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KREIS HAßBERGE: Klimawandel: Die Fichte hat im Haßgau kaum noch eine Chance

KREIS HAßBERGE

Klimawandel: Die Fichte hat im Haßgau kaum noch eine Chance

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    Schon aus der Ferne betrachtet, ist das Desaster deutlich auszumachen. Trockenheit, Hitze und Schädlingsbefall machen der Fichte im Wald bei Maroldsweisach den Garaus – und nicht nur hier. Der Nadelbaum leidet in der ganzen Region besonders stark unter dem Klimawandel.
    Schon aus der Ferne betrachtet, ist das Desaster deutlich auszumachen. Trockenheit, Hitze und Schädlingsbefall machen der Fichte im Wald bei Maroldsweisach den Garaus – und nicht nur hier. Der Nadelbaum leidet in der ganzen Region besonders stark unter dem Klimawandel. Foto: Foto: Stefanie Brantner

    Schon aus der Ferne präsentiert sich der Wald bei Maroldsweisach beim Besuch unserer Reporterin wenig erbaulich. Die Waldkulisse ist durchzogen vom Braun abgestorbener Nadelbäume. Äste bereits kahler Buchen recken sich wie mahnende Finger gen Himmel. Auch wenn man dann direkt in den Wald eintaucht, ist die Situation der „grünen Lunge“ offensichtlich. Es knackt und raschelt am Waldboden und es handelt sich hier längst nicht nur um das Laub vergangener Jahre. Es ist stark durchmischt mit noch grünen Blättern, die die Bäumen in ihrer Not abgeworfen haben – kein Wasser mehr, um sie zu versorgen. Armdicke Äste, die wie hohle Knochen auf dem Waldboden liegen – der Wind hat sie aus den vertrockneten Kronen gebrochen, ergänzen das Schreckensszenario.

    Hoffnungsstreifen am Horizont

    Doch Förster Wolfgang Meiners, der weite Teile des Waldes im Oberen Haßgau betreut, will unserer Reporterin an diesem Tag zeigen, dass es sehr wohl einen Hoffnungsstreifen am Horizont gibt. In etlichen der Waldabschnitte, für die er seit vielen Jahren die Betreuung übernommen hat, sieht es längst nicht so hoffnungslos aus. Zwar vermisst man auch hier nicht selten das sattgrüne Kronendach, die großen Bäume sind schwächer belaubt, die Blätter sind kleiner. Aber man sieht auch deutlich, dass hier im Zwischenbereich bereits die nächste Generation heranwächst. Hier haben die Waldbesitzer schon vor Jahren damit begonnen, dem Klimawandel durch Anpassung entgegenzuwirken, klärt Meiners auf. „Dass der Klimawandel keine aus der Luft gegriffene Prognose ist, wissen wir schließlich nicht erst seit gestern“, sagt Meiners. Er ist seit Jahren bestrebt, einen sogenannten „Dauerwald“ in den Haßbergen zu etablieren. Das erreiche man im ersten Schritt dadurch, dass man Monokulturen vermeidet. Vor allem die extrem leidenden Fichtenbestände wurden unter seiner Regie weitgehend in Mischwälder umgebaut.

    Wichtige Bodengutachten

    Die Fichte habe hier eigentlich keine Chance mehr. Als Flachwurzler komme sie mit der Trockenheit am schlechtesten zurecht, erklärt der Förster. Also ging es darum, die Fichtenbestände mit anderen Baumarten zu unterbauen. Um die richtigen Baumarten zu finden, begann man schon vor Jahren damit, Bodengutachten zu erstellen. Die Bodenbeschaffenheit spiele bei der Baumartenwahl nämlich eine große Rolle. Ein Ton-Lehmboden bietet ganz andere Voraussetzungen als beispielsweise ein sandiger Boden. Daher sei es unumgänglich, die Bodenbeschaffenheit bei den Pflanzungen zu berücksichtigen. Ebenso gelte es, den Standort mit einzubeziehen, erklärt Meiners. Ein Südhang biete andere Voraussetzungen als ein Nordhang – um zwei Gegensätze zu nennen.

