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Königsberg: Königsberger Café kämpft gegen Plastik und für die Region

Königsberg

Königsberger Café kämpft gegen Plastik und für die Region

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    Silke Beck führt seit 2014 das Café ZwergRiese in Königsberg. Sie bietet dort regionale Produkte, Bio-Waren und unverpackte, plastikfreie Lebensmittel an.
    Silke Beck führt seit 2014 das Café ZwergRiese in Königsberg. Sie bietet dort regionale Produkte, Bio-Waren und unverpackte, plastikfreie Lebensmittel an. Foto: Katrin Amling

    "Begonnen hat es mit Basteln, Nähen und dem Wunsch, unsere Region und das Miteinander zu stärken", erzählt Silke Beck. 2011 hat sie eine kleine Näh- und Bastelstube bei sich zuhause eröffnet und dort an einem Tag in der Woche handgemachte Produkte aus der Region angeboten. Heute, fast zehn Jahre später, betreibt sie das Café ZwergRiese in Königsberg. Ein Café für alle Generationen, ein Ort zum Verweilen soll es sein, an dem man auch zu Mittag essen oder frühstücken könne und sogar selbstgenähte Kleidung bekomme, erzählt sie. Aber auch ein Ort, an dem man Nudeln, Brot und Waschmittel einkaufen kann, ohne beim Auspacken einen Eimer voll Müll zu produzieren.

    Silke Beck führt seit 2014 das Café ZwergRiese in Königsberg.
    Silke Beck führt seit 2014 das Café ZwergRiese in Königsberg. Foto: Katrin Amling

    Seit 2014 ist das Café in der alten Kaplanei in der Nähe des Königsberger Marktplatzes zuhause, nach und nach kamen mehr Regale, Räume und Produkte hinzu. Nicht alles ist Bio, aber alles kommt aus der Region und landet ohne Zwischenhändler bei ihr. "Ich kenne die Produzenten und das ist mehr Wert als ein teures Bio-Siegel, das sich vielleicht nicht jeder leisten kann oder will", ist Beck überzeugt.

    Zum Beispiel kommt das Rindfleisch aus Ostheim, Mehl und Körner werden aus Kerbfeld geliefert, der Schmuck wird in Zeil gefertigt und Schneiderinnen aus Haßfurt und Eichelsdorf bieten ihre Ware an. "Wir haben hier wunderbare Händler und Produkte in der Region, warum soll ich da Sachen von woanders kaufen?", sagt Silke Beck.

    "Wir haben hier wunderbare Händler und Produkte in der Region, warum soll ich da Sachen von woanders kaufen?"

    Silke Beck, Inhaberin des Café ZwergRiese

    Sie selbst hatte lange mit Lebensmittel-Unverträglichkeiten zu kämpfen und stellte deshalb ihre Ernährung auf Bio und naturbelassene Produkte um. "Inzwischen bin ich die Gesundheitsprobleme komplett losgeworden", sagt sie. Denn in herkömmlichen Produkten stecken so viele Inhaltsstoffe, die viele krank machen, findet die 42-Jährige. In ihrem Laden geht sie deshalb besonders auf die Unverträglichkeiten der Kunden ein, einmal im Monat wird sie zum Beispiel mit glutenfreien Backwaren beliefert.

    Plastiktüten gab es hier noch nie

    Der Unverpackt-Gedanke stand in ihrem Laden zunächst nicht im Vordergrund. "Aber trotzdem gab es hier auch schon vor fünf Jahren keine Plastiktüten oder Plastikstrohhalme", erzählt Beck. Stück für Stück hat sie ihr nachhaltiges Sortiment ausgebaut, um etwas gegen den "Plastikwahn" zu tun und liegt damit inzwischen voll im Trend. Denn vor allem in größeren Städten in der Region, zum Beispiel in Würzburg oder Bamberg, öffnen immer mehr Unverpackt-Läden, in denen man seine Produkte plastikfrei oder in mitgebrachten Verpackungen mitnehmen kann. Das Konzept kommt vor allem bei jungen, umweltbewussten Menschen gut an.

