht Elektrofischerei." Voller Spannung stand Werner Böhnlein, Vorsitzender des Anglervereins Ebern, kürzlich neben der Baunach bei Frickendorf, und voller Spannung stand auch das Gewässer; zumindest dort, wo sich Fachkundige des Bezirks von Unterfranken hinbegeben hatten, um eine Fischbestandsaufnahme durchzuführen. Für kurze Zeit betäubt, gerieten die Wasserbewohnenden in das Netz des im Bach dahinlaufenden Wissenschaftlers: der einen fachkundigen Blick auf seine Beute warf, seine Ergebnisse protokollieren ließ und die Gefangenen dann wieder in die spannungsfreie Freiheit zurückführte. Das Interesse der Redaktion war geweckt.

    Michael Kolahsa, Leiter der Fischereifachberatung des Bezirks Unterfranken, trug die Warnweste mit der oben erwähnten Aufschrift. Ein Notstromaggregat wurde angeworfen, ein Kupferstab ins Wasser gelegt, und schon begab sich sein Mitarbeiter Dr. Tobias Epple mit seinem präparierten Köcher sachgemäß gekleidet ins kühle Naß. Sobald das Fanggerät ins Wasser gelassen wird, läuft Strom durch das Gewässer. Epple maschierte bachaufwärts, seine Hilfskraft folgte. "Zwei Grad wärmer als am Standort Hetschingsmühle", notierte sie.

    Fische fehlt oft der kühlende Schatten

    Klare Sache für Vereinsmitglied Simon Fischer. Der 44 jährige studierte Biologe: Die Baunach ist hier der prallen Sonne ausgesetzt, kein Heckenbewuchs im Uferbereich wirft kühlende Schatten. Es sei eine fatale Entwicklung gewesen, diese zu entfernen, und noch nicht jeder Grundstückseigentümer habe verinnerlicht, dass solches Handeln nicht mehr zeitgemäß ist.

    Im Netz der Wissenschaft: Der Bezirk von Unterfranken nahm eine Fischbestandsaufnahme in der Baunach vor
    Im Netz der Wissenschaft: Der Bezirk von Unterfranken nahm eine Fischbestandsaufnahme in der Baunach vor Foto: Wolfgang Aull

    Hier ein kleiner Glasaal, dort eine Rutte; nur wenige Fischlein schwimmen an dieser Stelle einher. Dabei sind die Zahlen beachtlich: 1200 Forellen, 2400 Ruttensetzlinge und 20.000 Glasaale hatte der Verein laut Böhnlein (68) in der Baunach während der vergangenen Monaten ausgesetzt.

    Der Troß erreichte beschattetes Gebiet. Die Anzahl der Wasserbewohner stieg beträchtlich. "Hier fühlen sich die Fische erheblich wohler", so Fischer. Doch weiteres Ungemach droht: Ein gut kaschiertes Rohr ragt vom Feld ins Wasser, offensichtlich eine Drainage Marke Eigenbau. Plastikfolie weist auf sorgfältige Arbeit hin. Alfons Hüttinger (62), im Verein für die Sauberkeit zuständig, blieb nur das Kopfschütteln.

    Der Blaubandbärbling ist ein Eindringling

    Epple diktiert: "Blaubandbärbling, einjährig". Kolahsa erklärt: "Hierbei handelt es sich um einen eingeschleppten Fisch, aus Ostasien stammend ist er ist vermutlich als Teichflüchtling einer geschlossenen Teichanlage entkommen." Der Fisch komme gut mit warmen Gewässern und Sauerstoffarmut zurecht; doch erbeten sei er nicht: Der Fremdling knabbere an heimischen Karpfen, ein für die Angegriffenen lebensbedrohliche Handlung."

    Dr. Tobias Epple: "Die Wasserwerte passen, der Fischbestand ist sehr artenreich, alle Fischgrößen sind dabei."
    Dr. Tobias Epple: "Die Wasserwerte passen, der Fischbestand ist sehr artenreich, alle Fischgrößen sind dabei." Foto: Wolfgang Aull

    Es geht weiter: Näsling, Jagdspuren von Komoranfraß. Dieses Exemplar hatte Glück gehabt, Kolahsa deutet auf eine sichtbare Verletzung: "Er wird sich von der Attacke erholen. Wenn nicht die Komorane ein weiteres Mal, erfolgreicher, zuschlagen."

