Das Einheitsblau des Eberner Elferrates hat endgültig ausgedient. Wo sich letztes Jahr noch allerlei Seefahrervolk tummelte, beherrschten dieses Jahr Figuren aus der Comicwelt die Bühne bei den Bunten Abenden des Kulturrings.
Ob Karla Kolumna, die Panzerknacker, Schlumpf, Obelix oder andere Obskuritäten, sie alle waren aufwendig kostümiert. Selbst die Minis der Heubacher Garde waren keine Funkenmariechen, sondern traten bei der Büttensitzung als Minions und Gummibärchen auf.
Zahlreiche Garden von befreundeten Karnevalsgesellschaften
Wie immer zahlreich vertreten, waren die Delegationen und Garden der befreundeten Karnevalsgesellschaften aus Seßlach, Rentweinsdorf, Maroldsweisach und Burgpreppach. Neu dabei war in diesem Jahr eine respektable Abordnung aus dem Weitramsdorfer Ortsteil Weidach, vom dortigen Karnevalsverein. Noch ohne eigene Garde, was sich aber leicht durch die Heubacher Mädels kompensieren ließ – die Minis 1, die Kleinsten, haben derzeit 27 neue Nachwuchskräfte. Fast völlig ausverkauft war die Halle sowieso.

Der "Pavarotti vom Bretzenstein", Christian Giebfried, und sein nicht minder redebegabter Mitmoderator Fabian Weber, gelobten anfangs ein Ende des Abends so gegen 22 Uhr, durften aber trotz aller Bemühungen, noch ein gehöriges Stückchen nach Mitternacht durch die Show führen. Das Publikum konnte fünfeinhalb Stunden geballte Unterhaltung genießen, die alles war, nur eines nicht: langweilig.
Vom König im Affenstall zum Funkenmariechen
Aus Disneys Dschungelbuch kam König Lui, der berühmte "König im Affenstall", der sein Affenleben satthat und lieber ein Mensch sein möchte. Winnie Geuß ließ Lui im passenden Ganzkörperkostüm lautstark über den Weißfichtensee und das Altstadtfest klagen – bis ihn eine gute Fee wunschgemäß in ein Funkenmariechen verwandelte, das unter anderem einen akrobatischen Breakdance auf die Bühne zauberte.

"Die Zwei", Sandy Holly und Karin Albert, beide im reiferen Alter, beklagten die "Zunahme der erotischen Nutzfläche ihres Körpers" und die unerhörte Tatsache, dass der Karin ihr Alfred mit einer zwanzigjährigen "Schakkeline Schantal" durchgebrannt ist – die zu allem Unglück auch noch aus Rentweinsdorf stammt. Geht doch gar nicht!

Janina Reuter-Schad, in und mit allen Medien gewaschene "Fierschder Schnapsbrennera", zerpflückte genüsslich so manchen gedruckten und geposteten Unsinn. Geradezu erbost zeigte sich die Geistfrau über den Imagefilm zur BR-Radltour durch Ebern, über Leute, die ein "Glühweinradler" bestellen oder darüber, dass die Stadt den Kulturring mit den Bunten Abenden beauftragt – und dann Miete für die Frauengrundhalle verlangt. Eine mögliche Tourismusinitiative wäre für sie "a Brodworschdstand" an der Windradbaustelle am Bretzenstein.
Eine Rutsche bis zum Marktplatz
Die Truppe "Das Original" dachte in deutlich größeren Dimensionen. Sie schickten Bürgermeister Jürgen Hennemann, seine Sekretärin, die perspektivische Nachfolgerin Isabell Zimmer und Pfarramtssekretärin Veronika Müller auf die Bühne. Sie alle begeisterten sich für die Idee eines "Disney-Universums in Ebern" in Form einer Rutsche vom Loßberg zum Marktplatz.

Schreiner Andreas Remshard als Bauträger und Norbert Sorg alias "Dagobert Duck von Ebern" als Sponsor sollten es richten. Donald Trump, gespielt von David Pfeufer, war eigens als Dealberater angereist. "Ebern first – no fair trade, no partnerships with France – und eine Mauer zu Rentweinsdorf, die fressen eure Katzen und Hunde!"

Nach Mitternacht gab es noch etwas für die waschechten Eberner und Ebernerinnen. Der ehemalige "Stadtstreicher" Hermann Drummer, ein stadtbekanntes Original, wohnt direkt neben dem ominösen Baukran in der Kapellenstraße. Die Ruhe dort ist ideal für ein großes Fest. Mitstreiter und Helfer sind schnell gefunden.

Walter Ullrich für die Kultur, Martin Schmitt-Zehendner für die Organisation, der "Pommes" als Tabaklieferant und Martina Ondra von der Gipsy mit Ling-Ling, einem Asiaten, für das Kulinarische. Auch Hans-Peter Sachs von der ehemaligen Bäckerei (und jetzigem YoKo Restaurant) darf mitmischen. Frankenwitz und Sangesfreude gab es mit den Gipfelstürmern, als würdiger Ausklang des Abends.
