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Schottland: Mit dem Wohnmobil durch Schottland: Ein Reisebericht aus dem einsamen Norden Großbritanniens

Schottland

Mit dem Wohnmobil durch Schottland: Ein Reisebericht aus dem einsamen Norden Großbritanniens

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    Unendliche Weiten auf der Nebenroute Richtung Loch Ness: Vier Wochen lang war Wolfgang Aull mit dem Wohnmobil in Schottland unterwegs.
    Unendliche Weiten auf der Nebenroute Richtung Loch Ness: Vier Wochen lang war Wolfgang Aull mit dem Wohnmobil in Schottland unterwegs. Foto: Wolfgang Aull

    Schottland: sagenumwoben, voller Naturgewalten und einsamer Regionen. Vier Wochen lang waren meine Frau und ich dort mit dem Wohnmobil unterwegs – eine Reise mit vielen Eindrücken und dem Duft von Meer, Moor, Pflanzen und Schafen.

    Herausforderung Linksverkehr

    Mit der Fähre ging es von Calais nach Dover. Gestärkt nach dem Frühstück aus der Bordküche ging es los in den britischen Linksverkehr. Nach einem Tagestrip durch England war Schottland erreicht. Der Linksverkehr forderte zunächst höchste Konzentration, insbesondere im mehrspurigen Kreiselverkehr, doch einmal verinnerlicht, legte er erstaunlich schnell seine abschreckende Wirkung ab.

    Sagenumwobene Landschaft: Die Farben haben in Schottland eine außergewöhnliche Intensität.
    Sagenumwobene Landschaft: Die Farben haben in Schottland eine außergewöhnliche Intensität. Foto: Wolfgang Aull

    Direkt hinter der Grenze liegt Gretna Green, ursprünglich ein Traumziel vieler insbesondere minderjähriger Liebender aus England: Wenn deren Verbindung von der Verwandtschaft missbilligt wurde, konnten sie hier Tatsachen schaffen und ohne Einwilligung der Eltern heiraten. Noch heute lassen sich Paare aus aller Welt dort trauen.

    Von Schottlands Süden an die Westküste: Traumgärten und Golfplätze unter Palmen

    In lieblicher Landschaft und vorbei an Schlössern mit Traumgärten sowie allgegenwärtigen Golfplätzen ging es die Küste entlang Richtung Oban an der Westküste. Palmen rechts und links. Wir übernachteten am alten Crinan-Kanal: Sehr idyllisch gelegen, doch der Morgen danach gab uns eine Ahnung davon, welche Kräfte Midges – winzige, beißende Insekten – entfalten können, wenn ihre Zeit gekommen ist. Ohne hochwertiges Fliegengitter zu reisen, scheint uns ein unmögliches Unterfangen.

    Die Hafenstadt Oban an der schottischen Westküste.
    Die Hafenstadt Oban an der schottischen Westküste. Foto: Wolfgang Aull

    Oban ist eine Hafenstadt mit Fährbetrieb, Kreuzfahrtschiffen und Edeljachten. Jegliche Andenken, von Tweedmützen über Whisky bis hin zu Nessiestofftieren laden zum Shopping ein.

    Uns zog es in ländliche Gefilde. Gemächlich fahren, die Straße teilen mit Schafen und Rindern. Und entgegenkommenden Fahrzeugen. Jede Begegnung auf den einspurigen Straßen ist verbunden mit einem Stopp in einer Ausweichbucht und wird stets begleitet mit einem freundlichen Winken.

    Schottlands Fernwanderwege: Gäste aus aller Welt

    Wir stießen in Kinlochleven auf den Fernwanderweg "West Highland Way". Auf dem Parkplatz steht ein Schild, wonach für das Parken über Nacht, um eine Spende von zehn Pfund, also knapp zwölf Euro, gebeten wird. Britische Höflichkeit.

    West Highland Way: einer der vielen Fernwanderwege in Schottland. Die Übernachtungsstruktur ist sehr gut ausgebaut.
    West Highland Way: einer der vielen Fernwanderwege in Schottland. Die Übernachtungsstruktur ist sehr gut ausgebaut. Foto: Wolfgang Aull

    Abends im Pub fanden sich Wandernde aus England, Irland, Deutschland, Frankreich und Kanada zusammen. Fish and Chips sowie Beefburger waren die meistgeorderten Speisen. Wir erwanderten am Tag darauf die Etappe "Devil's staircaise", übersetzt "Teufelstreppe" – ein alter Militärpfad, der schlangenförmig über einen Pass führt. Fernwandern erfreut sich in Schottland sehr großer Beliebtheit, ebenso das Reisen mit Fahrrad und Motorrad.

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    Weiter ging es Richtung Loch Ness, mit einem kurzen Abstecher nach Glenfinnan, dessen Eisenbahnviadukt insbesondere Harry-Potter-Fans anlockt, da hier einige bekannte Filmszenen gedreht wurden. Nessie haben wir allerdings nicht angetroffen. So ging es weiter Richtung Norden.

