Die Europawahl hat das Potenzial, die politische Landschaft im Landkreis Haßberge zu verändern, wenn auch nicht unmittelbar und sofort: Ihr Ergebnis dürfte die AfD beflügeln, bei der Kommunalwahl im März 2026 anzutreten. Dann könnten erstmals Vertreterinnen und Vertreter der AfD in den Kreistag und in Stadt- und Gemeinderäte einzuziehen. Inzwischen sollte es der Partei gelingen, sich entsprechend zu organisieren und Personal zu rekrutieren.
Beflügelt muss die AfD auf Kreisebene sein: Hier hat sie am Sonntag mit 16,5 Prozent besser abgeschnitten als auf Landesebene (12,6 Prozent) und ist hinter der CSU auf Platz Zwei in der Wählergunst gelandet. Vor allem hat sie sich in jeder Gemeinde zur zweitstärksten Kraft aufgeschwungen. In Maroldsweisach, wo die SPD mit 12,8 Prozentpunkten ihr bestes Ergebnis eingefahren hat, liegt die AfD fünf Zähler darüber; und in Breitbrunn und Rauhenebrach, wo die Freien Wähler besonders stark waren, wurden sie doch von der AfD überflügelt. Das schlechteste AfD-Abschneiden in Ermershausen ist immer noch besser als das beste der Grünen in Königsberg.

Ob Steigerwald, Maintal oder Haßberge, ob Stadt (im Haßfurter Wahllokal Albrecht-Dürer-Mittelschule hat die AfD 38,7 Prozent erhalten), ob Land (20,2 Prozent in Oberaurach), die "Alternative" kann für die Zukunft auf eine breite Verankerung in der Bevölkerung rechnen.
Die CSU Haßberge ist der Wahlsieger. Aber sie und die politischen Entscheidungsträger anderer Couleur dürfen aus der vermeintlichen Abstrafung der Ampel keine falschen Schlüsse ziehen. Nämlich fortan Themen wie Klimawandel, Energiewende, Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs oder Unterbringung von Geflüchteten hinten anstellen zu müssen, weil dies der AfD Wählerinnen und Wähler zutreiben könnte. In vielerlei Hinsicht sind der Landkreis und seine Kommunen auf einem guten Weg. Und die Angst vor einem quasi noch unsichtbaren Gegner sollte sie dabei nicht lähmen.