35 interessierte Zuschauer nahmen am Dienstag an einer Online-Diskussion zum Thema "Klimaneutraler Landkreis 2030" teil. Der Verein "Wir gestalten Heimat e. V." mit seinen Vorstandsmitgliedern Oliver Kunkel, Bernd Bullnheimer und Christian Wittmann initiierten diese Veranstaltung sozusagen als Ergänzung zur Podiumsdiskussion "Klimawende vor Ort" im September in Zeil. Neben einigen Bundestagsdirektkandidaten nahm damals auch der CSU-Landtagsabgeordnete Steffen Vogel teil, der zwischenzeitlich einen entsprechenden Antrag seiner Fraktion in den Kreistag eingebracht hat.
Unter anderem diskutierten bei der Online-Veranstaltung Norbert Zösch (Stadtwerk Haßfurt), Günter Lieberth (UBIZ), Gunter Häckner (BEG Haßberge) und Stefan Zettelmeier (ÖDP) sowie einige Kommunalpolitiker diskutierten zusammen mit weiteren Teilnehmenden und Steffen Vogel darüber. Der Stimmkreisabgeordnete ging ausführlich auf den Antrag ein, in dem es unter anderem heißt: "Die CSU Kreistagsfraktion will den Landkreis Haßberge weiter zum Vorreiter in punkto Nachhaltigkeit und Klimaschutz machen. Der Landkreis sollte sich deshalb dem Ziel verpflichten, bis 2030 klimaneutral zu sein. Ein wichtiger Punkt dabei wird der Ausbau der erneuerbaren Energien sein. Bereits heute ist der Landkreis Haßberge sehr fortschrittlich in der Erzeugung erneuerbarer Energien. 71 Prozent unseres Strom und 26 Prozent des Wärmebedarfs werden bereits regenerativ erzeugt. Erneuerbare Energien bieten die Chance einer regionalen Wertschöpfung."
Regionale Planung beim Thema Photovoltaik
"Die CSU will das Thema voran bringen, ohne Ideologie, dafür mit pragmatischen Lösungen", sagte Steffen Vogel. Die Diskussionsteilnehmer zollten großen Zuspruch und bestätigten den Sinn des Antrages. So sagte Bernd Bullnheimer im Rückblick auf die Zeiler Podiumsdiskussion: "Ich hätte nicht gedacht, dass Steffen Vogel den ersten Stein wirft und dass so schnell ein Antrag zustande kommt." Bullnheimer forderte auch, die Bürger mehr mitzunehmen. Vogel schlug daraufhin offene Veranstaltungen in allen Teilen des Landkreises vor.
Vogel machte auch keinen Hehl daraus, dass er kein Freund von einer Kooperation mit "Südwerk" ist, die Kommunalpolitiker aus dem nördlichen Landkreis anstreben. Der private Investor mit Sitz in Oberfranken pachtet Flächen und erstellt große Photovoltaikanlagen. Vogel hält stattdessen eine Planung von Photovoltaikanlagen durch die GUT (Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge) für wesentlich sinnvoller. Auch Norbert Zösch als Geschäftsführer des Haßfurter Stadtwerks stimmte dem zu.
Klimaneutralität zur Chefsache machen
Stefan Zettelmeier forderte im Zusammenhang mit einem Antrag, den seine Partei (ÖDP) im Kreistag eingereicht hat, einen Unterausschuss zu bilden, der sich ausführlich mit dem Thema befasst. In dem ÖDP-Papier heißt es unter anderem: "Wir sind der Meinung, dass es nicht ausreichen wird, den Auftrag Klimaneutralität in die Hände der GUT-Geschäftsführung und des Klimamanagers zu legen und sich einmal jährlich berichten zu lassen. Da acht Jahre gemessen an der Aufgabenstellung ein sehr kurzer Zeitrahmen sind, halten wir von Beginn an besondere Strukturen und Zielvorgaben für erforderlich, um den Anpassungsprozess effektiv voranzubringen." Der stellvertretende Landrat Oskar Ebert forderte dagegen, die Klimaneutralität zur Chefsache zu machen. Auch Vogel stimmte dafür, dass ein so wichtiges Thema in den Spitzen des Kreistages, wie etwa dem Kreisausschuss laufen soll.
Ein Maßnahmenpaket voller Forderungen
Die CSU-Kreistagsfraktion fordert folgende Maßnahmen in ihrem Antrag: Es wird jährlich ein Bericht des bisherigen Ausbaustandes der erneuerbaren Energien durch den Geschäftsführer der GUT im Kreistag abgegeben. Dazu ein jährlicher Bericht der notwendigen Schritte, um das Ausbauziel der "Energieautarkie 2030" zu erreichen. Der Landkreis soll sinnvolle Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen und Energieverbrauch in kreiseigenen Gebäuden, der Wirtschaft und der Bevölkerung unterstützen. Der Landkreis soll die Möglichkeit überprüfen, alle kreiseigenen Gebäude mit Dachflächenphotovoltaik auszustatten. Bei Neubauten des Kreises wird geprüft, inwieweit es möglich ist, diese in CO2- bindender Holzbauweise zu errichten. Neu- und Ersatzbauten sind grundsätzlich im Passivstandard zu bauen. Auf kreiseigenen Grünflächen sollen nach Möglichkeit Blühflächen gepflanzt werden, die der Biogasproduktion zugeführt werden können. Die Schaffung eines "Landkreis Werkes" wird geprüft, mit dem Ziel der gemeinsamen Vermarktung von regenerativ erzeugter Energie.