    North Coast 500: Rundweg mit Kultpotential

    516 Meilen (830 Kilometer) lang führt die Ferienstraße "North Coast 500" die gesamte Nordküste entlang und ist hervorragend beschildert. Vorbei geht es an Dornoch, dem Ort der letzten Hexenverbrennung in Schottland, und an Helmsdale, dem Ort mit dem Schicksalshafen für die Opfer der sogenannten "Highland Clearances": Zugunsten von Schafzucht wurden alteingesessene Bewohner im 18. und 19. Jahrhundert aus ihren Dörfern vertrieben, die Häuser dem Erdboden gleichgemacht. Von Helmsdale aus emigrierten viele der Vertriebenen.

    Castle of Mey, einstige Sommerresidenz von Queen Mum. Die Führungen machen den Besuch zum Erlebnis.
    Castle of Mey, einstige Sommerresidenz von Queen Mum. Die Führungen machen den Besuch zum Erlebnis. Foto: Wolfgang Aull

    Höhepunkt: John O'Groats und der Leuchtturm von Duncansby Head – die Nordspitze von Schottland. Hier tummeln sich Naturliebhaber mit ihren Fotoausrüstungen. Es folgt das liebliche Castle of Mey: Queen Mum hatte es 1952 erworben und stilvoll renovieren lassen. Heute wird anhand von Führungen ihre eigenwillig-bodenständige Lebensweise auf humorvolle und beeinduckende Art dargestellt.

    Moore und Feuchtgebiete prägen in der menschenarmen Region rund um Forsinard das Landschaftsbild.
    Moore und Feuchtgebiete prägen in der menschenarmen Region rund um Forsinard das Landschaftsbild. Foto: Wolfgang Aull

    Wir begaben uns in das Landesinnere. Moore und Feuchtgebiete prägen in der menschenarmen Region rund um Forsinard das Landschaftsbild. Sie gehören zu den größten Torfmooren der Welt und gewinnen in Zeiten des Klimawandels zunehmend an Bedeutung. Vielen Whiskys verhilft der Torf zu ihrem charakteristischen Geschmack.

    Die Äußeren Hebriden: Inselhopping an der Atlantikküste

    Per Fähre ging es dann zu den Äußeren Hebriden, einer Inselgruppe im Atlantik. Es heißt, wer sich nach Sonne sehnt, soll fünf Minuten warten. Tatsächlich wechselte das Wetter ständig, einschließlich heftiger Temperatursprünge. All dies begleitet mit Winden, die das Wohnmobil des Nachts umher wiegen ließen wie ein Schiff auf dem Meer. Die Türdichtung hielt den Anforderungen nicht stand.

    Unbedingt beim Fahren das Lenkrad mit beiden Händen festhalten, hieß die Empfehlung, denn ein plötzlich auftretender Windstoß kann das Fahrzeug ansonsten leicht auf die andere Straßenseite befördern. Hier wird der berühmte Harris-Tweed gewebt. Der Grund leuchtet ein: Kleidung, die sich hier bewährt, wird vielen Wetterlaunen weltweit trotzen.

    Die Gegend ist überwältigend, die Bevölkerung überaus freundlich. So bei einem Tanzabend mit traditioneller schottischer Livemusik. Doch um 23.30 Uhr war Schluss. Denn um Mitternacht beginnt der Sonntag, der Tag des Herrn. Dann kehrt Ruhe ein in den Dörfern, wurde uns erklärt.

    Die Äußeren Hebriden glänzen mit Traumstränden, netten Menschen und Wetterkapriolen.
    Die Äußeren Hebriden glänzen mit Traumstränden, netten Menschen und Wetterkapriolen. Foto: Wolfgang Aull

    Sandstrände, Moorlandschaften, Küstenwanderwege, Steinkreise. Die Hebriden bieten allerhand. Ihre Geschichte ist allgegenwärtig: 1919 erwarb der englische Unternehmer Lord Leverhulme die komplette Insel Harris und Lewis, um dort eine Fischfangflotte einzurichten. Er baute Straßen, doch die Bevölkerung zog nicht mit. Die Brücke ins Nichts markiert das Ende dieses Vorhabens. Der spätere Gründer des weltberühmten Unileverkonzerns veräußerte die Insel wieder.

    Edinburgh, Weltstadt mit Charme

    Hauptstadt Edinburgh: Der obligatorische Gang zur Burg, verweilen bei einem Straßenmusiker, welcher in traditioneller Kleidung auf seinem Dudelsack sehnsuchtsvolle Balladen zu Gehör bringt. Seine Kasse klingelte unentwegt. Am Abend Livemusik in einem Kult-Pub, dazu wahlweise schottisches, irisches oder tschechisches Bier.

    Was rückblickend faszinierte, waren die Landschaft, die allgegenwärtige Verbundenheit der Geschichte mit der Gegenwart, und die überaus freundliche Gelassenheit und Gesprächsbereitschaft sehr vieler Menschen, die uns begegneten. Dazu köstliche Angebote an Essen und Trinken, die Freundlichkeit im Straßenverkehr, die Ruhe, die Menschenleere. Kondensstreifen am Himmel waren eine Seltenheit.

    Wer wetterfest ist, Ruhe sucht und sich mit Stech- und Beißmücken zu arrangieren versteht, findet hier ideale Voraussetzungen für tiefentspannte, erholsame und doch erlebnisreiche Wochen.

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