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Haßfurt: Landtagswahl 2023: Steffen Vogel und der Spagat zwischen Paradiesvogel und politischem Schwergewicht

Haßfurt

Landtagswahl 2023: Steffen Vogel und der Spagat zwischen Paradiesvogel und politischem Schwergewicht

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    Seit zehn Jahren sitzt er bereits im Landtag. Und ist auch am 8. Oktober der Direktkandidat der CSU im Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld: Steffen Vogel aus Theres.
    Seit zehn Jahren sitzt er bereits im Landtag. Und ist auch am 8. Oktober der Direktkandidat der CSU im Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld: Steffen Vogel aus Theres. Foto: René Ruprecht

    Die ergrauten Haare nach hinten gekämmt, den Vollbart kurzgeschnitten. Der Mann lächelt so, wie man lächeln muss, um seriös herüberzukommen: Das ist CSU-Mann Steffen Vogel auf seinen Wahlplakaten im Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld, den er am 8. Oktober zum dritten Mal in Folge als Direktkandidat gewinnen will.

    Das Bild, das viele von dem 49-Jährigen spontan vor Augen haben, mag ein anderes sein: Da ist der Sunnyboy, der in sozialen Netzwerken Fotos von sich im pinkfarbenen Anzug postet. Da ist der schwarze Abgeordnete, der in die grüne Parteikasse 1000 Euro zahlen will, falls er eine Fitness-Wette verliert. Der seinen Followern in Videos beweist, wie viele Situps er schafft.

    Es sind diese Eindrücke, die hängen bleiben: Steffen Vogel, eine Mischung aus Spaß- und Paradiesvogel, fast ein enfant terrible seiner Partei. Ein selbst gewähltes Image mit Spur von ungewollter Eigendynamik.

    Das Motto lautet: Alles außer spießig

    "Ich bin der festen Überzeugung, dass die CSU ihr Bild als langweilige Altherren-Partei ablegen muss", sagt Vogel, mit dem sich die Redaktion zum Kandidatengespräch in einem Haßfurter Eiscafé trifft. Politik müsse auch Spaß und Lebensfreude ausdrücken. Vogel ist auf der Mission, seine Partei in dieser Hinsicht zu modernisieren. Motto: "Alles außer spießig." So postet er auf Facebook "Wahlplakat-Fakes", auf denen er Grimassen schneidet oder daher kommt wie die männliche Version der Barbie-Puppe. 

    "Ich bin der festen Überzeugung, dass die CSU ihr Bild als langweilige Altherren-Partei ablegen muss."

    Steffen Vogel, Landtagsabgeordneter

    Selber Schuld, wenn ihn Leute für einen Luftikus halten? Vogel zuckt mit den Achseln. Er setzt darauf, dass das Wahlvolk auch und vor allem seine andere Seite sieht: die des für die Region und den Freistaat hart arbeitenden und auf vielen Gebieten versierten Politikers. Einer, der nicht abgehoben, sondern bodenständig ist. Einer, der jede der 330 Ortschaften im Stimmkreis kennt, überall vor Ort war und selbst von der letzten Einöde zu erzählen weiß. Vogel, der im 200-Seelen-Dorf Wasmuthausen aufgewachsen ist, sagt: "Mir als Dorfkind ist jeder Ort wichtig."

    Der Landtagsjob hauptsächlich als unsichtbare Kleinarbeit

    Zum Treffen bringt er einen Stapel Papier mit: Dankesschreiben der letzten Monate; da ist ein SPD-Bürgermeister dabei, Vereine, Verbände und Einzelpersonen querbeet aus seinem Stimmkreis, für sie alle hat er als Abgeordneter etwas erreicht. "In Kleinarbeit, die unseren Job hauptsächlich ausmacht und von der die Öffentlichkeit kaum etwas erfährt."

