„Segne, Herr, auch diese neuen Trauben, die Du, Herr, mit himmlischem Tau, mit Regen und in mildem und ruhigem Wetter zur Reife zu bringen Dich gewürdigt hast“, heißt es im Traubenweihe-Gebet, das den Anlass für die nunmehr zum zehnten Mal abgehaltene Segnung der ersten Trauben bietet.
Im Jahre 2006 hatte der Heimatgeschichtliche Arbeitskreis auf Initiative von Herbert Roller den Brauch wieder ins Leben gerufen. Nur durch die Bereitschaft der Steinbacher Winzer und ihre Unterstützung ist es möglich, den alten Brauch der Traubenweihe weiterhin aufrechtzuerhalten. Bei der Traubenweihe handelt es sich um einen alten kirchlichen Brauch, der bereits im 3. Jahrhundert bezeugt ist. Die Weihe soll symbolisch sein für das Gelingen einer guten Lese und einen guten Weinjahrgang. Deshalb wurde auch wieder das Traubenweihe-Gebet gesprochen, wie es im Missale Bambergense von 1490 in lateinischem Wortlaut zu finden ist. Bei der Gabenbereitung wurden von den Winzern die Gaben in Form von Trauben, Wein und Brot zum Altar gebracht und Pfarrer Dr. Rusin sprach das Segensgebet.
Im bereits zitierten Segensgebet heißt es weiter, dass die neuen Trauben „zur Reife zu bringen Dich gewürdigt hast und sie uns gabst zu unserem dankerfüllten Gebrauch“. Getreu diesem Gebet luden die Winzer im Anschluss an den Gottesdienst zu einer Verköstigung ihrer Weine ein, „zu unserem dankerfüllten Gebrauch“.
In den bisherigen Jahren hatten Lisa Fischer, Annalena Werb und Antonia Brech die Rolle als „Träublmadla“ übernommen. Bei der zehnten Traubenweihe trat Julia Meyer als neues „Träublmadla“ auf. Zu Beginn des Gottesdienstes trug sie einen Prolog vor, den der frühere Ebelsbacher Pfarrer Ottmar Pottler eigens für die Traubenweihe verfasst hatte.
Als „Elixier des Lebens“ pries Pfarrer Matthias Rusin den Wein. Jesus habe das Bild vom Weinstock verwendet: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Der Weinbau sei in vielen älteren Schriften und schon bei Noah bezeugt. Die Weinrebe galt als Beweis für fruchtbares Land. Der Wein sei ein Symbol für Lebensfreude und erfreue des Menschen Herz, erklärte Pfarrer Rusin. Wein fehle bei keinem Fest und auf keiner gedeckten Tafel. Der Weinbau sei keine einfache Sache, in Palästina wären die Weinflächen durch Mauern geschützt worden. Da Weinbau den Zeitgenossen Jesu vertraut gewesen sei, habe Jesus das Bild genutzt, um seinen Jüngern Erkenntnisse zu vermitteln.
Das neue „Träublmadla“ Julia Meyer ist vor einigen Tagen – am 10. September – acht Jahre alt geworden. Wie viele Mädchen in ihrem Alter mag sie Schwimmen, Fahrradfahren und Trampolinspringen. Sie singt im Ebelsbacher Kinderchor und besucht gerne Freitzeitparks, weil sie das Achterbahnfahren liebt.
Da sie sehr kontaktfreudig ist und gerne Texte vorträgt, zum Beispiel Gedichte im Schulunterricht, hat sie sich entschlossen, das Amt des „Träublmadlas“ zu übernehmen. „Ich kann mir vorstellen, dass es Spaß macht, Steinbach als Winzerort zu repräsentieren“, erzählt sie und freut sich schon, wenn sie bei der Eröffnung des nächsten Steinbacher Backofenfestes mitwirken darf. Sie findet es wichtig, dass Steinbach als Winzerort in der Öffentlichkeit repräsentiert wird. „Das ist eine schöne Werbung für unseren Ort“, erkennt sie.
Sie weiß schon viel über Wein, kennt die verschiedenen Rebsorten, die in Franken angebaut werden. Mit ihren Eltern besuchte sie im Urlaub schon öfter Weinbauregionen, so die Wachau in Österreich, wo ihr schönes Dirndl gekauft wurde. Bei einer Führung durch die Weinkeller der Würzburger Residenz war sie beeindruckt von den riesigen Holzfässern und der besonderen Atmosphäre.
Julia Meyer weiß, dass der Weinanbau in Steinbach eine lange Tradition hat. Die Weinberge von Steinbach mit ihren alten Mauern und Terrassen findet sie schön, doch durch den Weinberg ihres Opas hat sie gemerkt, dass die Bewirtschaftung mit viel Arbeit verbunden ist. Letzte Woche hat sie im Weinberg ihres Opas bei der Lese von Bacchus-Trauben und beim Keltern der Trauben mitgeholfen. Beim Rebschnitt zu Beginn eines Jahres hat sie schon mehrere Male zugeschaut, denn Julia ist gerne in der Natur und hilft bei der Pflege der vielen Blumen im Garten und im Hof ihrer Eltern mit.