Ja, auch Industrie kann Heimat sein, ob bei Opel in Bochum, ob bei Bosch in Bamberg. Oder bei Schaeffler in Eltmann. Ganze Familienschicksale sind mit dem Werk verbunden, dessen Aus die Konzernspitze nun beschlossen hat. 400 Mitarbeiter hat Schaeffler hier nach eigenen Angaben zuletzt beschäftigt.
Ein wichtiger Arbeitgeber und Steuerzahler
Für die Stadt Eltmann und den Landkreis Haßberge sind das bittere Nachrichten. Ein wichtiger Arbeitgeber und Steuerzahler zieht fort, zurück bleibt ein riesiges Areal, für das eine Nachnutzung erst einmal gefunden sein will. Immer mehr Wirtschaftskraft scheint sich in den großen Zentren zu konzentrieren. Darüber kann sich der ländliche Raum nicht freuen.

Und die Arbeiterinnen und Arbeiter? Vielleicht ist es das Einfachste, dem besiegelten Schicksal mit einer "Das-Glas-ist-halbvoll"-Mentalität ins Auge zu sehen: Ihre Jobs gehen nicht verloren, Schaeffler verspricht ihnen Arbeit in Schweinfurt. Und ein Pendeln zwischen Bamberg und Schweinfurt ist für viele Menschen der Region eh Gewohnheit. Das ließe sich schon irgendwie machen, wenn es auch für viele Härten mit sich bringt.
Der Preis der Globalisierung
Und der Konzern selbst? Sieht der nur Zahlen und nicht die Menschen dahinter, wie Kritiker jetzt sagen? Geht ihm Profit über alles, wie nun zum Beispiel die Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar geklagt hat? Der Verdacht scheint nahe zu liegen, weil das Werk bis heute schwarze Zahlen schreibt. Da lässt es sich in den Tadel leicht einstimmen, aber möglicherweise ist das zu kurz gedacht. Der Wälzlagerhersteller steht in weltweitem Wettbewerb und muss Jahre vorausplanen, wo er zu welchen Konditionen produziert - anders kann er sein Überleben nicht sichern. Die von vielen gepriesene Globalisierung hat ihren Preis, den irgendwo immer Menschen vor Ort zahlen. Und selbst Schaeffler dürfte zu klein sein, um groß an den Spielregeln zu drehen. Da ist es vielleicht schon eine gute Nachricht, dass die Jobs in Deutschland bleiben, in der Region obendrein.
Wie es mit seiner Sicht auf die Mitarbeiter aussieht, kann der Konzern jetzt zeigen, wenn es um die Integration oder Abfindung der Eltmanner Belegschaft geht.