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EICHELSDORF: Marterpfahl schmückt fortan die Koppel

EICHELSDORF

Marterpfahl schmückt fortan die Koppel

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    Hau Ruck: Holzbildhauerin Irina Marschallek aus Ditterswind (vorne im Bild) packt mit an, als in Eichelsdorf der von ihr geschaffene Marterpfahl aufgerichtet wird.
    Hau Ruck: Holzbildhauerin Irina Marschallek aus Ditterswind (vorne im Bild) packt mit an, als in Eichelsdorf der von ihr geschaffene Marterpfahl aufgerichtet wird. Foto: Fotos: Michael Mösslein

    Es ist mehr als nur Besitzerstolz, der sich in Klaus Bergmanns Gesicht spiegelt. Er schaut am Dienstagabend richtig verliebt auf den Marterpfahl. Seit wenigen Minuten erst steht dieser auf Bergmanns Koppel in Eichelsdorf, an der Ortsdurchfahrt Richtung Schwedenschanze. Für ihn hat sich ein Herzenswunsch erfüllt, wie er gesteht: „Ich hatte das schon lange geplant.“

    Insgesamt fünf Meter lang ist der Marterpfahl, viereinhalb Meter davon ragen noch aus dem Erdboden. „Es ist ein Lärchenstamm“, erklärt Klaus Bergmann. Am Dienstagabend, kurz vor acht, hatten acht Männer mit Muskelkraft und mit Unterstützung eines Gabelstaplers den Baumstamm in die Senkrechte gewuchtet. Zu diesem Zeitpunkt war der Lärchenstamm schon lange kein Baumstamm mehr – eine Holzbildhauerin hatte ihn in ein Kunstwerk verwandelt.

    Ihr Name ist Irina Marschallek. Die 29- Jährige aus Ditterswind steht neben Klaus Bergmann und beobachtet die Aktion. Sie langt selbst mit hin, als die Männer den Marterpfahl aufstellen. Obwohl der Gabelstapler eine große Hilfe ist, verlangt die Aktion von allen viel Kraft. Und Augenmaß. Denn der etwa 50 Zentimeter starke Baumstamm ziert sich zunächst, als er in die hohle Zementröhre rutschen soll, die ihm als Fundament dient.

    Dann ist es mit vereinter Kraft vollbracht. Der Stamm steht senkrecht. Die Augen der Umstehenden blicken zufrieden den Marterpfahl entlang. Am Himmel sind dunkle Wolken aufgezogen. Es herrscht eine mystische Stimmung. Verbindung zum Hier und Jetzt schafft ein Grill, der am Fuß des Marterpfahls qualmt. Es gibt Bratwürste für die Helfer.

    Etwas hat Klaus Bergmann mit dem Marterpfahl bereits erreicht: Er ist ein echter Hingucker, ein Blickfang, der nicht nur die Autofahrer interessieren wird, die auf der Straße direkt daran vorbeifahren. Bewunderung – und vielleicht beim einen oder anderen auch etwas Neid – dürfte der Marterpfahl auch bei den Teilnehmern des Countryfests wecken, das am 8. und 9. Juli in Eichelsdorf gefeiert wird. Nicht ganz ungewollt steht der Marterpfahl auf der Koppel, die den Festgästen als Parkplatz dient. Er bleibt jedoch auch nach dem fest stehen.

    Verziert ist der Marterpfahl mit Tierreliefs. Am Fuß des Stamms ist eine Schildkröte dargestellt. Es folgen ein Bär, ein Kojote und an der Spitze sitzt ein Weißkopf-Seeadler und schaut streng herab.

    Irina Marschallek hatte drei Monate lang an dem Marterpfahl gewerkelt, „immer abends nach der Arbeit“, sagt sie. Hauptberuflich ist sie im Landschafts- und Gartenbau tätig, die Holzbildhauerei ist ihr Hobby. Um aus dem Lärchenstamm einen Marterpfahl herauszuarbeiten, hatte sie zunächst zum Werkzeug der gröberen Art gegriffen: Mit der Motorsäge waren die ersten Konturen entstanden. „Dann war Schnitzwerkzeug gefragt“, erklärt die Künstlerin.

    Dass die Holzfarben, mit denen der Marterpfahl bemalt ist, auffallend leuchten, das liege an einer speziellen Bierglasur. „Bierglasur?“, fragt Klaus Bergmann skeptisch. Ja, meint Irina Marschallek, das sei kein Scherz. Sie habe hierfür Pigmente in Bier eingerührt und verdickt. Zudem sei das Holz dreimal eingelassen. Der Marterpfahl dürfte also dem Haßgau-Wetter also lange trotzen.

    Der Eichelsdorfer Marterpfahl war Irina Marschalleks erstes indianisches Kultobjekt dieser Art. „Es hat mir viel Spaß gemacht. Auch, weil ich viel Freiheit bei der Darstellung hatte“, sagt sie. Auf Anfrage ist sie gerne bereit, weitere Marterpfähle zu bauen. Die Prärie in den Haßbergen ist weit.

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