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Königsberg: Millionengrab oder Tourismus-Attraktion? Warum manche Königsberger für und andere gegen das Naturparkzentrum kämpfen

Königsberg

Millionengrab oder Tourismus-Attraktion? Warum manche Königsberger für und andere gegen das Naturparkzentrum kämpfen

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    Diese ehemalige Schreinerei in Königsberg ist mittlerweile ziemlich verfallen. Hier soll das Naturparkzentrum des Naturparks Haßberge entstehen. Doch dagegen regt sich Widerstand.
    Diese ehemalige Schreinerei in Königsberg ist mittlerweile ziemlich verfallen. Hier soll das Naturparkzentrum des Naturparks Haßberge entstehen. Doch dagegen regt sich Widerstand. Foto: Peter Schmieder

    Dass sich ein Bürgermeister und ein Ex-Bürgermeister nicht immer einig darüber sind, was für ihre Stadt das Beste ist, ist wenig überraschend. Ungewöhnlich ist aber, wie verhärtet die Fronten zwischen dem Königsberger Bürgermeister Claus Bittenbrünn (CSU) und seinem Vor-Vorgänger Erich Stubenrauch (Freie Wähler) zu sein scheinen. Denn: Bittenbrünn und die Mehrheit seines Stadtrats wollen das geplante Naturparkzentrum in Königsberg unbedingt verwirklichen. Stubenrauch dagegen möchte den Bau genauso vehement verhindern. Deshalb hat er zusammen mit Alfred Austel ein Bürgerbegehren initiiert, mehr als 400 Unterschriften gesammelt und damit einen Bürgerentscheid erzwungen.

    Naturparkzentrum: Königsberg setzt sich gegen Ebern durch

    "Es ist für mich überraschend, dass ein ehemaliger Bürgermeister so etwas tut, das die Entwicklung der Stadt hemmt", sagte Landrat Wilhelm Schneider (CSU) am Montag bei einem Pressetermin im Landratsamt, bei dem außerdem Bürgermeister Bittenbrünn, dessen Stellvertreter Alexander Krauser (CSU) und Naturpark-Geschäftsführer Lukas Bandorf dabei waren. Denn sie alle sehen in dem Projekt eine große Chance, sowohl für die Stadt als auch für den ganzen Landkreis. Wilhelm Schneider spricht in diesem Zusammenhang von einer "Perle für Königsberg".

    Alles begann 2018 mit dem Beschluss der bayerischen Regierung, die Naturparke aufzuwerten. Dafür sollten diese die Möglichkeit erhalten, Naturparkzentren zu bauen – als Anlaufstellen für alle, die Informationen suchen. Dass die Wahl letztlich auf Königsberg als Standort für das Zentrum des Naturparks Haßberge fiel und nicht auf den Mitbewerber Ebern, begründen die Verantwortlichen mit der Lage der Stadt mitten im Naturpark, vor allem aber mit dem genauen Standort innerhalb des Ortes, mit dem sich die Stadt beworben hatte.

    Lieber in der Innenstadt als weit außerhalb

    Denn: Laut Eberner Bewerbung hätte das Naturparkzentrum dort auf dem ehemaligen Kasernengelände entstehen sollen. Weit außerhalb der Altstadt und damit schwer zu erreichen, begründet Wilhelm Schneider, warum er den Standort nicht ideal finde. Königsberg hat hingegen den Vorteil, dass die Innenstadt nicht in alle Richtungen von Neubaugebieten umschlossen ist, sodass jemand, der die historische Altstadt Richtung Osten verlässt, schnell in der Natur ist.

    Lose Dachziegel, verfallene Wände. Klar ist: Die alte Schreinerei kann nicht stehenbleiben.
    Lose Dachziegel, verfallene Wände. Klar ist: Die alte Schreinerei kann nicht stehenbleiben. Foto: Peter Schmieder

    So hatte sich Königsberg mit der Idee beworben, das Naturparkzentrum an der Thomas-Klingg-Steige zu bauen – an einem Ort, von dem aus sowohl der Marktplatz als auch die freie Natur sehr schnell zu Fuß erreichbar sind. Die dafür vorgesehene Fläche gehört der Stadt, aktuell steht dort eine mittlerweile sehr heruntergekommene ehemalige Schreinerei.

