Ein Pop-Up-Store für Haßfurt, wo manchem Schandmaul zufolge abends noch die Bürgersteige hochgeklappt werden: Das klingt ja mal richtig modern. Und das Projekt kann sicher auch zünden: Viele Geschäfte, die nicht für den dauerhaften Erfolg am dauerhaften Ort gemacht sind, können für den Augenblick durchaus abgehen wie Rakete. Oder auch: Warum nicht mal ein paar Wochen ausprobieren, ob eine Geschäftsidee langfristig Erfolg haben könnte. In die Haßfurter Innenstadt kommt Abwechslung, das dürfte Besucher neugierig machen. Gestern vielleicht Geschenkartikel, heute alles rund um die Gesundheit. Und was kommt morgen? Vielleicht Kunst?
Ohne Sanierung keine Nutzung, ohne Nutzung keine Sanierung?
Eines ist aber klar. Die Idee des Pop-Up-Stores ist aus der Not heraus geboren. Weil das Fachwerkhaus in der Hauptstraße 35, so stadtbildprägend und malerisch es sein mag, heutigen Ansprüchen an Wohnen und Wirtschaften nicht genügt, schläft es seinem Verfall entgegen. Von dauerhafter Nachnutzung keine Spur, seit das geplante Herman-de-Vries-Museum geplatzt ist wie eine Seifenblase. Die Einsturzgefahr hat die Stadt als Eigentümerin offenbar beseitigt, die dringend nötige Sanierung wird aber trotzdem irgendwann in die Millionen gehen. Aber so viel Geld für ein Haus, das allein als schöne Fassade dient?

Der Pop-Up-Store ist Zwischennutzung gedacht, die der Stadt ein wenig Geld einbringt und vielleicht den Geistesblitz schlechthin erzeugt, wie das Haus danach dauerhaft aus dem Dornröschenschlaf gerissen werden kann.
Wiederentdecken, welche Perle Haßfurt hier hat
Eines wäre in dieser Hinsicht aber sicherlich nicht förderlich: Wenn es die Stadt zuließe, dass hier Ramschläden Billigwaren verschleudern. Dass sich Kunden die Restposten auf den Rampen streitig machen. Das wäre weder im Sinne des ehrwürdigen alten Geschäftshauses selbst noch der Innenstadt, Stichwort: Image-Schaden. Es geht um Qualität, und damit ist weniger der Preis gemeint, sondern das besondere Angebot, das es so in Haßfurt nicht gibt. Auch die Kultur muss von Rang und Namen sein, damit die Besucher nicht vergessen, welche Perle doch das Kunsthaus ist oder sein könnte.