    Kaffeebohnen, Nudeln oder Salz gibt es in Silke Becks Laden zum Selbst-Abfüllen. Angeliefert wird die Ware in 25-Kilo-Säcken.
    Kaffeebohnen, Nudeln oder Salz gibt es in Silke Becks Laden zum Selbst-Abfüllen. Angeliefert wird die Ware in 25-Kilo-Säcken. Foto: Katrin Amling

    In Becks Laden kommen jedoch die unterschiedlichsten Leute, erzählt sie. Natürlich viele junge Familien, aber auch von älteren Menschen werde das Angebot an unverpackten Lebensmitteln gerne angenommen. "Die sagen dann, ach, das ist ja wie früher", sagt Beck, nur dass es eben heute nicht mehr so leicht möglich sei, im Supermarkt seine Produkte ohne Verpackung zu kaufen.

    Und wenn, dann müsse man in die größeren Städte oder aufs Land fahren, um bestimmte Sachen zu bekommen. Sie will den Menschen die Möglichkeit geben, vor Ort einzukaufen. "Auch die, die nicht mehr mobil sind, können sich hier nachhaltig versorgen." Und das funktioniere sehr gut: "Die Leute kommen mit dem Korb, haben ihre alte Eierschachtel und eine Dose für die Butter am Stück dabei."

    Im Café ZwergRiese gibt es Zahnbürsten aus Bambus und Zahnputztabletten, mit denen Plastik gespart werden soll.
    Im Café ZwergRiese gibt es Zahnbürsten aus Bambus und Zahnputztabletten, mit denen Plastik gespart werden soll. Foto: Katrin Amling

    "Alle Altersschichten sind dabei", das war Beck, die selbst Mutter von zwei Kindern ist, wichtig. Deshalb gibt es auch ein großes Spielzimmer für die kleinen Besucher, die sich dort austoben können, während die Eltern in Ruhe Kaffee trinken und sich unterhalten. Eines hätten ihre Gäste aber alle gemeinsam: "Sie zeigen eine große Wertschätzung für die Produkte aus der Region und sind dann auch bereit, manchmal ein bisschen mehr Geld auszugeben", so Beck. Bei vielen Produkten sei der Preisunterschied zu herkömmlichen Produkten aber auch gar nicht so groß, zum Beispiel beim Brot.

    "An manchen Tagen saß ich heulend am Tisch, weil keiner kam."

    Silke Beck

    Inzwischen ist ihr Laden gut besucht und den meisten in Königsberg und Umgebung bekannt, doch bis dahin war es ein weiter Weg. "An manchen Tagen saß ich hier heulend am Tisch, weil keiner kam", erinnert sich die 42-Jährige. Heute weiß sie, dass ein Laden einfach drei bis fünf Jahre brauche, bis er sich etabliert hat, "das ist ganz normal". Sieben Leute arbeiten dort inzwischen abwechselnd, momentan sucht sie wieder Verstärkung.

    In Becks Laden ist zwar nicht alles Bio, dafür kommen alle Produkte aus der Region, zum Beispiel verschiedene Aufstriche oder Likör.
    In Becks Laden ist zwar nicht alles Bio, dafür kommen alle Produkte aus der Region, zum Beispiel verschiedene Aufstriche oder Likör. Foto: Katrin Amling

    Doch auch wenn die Besucherzahlen heute stimmen, läuft nicht immer alles glatt. Zu kämpfen hat Beck zum Beispiel manchmal mit den strengen deutschen Vorschriften für die Gastronomie. "Ich suche seit langem einen Milchlieferanten aus der Region", erzählt sie. Momentan verwende sie Bio-Milch aus dem Tetrapak. Denn bisher sei die Partnerschaft mit einem regionalen Lieferanten immer an Hygienevorschriften gescheitert.

    Die besagen, dass Milch für die Verwendung in der Gastronomie ausreichend erhitzt und dann mit einer bestimmten Temperatur zum Abnehmer transportiert werden muss. Viele Milchbauern hat sie bereits angesprochen, doch bisher hat es mit keinem geklappt, da diese dafür in ein spezielles Transportsystem investieren müssten. Ob die Milch Bio ist, sei ihr erst einmal egal. "Mir geht es in diesem Punkt vor allem darum, weniger Milchverpackungen und damit weniger Müll zu haben", sagt Beck. Angesichts solcher Vorschriften schüttelt Beck zwar verständnislos den Kopf, doch sie gibt die Hoffnung nicht auf, dass sich vielleicht doch noch einen Milch-Partner findet.

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