    Erschwerte Bauarbeiten: enge Gassen, niedrige Durchfahrten

    Doch eben diesen Standort halten Erich Stubenrauch und Alfred Austel für ungeeignet. Ihre Gründe dafür erklären sie im Gespräch mit dieser Redaktion. Unter anderem fragen sie sich, wie die Bauarbeiten funktionieren sollen, denn die Stelle im Ort, an der das Gebäude entstehen soll, ist nur durch enge Straßen und schmale Durchfahrten erreichbar. Beide möglichen Zufahrten sind auch in der Höhe begrenzt: Die eine durch ein Stadttor, die andere durch die Tordurchfahrt unter dem ehemaligen Krankenhaus. "Das haben wir alles schon erlebt, dass da Baufahrzeuge hängengeblieben sind", berichtet Stubenrauch.

    Bürgermeister Bittenbrünn hält dagegen: Schließlich gebe es dort ja auch andere Häuser. "Die sind auch alle über diesen Zugang gebaut worden." Stubenrauch entgegnet, machbar sei es natürlich, an einer solchen Stelle etwas zu bauen. "Das schlägt sich aber kostenmäßig nieder."

    Mit einem Lasergerät misst Erich Stubenrauch die Breite der Einfahrt in die Thomas-Klingg-Steige. Er kommt auf eine Breite von 5,35 Metern – zu wenig für Baufahrzeuge, die um die enge Kurve müssen, meint er.
    Mit einem Lasergerät misst Erich Stubenrauch die Breite der Einfahrt in die Thomas-Klingg-Steige. Er kommt auf eine Breite von 5,35 Metern – zu wenig für Baufahrzeuge, die um die enge Kurve müssen, meint er. Foto: Peter Schmieder

    Alfred Austel sieht vor allem die Ecke zwischen Steinweg und Thomas-Klingg-Steige als Problem; nicht nur für die Bauarbeiten, sondern auch im Betrieb des Naturparkzentrums. Denn die Ecke mit engen Straßen, scharfen Kurven und Häusern, die die Sicht behindern, sorge schon jetzt oft für gefährliche Verkehrssituationen. Wenn das Naturparkzentrum auch zum Ausflugsziel für Schulklassen werden soll, mache er sich Sorgen um die Sicherheit der Kinder.

    Optik des Naturparkzentrums: Passt das moderne Bauwerk in die Fachwerkaltstadt?

    Außerdem geht es in dem Streit um die Gestaltung des geplanten Gebäudes. Naturpark-Geschäftsführer Lukas Bandorf zeigt beim Pressetermin im Landratsamt Pläne des Architekten. Demnach müsse das Naturparkzentrum zwar der Statik wegen aus Stahlbeton gebaut werden, von dem werde aber beim fertigen Gebäude praktisch nichts mehr zu sehen sein. Denn das Bauwerk erhalte große Glasfassaden, die Betonteile würden mit Holz verkleidet. Geplant sei zudem ein Gründach.

    Holzverkleidung, Glasfassaden, Gründach: So soll das Naturparkzentrum nach Plänen des Architekturbüros aussehen.
    Holzverkleidung, Glasfassaden, Gründach: So soll das Naturparkzentrum nach Plänen des Architekturbüros aussehen. Foto: Architekturbüro Paptistella

    Erich Stubenrauch meint dazu nur: "Der Architekt hat seine Hausaufgaben nicht gemacht." Denn ein Gebäude, wie es Bandorf beschreibt, dürfe laut Gestaltungssatzung der Stadt Königsberg im historischen Altstadtbereich gar nicht gebaut werden. Auch Neubauten müssten zur Optik des historischen Ensembles passen, wovon auch so mancher Hauseigentümer in der Altstadt ein Lied singen könne.

    Kritiker bezweifeln, dass das Naturparkzentrum viel Geld in die Region bringt

    Stubenrauch und Austel machen keinen Hehl daraus, dass es ihnen nicht nur um den Standort geht. Am liebsten wäre es ihnen, wenn das Naturparkzentrum gar nicht kommen würde, weder in Königsberg noch sonst wo im Landkreis – auch wenn sie mit ihrem Bürgerbegehren erst einmal nur gegen den konkreten Standort vorgehen konnten.

    "Es geht am Bedarf der einheimischen Bevölkerung vorbei", so Austel. Auch das Argument, ein solches Naturparkzentrum würde Gäste anziehen, die dann wiederum Geld in der Region lassen, wollen die Initiatoren des Bürgerbegehrens nicht gelten lassen. "Wo sollen die Besucher ihr Geld denn lassen?", fragt Stubenrauch, wenn allerorts Gaststätten schließen oder zumindest wegen Personalmangels die Öffnungszeiten stark einschränken.