    Ein heißes Thema für Fischer: "Das Monitoring des Fischbestandes wurde bereits dreimal im Abstand von zwei Jahren durchgeführt, um die Auswirkungen des Kormoraneinflugs auf die Bestandsentwicklung der einzelnen Fischarten bewerten zu können." Und die anderen Freßfeinde? Waschbären seien allgegenwärtig, aber problemlos. "Fischotter wurden hier noch nicht gesichtet".

    Plastikmüll in der Baunach: Alfons Hüttinger kann nur den Kopf schütteln.
    Plastikmüll in der Baunach: Alfons Hüttinger kann nur den Kopf schütteln. Foto: Wolfgang Aull

    Biber schon. Darum heißt es achtgeben beim Entlangmaschieren am Ufer der Baunach. Hier und da fehlt, durch das hohe Gras kaum erkennbar, der Boden unter den Füßen; schmerzhafte Stürze sind vorprogrammiert.

    Fischer zeigt auf die Uferbereiche: "Kies fehlt hier vollkommen, daher haben die Forellen so Probleme mit Nachwuchs." Und bei Unwetterereignissen würde so viel Erde in die Gewässer gespült, dass sie zunehmend verschlammen. Doch es gäbe auch gute Nachrichten. Er zeigt auf einen mehrere Meter hohen Bewuchs neben dem Bachbett: "Seit sieben Jahren lässt der Pächter bei diesem Acker nach einem Gespräch mit uns die Hecken wachsen. Wie man sieht, erholen sie sich schnell."

    Nach zirka eine Stunde ist die Untersuchung beendet, der 33-jährige Epple zieht Bilanz: die Wasserwerte passen, doch wünschenswert wären mehr Schattenbereiche. Der Fischbestand sei sehr artenreich, dreizehn unterschiedliche Arten hätten sie registriert. "Alle Fischgrößen sind dabei gewesen, von Jungfischen bis hin zu Adulten, also Exemplare, die geschätzt zwanzig Jahre alt sind." Klimagewinner seien Karpfen, Verlierer forellenartige Fische. Der Komoranfraß sei allgegenwärtig, Probleme seien zu erwarten, wenn sich der eingeschleppte Blaubandbärbling vermehrt.

    Der Fischotter breitet sich in Bayern aus

    Kolahsa wird in zwei Jahren mit seinem Troß wiederkommen. Und was den Fischotter betrifft: Er genießt einen hohen und starren Schutzstatus durch die Europäische Union, breitet sich aktuell in Bayern auch aus, sowohl in der Baunach als auch im Main seien vereinzelt Exemplare bereits gesichtet worden. Beliebt in Anglerkreisen ist er nicht. Entsprechend gering sei das Interesse, über ihn in der Öffentlichkeit zu plaudern.

    Diese Fischarten hat die Fischereifachberatung in der Baunach vorgefunden:Probenstrecke Gräfenholz: Aal, Laube, Schneider, Schmerle, Döbel, Mühlkoppe, Gründling, Rotauge, Hasel, Barbe, Nase und Zander (12 Arten);Probenstrecke Hetschingsmühle: Aal, Schneider, Gründling, Rutte, Laube, Döbel, Hecht, Rotauge, Nase, Mühlkoppe und Barbe (11 Arten);Probenstrecke zwischen Frickendorf und Höchstädten: Laube, Schneider, Aal, Döbel, Rotauge, Schmerle, Gründling, Blaubandbärbling (Neozooe), Barbe, Nase, Hasel und Rutte (12 Arten)Insgesamt wurden in der Baunach an allen Stellen zusammengenommen 15 verschiedene Fischarten festgestellt, was sehr erfreulich ist. Darunter Arten der Roten Liste Bayern Nord (Aal, Schneider, Laube, Barbe, Nase, Rutte), Arten der FFH-RL nach Anhang V (Barbe) und II (Mühlkoppe) und eine invasive Art (Blaubandbärbling).Quelle: Fischereifachberatung des Bezirks Unterfranken

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