    Er habe seinen Fokus in den vergangenen Jahren schon auf die hier heimische Buche und Eiche gelegt, sagt der Förster. Insgesamt betrachtet liege sein Hauptaugenmerk jedoch auf der Vielfalt. Er zeigt Waldabschnitte, in denen sich Kirschen, Ahorne, Douglasien, Tannen, Buchen und Eichen Gesellschaft leisten. Unter dem Schirm alter Bäume gedeihen sie meist gut und es entwickelt sich ein klimaresistenter Jungwald, erklärt der Förster. Und beim Durchstreifen derartiger Waldflächen sieht man seine Angaben deutlich bestätigt. Wenn man einen Wald neu aufforsten muss, weil die Fichtenkultur bereits komplett abgestorben ist, machen Trockenheit und Hitze die junge Kultur eher wieder zunichte, als wenn man rechtzeitig gehandelt und eine Aufforstung unter Schirm vorbereitet hätte.

    Zäune und Bejagung

    Besonders gut gelingt der Unterbau eines Altbestandes, wenn es sich um Naturverjüngungen handelt. Dann hat der Baumnachwuchs gute Chancen, zu stattlicher Größe heranzuwachsen. Selbst bei sorgfältiger Sortenwahl habe man bei Pflanzungen kaum so gute Ergebnisse zu verzeichnen wie dies bei natürlich gewachsenen Bäumchen der Fall sei. Um auf diese Art einen Jungwald hochwachsen zu lassen, müsse man allerdings entweder Zäune aufstellen oder die Wildbejagung forcieren.

    „Wir brauchen eine konsequente Regulierung des Wildbestandes, denn wir können ja unmöglich riesige Waldflächen einzäunen, um Naturverjüngung zu erreichen“, sagt Meiners. Nichts mögen die Rehe lieber als die zarten Schösslinge junger Eichen, führt der Förster weiter aus und zeigt auf verbissene Eichenpflänzchen, die sich wie Bonsais nur schwach, selten mehr als 50 Zentimeter, über den Waldboden erheben. Ergänzend dazu wirke sich sicherlich auch nachteilig aus, dass die landwirtschaftlich genutzten Flächen heute meist bis an den Waldrand reichten. Früher hatte das Wild hier doch oftmals Wiesen als Futterquelle zur Verfügung. „Kräuter und Gräser schmecken dem Schalenwild mindestens ebenso gut wie Eichenschösslinge.“

    Vom Buchensterben in den Haßbergen ist jedoch auch Meiners kalt erwischt worden. Allerdings habe man es derzeit angesichts der zwei Jahren absoluter Trockenheit in Folge auch mit einer Ausnahmesituation zu tun, ist sich der Fachmann sicher. Jedenfalls räumte er der Buche weiter gute Chancen ein, denn die Herzwurzler seien schon einigermaßen trockenheits- und hitzeresistent. Natürlich zeige sich jetzt, wer die Zeichen der Zeit – also die Ergebnisse aus der Klimaforschung – ignoriert hat oder wo man dem Beachtung geschenkt und entsprechend gehandelt hat. Vor allem Eigentümer von Fichtenbeständen, die bisher nichts unternommen haben, stehen jetzt unter Umständen vor dem Nichts. Trockenheit und Schädlingsbefall vernichten derzeit ganze Bestände.

    Holz ist billig

    Der Holzpreis ist im Keller, denn auch in Gebieten, in denen es heuer nicht so extrem trocken war, haben Schädlinge gewütet. Zudem sind enorme Holzmengen durch Schnee- und Windbruch angefallen. Der Holzmarkt ist mehr als gesättigt. Somit kann der Waldbesitzer mit Holz kein Geld einnehmen, das für die kostenintensive Wiederaufforstung nötig wäre. Jetzt mit dem Finger zu zeigen und zu sagen hättest du mal früher was getan, helfe aber nicht weiter, sagt der Förster. Schließlich sei der Wald in gewisser Weise auch Allgemeingut, das es nicht zuletzt zum Klimaschutz zu erhalten gelte. Wichtig sei jetzt, dass der Staat die Waldbesitzer nicht im Stich lässt. Unterstützung in Form von finanziellen Hilfen als auch in beratender Form seien dringend erforderlich, sagt Meiners.

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