    Die Tordurchfahrt des ehemaligen Krankenhauses: Hier seien in der Vergangenheit schon Baufahrzeuge steckengeblieben, berichtet Erich Stubenrauch.
    Die Tordurchfahrt des ehemaligen Krankenhauses: Hier seien in der Vergangenheit schon Baufahrzeuge steckengeblieben, berichtet Erich Stubenrauch. Foto: Peter Schmieder

    Außerdem bezweifle er, dass das Naturparkzentrum dauerhaft ein Anziehungspunkt bleibe. Als Beispiel nennt er das Steigerwald-Zentrum in Handthal, das zwar, als es neu war, Neugierige angezogen habe, dessen Besucherzahlen zuletzt aber auch nachgelassen hätten.

    Und was ist mit Fördermitteln? Immerhin sind sich beide Seiten einig, dass das Grundstück mit der heruntergekommenen Schreinerei ein Schandfleck sei, den es zu beseitigen gilt. Befürworter des Projekts argumentieren mit den hohen Zuschüssen für das Naturparkzentrum, die es ermöglichen würden, die Ecke aufzuhübschen. Stubenrauch entgegnet: "Fördergelder sind schön, aber man schweigt sich aus über den Eigenanteil." Dazu kämen später die laufenden Betriebs- und Personalkosten. Anders als die Befürworter des Projekts glaubt er nicht, dass sich Königsberg mit diesen Ausgaben eine große Aufwertung der Stadt und einen entsprechenden Zuwachs beim Fremdenverkehr erkaufen könne.

    Das Geld kann nicht ohne weiteres in andere Projekte fließen

    Und was ist mit den Arbeitsplätzen, die durch das Zentrum am Standort Königsberg entstehen würden? Statt zu antworten, hebt Stubenrauch mit einem müden Lächeln drei Finger. Die Aussage ist klar: Für gerade einmal drei neue Arbeitsplätze lohne sich der ganze Aufwand nicht.

    Das Stadttor am Marktplatz: Entweder hier oder unter dem ehemaligen Krankenhaus müssten die Baufahrzeuge durchkommen.
    Das Stadttor am Marktplatz: Entweder hier oder unter dem ehemaligen Krankenhaus müssten die Baufahrzeuge durchkommen. Foto: Peter Schmieder

    Er und Austel sehen die Bevölkerung hinter sich. "Wir haben 430 Unterschriften vorgelegt. Wir hätten auch 500 oder 600 bringen können." Claus Bittenbrünn ist dagegen der Meinung, viele Menschen in der Stadt interessiere das Thema gar nicht. Und viele hätten auch unterschrieben, weil sie "dazu gedrängt" worden seien. Zweiter Bürgermeister Krauser meint auch, viele seien nicht richtig informiert und gerade Menschen aus den Ortsteilen hätten sich zu Unterschriften bewegen lassen, weil sie gehofft hätten, wenn die Stadt kein Geld in das Naturparkzentrum stecke, sei mehr übrig für Projekte in ihren Dörfern.

    Doch das sei eine Fehleinschätzung, denn auch diese Projekte würden nicht ohne die Genehmigung von Fördermitteln funktionieren. Die Gleichung, nach der ohne Naturparkzentrum der Eigenanteil der Stadt sofort in die Dörfer fließen könnte, gehe also auch nicht auf. "Es wäre dann nicht einfach Geld übrig", sagt Claus Bittenbrünn.

    Lange Zeit bis zum Bürgerentscheid: Wie beide Seiten die Bevölkerung erreichen wollen

    Landrat Schneider kritisiert außerdem, Kritiker des Naturparkzentrums würden die Fläche, auf der es entstehen soll, mittlerweile abfällig als "Loch" bezeichnen. Es gehe ja eben auch darum, diesen Schandfleck zu beseitigen. "Was passiert denn, wenn wir's nicht machen? Dann bleibt es ein Loch!"

    Die Verantwortlichen betonen, zum Glück sei das Projekt derzeit in einer Planungsphase, in der es möglich sei, weiterzuplanen, ohne viel Geld hineinzustecken. So gehe die Planung bis zum Bürgerentscheid am 20. Oktober erst einmal weiter, um keine Zeit zu verlieren. Bis dahin soll es Infoveranstaltungen geben, um die Bürgerinnen und Bürger vom Nutzen eines Naturparkzentrums zu überzeugen.

    Erich Stubenrauch sagt dazu, aktuell plane seine Seite noch keine konkreten Aktionen, um Bürgerinnen und Bürger zu einer Unterschrift gegen das Naturparkzentrum zu bewegen. Aber bis zum Bürgerentscheid werde ja noch einige Zeit vergehen. "Wir müssen sicherlich nochmal aktiv werden. Aber nicht mehr im August."

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