    Vogel kann sehr wohl vielbeachtete Erfolge vorweisen: Der größte dürfte seine Initiative zum Erhalt der Geburtshilfen an kleinen Krankenhäusern im Freistaat sein, der auch die Einrichtungen in Bad Neustadt und Haßfurt ihr Überleben verdanken. Überhaupt sieht er die medizinische Versorgung auf dem Land als Schlüsselaufgabe für den nächsten Landtag. Er würde gerne im Gesundheitsausschuss bleiben, ebenso im Wirtschaftsausschuss: Sein Hauptaugenmerk soll wie bisher dem ländlichen Raum gelten, dem Erhalt der dortigen Arbeitsplätze, der Stärkung der Unternehmen, der digitalen Transformation.

    "Ich habe alles erreicht, was ich erreichen möchte."

    Steffen Vogel will kein Mitglied des künftigen Kabinetts werden

    Erstaunlich: Als größte Herausforderung der kommenden Legislatur nennt Vogel den Bürokratieabbau in allen staatlichen Bereichen. Weil schon jetzt in den Verwaltungen die Fachkräfte fehlten. Und "weil die Bürger die staatlichen Stellen nicht als helfende Hand, sondern als Blockierer wahrnehmen", zum Frust beider Seiten.

    Ja zu Freien Wählern, entschiedenes Nein zu den Grünen

    Die absolute Mehrheit für die CSU scheint ausgeschlossen, Vogel setzt auf die Freien Wähler. Mag er pinke Jacketts tragen, konservativ ist er doch: Die Grünen kamen für ihn schon 2018 als Koalitionspartner nicht in Frage. Dabei bleibt es: "Wir haben viel zu unterschiedliche Sichtweisen auf unser Land." Im Parlament hat Vogel zuletzt heftig auf Wirtschaftsminister Habeck und die grüne Energiepolitik eingeschlagen, über "Blutkohle aus Kolumbien" und "dreckiges Frackinggas" aus den USA gelästert. Die Aiwanger-Affäre ließe ihn wohl kalt, würde sie nach Meinungsumfragen nicht ausgerechnet seiner Partei Stimmen kosten.

    Ist er, der sich als tolerant gegenüber anderen Meinungen bezeichnet und in der CSU als Mann der Mitte verortet, populistischer geworden? Das lässt Vogel nicht gelten. Er zitiert Franz Josef Strauß, wonach man dem Volk aufs Maul schauen, aber nicht nach dem Munde reden soll.

    Sollte Markus Söder anrufen...

    Mit der Wiederwahl als Direktkandidat darf Vogel fest rechnen. Und mit einem Ministeramt? "Ich habe alles erreicht, was ich erreichen möchte", behauptet der 49-Jährige, der im letzten Sommer zum Chef der CSU Unterfranken aufgestiegen ist. Wirklich? "Sollte mich Herr Söder anrufen und sagen 'Mensch Steffen, Du wärst doch bei mir ein gutes Kabinettsmitglied', dann würde ich sagen: Rufe lieber woanders an." 

    Denn Vogel will sich Unabhängigkeit und Freiheit bewahren. Er lässt offen, was genau er damit meint. Vermutlich auch seine Extravaganzen, die er weiter pflegen möchte. Die aber offenbar ganz oben in der Parteispitze nicht gut ankommen – selbst wenn er als Kreisvorsitzender in den Haßbergen jahrelang Bayerns erfolgreichster CSU-Mitgliederwerber war.

    Über den CSU-KandidatenSteffen Vogel ist 1974 in Coburg zur Welt gekommen und in Wasmuthhausen (Lkr. Haßberge) aufgewachsen. Seit 2013 vertritt Vogel, der heute in Theres lebt, den Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld als Direktkandidat im Landtag. Daneben arbeitet der Jurist und Politikwissenschaftler als Rechtsanwalt in einer Haßfurter Kanzlei. Vogel, der verheiratet ist und drei Kinder hat, startete seine Parteikarriere Mitte der 1990er Jahre bei Junger Union und CSU. Seither hat er viele kommunalpolitische Ämter ausgeübt, darunter den Vorsitz des CSU-Kreisverbandes Haßberge. Seit 2022 ist er unterfränkischer Bezirksvorsitzender. mcs

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