Mit großem Engagement, mit der „Zurschaustellung“ ihrer Talente und mit bemerkenswerter Spielfreude hat die 8. Klasse der Freien Waldorfschule in den Mainauen Haßfurt im Festsaal ihrer Schule die Komödie „Der eingebildete Kranke“ von Moliere aufgeführt. Den begeisterten Applaus der vier Aufführungen hatten sich die Akteure daher redlich verdient.
Das Theaterspielen in der 8. und in der 12. Klasse nimmt eine wichtige Rolle in der Waldorfpädagogik ein, weil sich dabei sowohl der einzelne Schüler als auch die Klassengemeinschaft weiterentwickeln können. Die Jungen und Mädchen müssen nicht nur lange Texte lernen, ungewohnte Rollen einnehmen, ein Bühnenbild gestalten, Requisiten bauen und die gesamte Organisation übernehmen. Sie müssen sich auch unabdingbar aufeinander verlassen können sowie über ihren eigenen Schatten springen und vor einem großen Publikum auftreten. „Unsere Klasse ist bei den Vorbereitungen und intensiven Proben zusammengewachsen“, erklärte Elisabeth Göbel aus Haßfurt, die die Rolle der Angélique spielte. „Das Proben hat Spaß gemacht, denn mit Karl Straub hat uns ein richtiger Schauspieler unterrichtet. Es war allerdings auch wesentlich anstrengender als normaler Unterricht“, sagte die 14-Jährige. „Meine größte Herausforderung war, in eine Rolle zu schlüpfen und andere davon zu überzeugen, dass ich die von mir gespielte Person tatsächlich war“, berichtete sie. „Zu Beginn der ersten Aufführung war ich zunächst auch ein bisschen unsicher, bis es mir gelang, locker und leicht zu spielen.“
Die Komödie bietet dem Publikum viele Gelegenheiten, sich zu amüsieren. Es wird gelogen, betrogen, verstellt und intrigiert, dass es eine Freude ist. Es wirft laut dem Regisseur, dem Schauspieler und Waldorflehrer Karl Straub aber auch die Frage nach der Verantwortung des Einzelnen für seine Gesundheit auf und ist damit hochaktuell. Da in der Klasse mehr Schüler unterrichtet werden, als das Stück Rollen aufweist, teilten sich einige Jungen und Mädchen eine Rolle. Bei der ersten öffentlichen Vorstellung war Paul Wiesner als Argan, der eingebildete Kranke herrlich anzusehen, der auf seinen Eigennutz bedachte Hausherr, der liebevolle und doch zunächst unerbittliche Vater zweier Töchter und der vor Liebe blinde Ehegatte.
Weil Argan sich einbildet, krank zu sein, zieht er diverse Ärzte zu Rate, die ihn in seiner eingebildeten Krankheit unterstützen. So verschreibt ihm sein Leibarzt Purgon, in dessen Rolle Louis Müller schlüpfte, überflüssige Behandlungen gegen überteuerte Rechnungen. Auch der Apotheker Fleurant, dargestellt von Lena Steiner, sahnt kräftig ab. Die zweite Frau Argans, Béline, bekräftigt ihrerseits den „Kranken“ in seinem Leid und umgarnt ihn gleichzeitig, um von ihm als Alleinerbin eingesetzt zu werden. Moesha-Shiva Nitzold verlieh dieser Person den notwendigen Schuss heuchlerischer Verstellung.
Argan möchte auch aus eigennützigen Motiven, dass seine Tochter Angélique (Joana Oliveira Steinbrecher) den frisch gebackenen Doktor der Medizin Thomas Diafoirus (Leonhard Neff) heiratet. Diese liebt aber bereits den schönen Cléanthe (Fritz Wenninger). Diesen Wirrwarr der Gefühle und Absichten möchte das Dienstmädchen Toinette lösen. Selina Oppelt war eine Paradebesetzung für diese Rolle, denn jede ihrer Gesten und jedes ihrer Worte war eine Offenbarung. Schnippisch und selbstbewusst lieferte sie sich mit Argan heftigste Wortgefechte, denn sie hatte als Einzige das Spiel um die eingebildeten Krankheiten durchschaut. Mit Hilfe des Bruders von Argan, Béralde (Luca Dachwald), hilft sie der Wahrheit auf die Sprünge und öffnet Argan die Augen über die Falschheit seiner Frau und die wahre Liebe seiner Tochter.
Angélique darf Cléanthe heiraten – unter der Bedingung, dass ihr Zukünftiger Arzt wird. Was ihm allerdings erspart bleibt. Denn die Posse über den Ärztestand wird fortgesetzt, indem Béralde den Hypochonder Argan dazu überredet, selbst Arzt zu werden und eine Scheinzeremonie in Gang setzt. Sie endet, von den Schülern mit Musik und Tanz in Szene gesetzt, damit, dass Argan zum Arzt ernannt wird. Fazit des Stücks und der Darbietungen der Schüler: Lachen ist auf jeden Fall gesund!
Die Schauspieler
Jule Hack, Paul Wiesner (beide Argan), Madeleine Schor, Selina Oppelt (beide Toinette), Leonie Deuber, Moesha-Shiva Nitzold (beide Béline), Elisabeth Göbel, Joana Steinbrecher (beide Angélique), Aylin Müller, Luca Dachwald (beide Béralde), Fritz Wenninger (Cléante), Jan Tischner (Monsieur Diaforus), Jakob Kundmüller, Leonhard Neff (beide Thomas Diaforus), Finn Kölbl, Louis Müller (beide Monsieur Purgon), Lena Steiner (Madame Fleurant) und Nina Böhnemann (Notar).