Die Stadt Haßfurt hat einen neuen Chief Digital Officer. Thorsten Kempf, 46 Jahre alt und gebürtiger Coburger, hat den Job als CDO von Madlen Müller-Wuttke übernommen, die seit 1. Januar eine Stelle als Pressesprecherin beim Landkreis Würzburg angetreten hat. Kempf verfügt über 17 Jahre Verwaltungserfahrung unter anderem als Leiter der Statistik und Stadtforschung der Stadt Erlangen. Und jetzt soll er seinen Teil dazu beitragen, die Stadt Haßfurt zu digitalisieren.
Den Zeitpunkt für seinen Amtsantritt hätte er nicht besser wählen können, "leider", wie er und sein Team bei der Vorstellung des Neuen feststellen. Denn eines der Projekte, mit dem sich die Mannschaft von Smart Green City Haßfurt gerade beschäftigt, ist der KI-basierte Hochwasserschutz. Derzeit aktueller denn je.
Aber was führt den Erlanger in die Provinz? Neben der Neigung, auf dem Lande leben zu wollen, machte ihn neugierig, "was die Stadt Haßfurt gemeinsam mit dem Stadtwerk in zahlreichen technologischen und ökologischen Bereichen Wegweisendes auf die Beine gestellt hat". Das Interesse der Menschen und ihrer Verwaltung für die Digitalisierung der Stadt habe ihn sehr beeindruckt, so Kempf im Rahmen seiner Vorstellung im Stadtlabor. "Sei es die vollständige Deckung des Strombedarfs aus erneuerbarer Energie oder die flächendeckende Anbindung an ein leistungsstarkes Sensorennetzwerk – Haßfurt hat die Zukunft im Blick."
Urbane Datenplattform als Wissensspeicher
Und wo sieht er seine drängendsten Aufgaben? Die Entwicklung einer urbanen Datenplattform – also eines Wissensspeichers aller wichtigen Daten der Stadt Haßfurt – sei eine zentrale Aufgabe des Projektes Smart Green City. "Die moderne Datenarchitektur ermöglicht es, Verwaltungsprozesse zu vereinfachen und kommunale Planungsvorhaben fundierter und transparenter zu gestalten. Zum Beispiel bei der Aufstellung von Bebauungsplänen. Das spart Geld und Zeit und nutzt im Endeffekt den Bürgerinnen und Bürgern."

Mindestens genauso wichtig sei ihm aber, im Zuge des Projektes Maßnahmen umzusetzen, die für die Menschen in Haßfurt sichtbar sind. "Demnach stelle ich mir zuallererst die Frage: Was kann das Projekt beitragen, um Anliegen der Menschen zu lösen? Kann beispielsweise die Situation des ÖPNV verbessert werden?" Oder kann zum Beispiel ein Warnsystem bei Extremwetterereignissen dem Katastrophenschutz helfen?
Die Stadt baut eine Sensoren-Infrastruktur auf
"Fragen Sie die Menschen in Haßfurt, was im Projekt Smart Green City eigentlich getan wird, kennen viele bisher lediglich die Pegelmessung" im Rahmen des KI-basierten Hochwasserschutzes, so Kempf. Derzeit würden mit dem Aufbau einer Sensoren-Infrastruktur und der urbanen Datenplattform die Grundlagen für die Zukunft gelegt.

Und Chief Technical Officer Diethard Sahlender ergänzt: "Wir hoffen, dass wir zusammen mit anderen Städten ein Prognosemodell erstellen können. Damit wir, wenn eine bestimmte Situation eintritt, sagen können, wann ein Hochwasser auftritt." Projektmitarbeiterin Marie Huwendiek erklärt dazu, in Zusammenarbeit mit der Kläranlage Haßfurt seien an neuralgischen Messpunkten Sensoren angebracht worden, welche die aktuellen Pegelstände messen und weitergeben.
Es geht darum, vor die Lage zu kommen
"Die so gewonnenen Daten leisten einen entscheidenden Beitrag insbesondere für den Katastrophenschutz" und ermöglichten perspektivisch durch die Integration weiterer Wetter- und Umweltdaten ein sogenanntes "Vor-die-Lage-Kommen", sagt Sahlender. Was bedeutet, dass gewisse Entwicklungen vorhersehbar werden, um proaktiv, weitsichtig und vorbereitend agieren zu können. Die Daten aus den einzelnen Pegeln können schon jetzt im Internet unter "www.smartcityhassfurt.de" verfolgt werden.
Die aktuellen Maßnahmen, so Kempf, seien allerdings kaum sichtbar. Deshalb sieht der CDO es als seine wichtigste Aufgabe an, auf diesem Fundament Maßnahmen aufzubauen, die unmittelbar den Menschen zugutekommen und auch für alle wahrnehmbar seien. „Eine Informations- und Beteiligungsplattform wird deshalb der nächste Schritt sein. Gemeinsam wollen wir aber auch die Themen ÖPNV, Katastrophenschutz und die Arbeit für und mit Vereinen angehen."