Blau blühende Bäume sind sehr selten. Umso größer ist die Freude bei Martina und Manfred Wolff aus Steinsfeld, dass zurzeit zwei so genannte Kaiserbäume in ihrem botanischen Garten überaus reiche Blüten tragen. Der Kaiserbaum oder Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Paulownien.
Das Ehepaar Wolff, das in dem Wonfurter Gemeindeteil eine Orchideengärtnerei betreibt und seit ein paar Jahren einen botanischen Garten anlegt, hat vor zehn Jahren drei solcher Bäume gepflanzt. „Eine so reichhaltige Blüte wie in diesem Frühjahr, haben wir in den letzten zehn Jahren erst dreimal erlebt“, erzählte Manfred Wolff.
Er schreibt derzeit an einem Buch mit dem Arbeitstitel „Tropische Bäume, kultivierbar in unseren Breiten“ und hat sich eingehend mit der Paulownia tomentosa beschäftigt. Wie er mitteilte, sei der Baum nach Anna Pavlona (1795-1865) benannt, der Tochter des Zaren Pavel I. (Paul).
Aus Asien
„Der Baum ist in Mittel- und West-China beheimatet sowie unter anderem in Japan kultiviert und ist heute in vielen gemäßigt-warmen Ländern wie Italien eingebürgert“, so Manfred Wolff.
Der schnell wachsende Baum erreicht eine Höhe von 15 Metern und eine Breite von acht Metern. Die Blätter können bis zu 50 cm groß werden und die Blüten erscheinen unmittelbar vor dem Blattaustrieb an den vorjährigen Zweigen. „Die 20 bis 40 Zentimeter langen Blütenstände können 70 bis 150 Einzelblüten enthalten. Diese sind etwa fünf Zentimeter groß, violett, innen gelb gestreift, trichterförmig und wohlduftend“, berichtete der Orchideenzüchter.
Die eiförmigen Früchte sind drei bis vier Zentimeter lang und enthalten in zwei Kammern bis zu 2000 leichte, geflügelte Samen. Die leeren Fruchtkapseln bleiben mehrere Jahre am Baum hängen und klappern im Wind.
Vielfältiger Nutzen
Wie Manfred Wolff weiter erzählte, spielt der Baum in der chinesischen und japanischen Heimat schon seit Jahrtausenden eine große Rolle. So wird der Baum im Ackerland als Windschutz verwendet und seine Stickstoffreichen Blätter werden als Düngemittel genutzt. Aus dem leichten Holz werden Musikinstrumente, Möbel und die japanischen Holz-Sandalen (Geta) hergestellt. Der sagenhafte Vogel und Glücksbringer Phoenix soll sich bei seinen Flügen nur auf einem Blauglockenbaum niedergelassen haben. In Japan soll es üblich gewesen sein, bei der Geburt einer Tochter diesen Baum zu pflanzen und aus dessen Holz zur Vermählung eine Hochzeitstruhe zu bauen. Seit dem 12. Jahrhundert ist das „Kirimon“ neben dem Chrysanthemen-Wappen eines der beiden ein Wappen der japanischen Kaiser. Es zeigt drei Blätter und drei Blütenstände mit fünf, sieben und fünf Knospen von der Paulownia.
Ordenssymbol
Seit 1888 wird der „Orden der aufgehenden Sonne mit Paulownia-Blüten“, der „Paulownia-Sonnenorden„ am Schulterband zusammen mit einem Bruststern als zweithöchste Auszeichnung des Japanischen Kaiserreiches an herausragende Persönlichkeiten verliehen.