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Goßmannsdorf: Mit "Fake News" aus einer AfD-nahen Quelle: Plakat gegen Windkraft in Goßmannsdorf aufgetaucht

Goßmannsdorf

Mit "Fake News" aus einer AfD-nahen Quelle: Plakat gegen Windkraft in Goßmannsdorf aufgetaucht

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    In Goßmannsdorf spricht sich ein Plakat gegen Windräder aus, zunächst mit Falschinformationen aus AfD-naher Quelle. Inzwischen wurde das betreffende Textfeld (rechts unten) jedoch schwarz überdeckt.
    In Goßmannsdorf spricht sich ein Plakat gegen Windräder aus, zunächst mit Falschinformationen aus AfD-naher Quelle. Inzwischen wurde das betreffende Textfeld (rechts unten) jedoch schwarz überdeckt. Foto: Rebecca Vogt

    An einem Gebäude in der Goßmannsdorfer Dorfstraße prangt derzeit ein großes Plakat. "Windräder am Haßberg – TATSÄCHLICH ???" ist darauf in roten Buchstaben zu lesen. Darunter befindet sich ein Foto von Goßmannsdorf. Auf dem Höhenzug der Haßberge hinter dem Hofheimer Stadtteil sind dabei sieben Windräder montiert. Hintergrund: Auf der "Goßmannsdorfer Höhe" befindet sich eines von mehreren möglichen Windvorranggebieten im Landkreis Haßberge, die dem zuständigen Regionalen Planungsverband Main-Rhön als solche vorgeschlagen wurden.

    Des Weiteren ist auf dem Plakat, das nun in Goßmannsdorf aufgetaucht ist, der Refrain des Haßgau-Liedes "Herrlich schön sind o' Haßgau deine Höh'n!" aufgebracht. Rechts unten in der Ecke prangt schließlich – als die Redaktion am Dienstag auf das Plakat aufmerksam gemacht wird – noch eine Schlagzeile aus dem März dieses Jahres, die dem AfD-nahen Deutschlandkurier entnommen ist: "Krank durch Infraschall: Frankreich stoppt den Windrad-Irrsinn!"

    Nicht nur Windkraft-Protest, sondern Falschinformationen

    Werner Kaffer, der Vorsitzende der Wählergemeinschaft Goßmannsdorf (WGG), berichtet, dass ihm das Plakat in der vergangenen Woche aufgefallen sei. Auch von einem Bürger sei er zuletzt bei einer Veranstaltung im Ort darauf angesprochen worden. Was Kaffer an dem Plakat stört, ist in erster Linie nicht der Protest gegen die Windkraft an sich. Hierbei könne jeder seine Meinung für oder wider vertreten. Es ist der Vermerk in der rechten unteren Ecke.

    "Wenn jemand hier etwas schreibt, das klar falsch ist, und damit Leute ködern will, das können wir so nicht stehen lassen", erklärt der WGG-Vorsitzende stellvertretend für den gesamten Vorstand. Eine Befürchtung sei, dass mit derlei Falschinformationen vor Ort Widerstand gegen mögliche Windkraftanlagen geschürt werde. Und so womöglich die Stadt beziehungsweise das Vorhaben, Energie und Gewinne lokal abzuschöpfen, ausgebremst würden, aber ein externer Investor zukünftig weiterhin freie Hand habe.

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    Die auf dem Plakat abgebildete Schlagzeile "Krank durch Infraschall: Frankreich stoppt den Windrad-Irrsinn!" bezieht sich auf ein Urteil des dortigen Obersten Verwaltungsgerichts. Mit diesem und den damit verbreiteten Falschinformationen hat sich unter anderem das Faktencheckteam der Nachrichtenagentur "Agence France-Presse" (AFP) beschäftigt.

    Das Urteil bezieht sich demnach lediglich auf einen Formfehler in Sachen Lärmschutzbedingungen, wie die AFP unter Berufung auf Experten berichtet. "Zahlreiche deutsche Weblogs verbreiten in Artikeln die Behauptung, dadurch würden Windkraftanlagen in Frankreich nun illegal sein", heißt es in dem Faktencheck weiter. Doch das sei eben nicht der Fall. Weder seien die Anlagen illegal, noch ihr Betrieb oder Bau verboten. Der "#Faktenfuchs" des Bayerischen Rundfunks bestätigt das ebenso.

    Verbreitete Angst vor Auswirkungen des Infraschalls

    Immer wieder kommt es im Zusammenhang mit dem Bau von Windkraftanlagen in der Bevölkerung indes zu der Sorge, dass sich der von den Windrädern ausgehende Infraschall negativ auf die Gesundheit auswirken könnte. Im Netz findet sich dazu eine ganze Fülle von Beiträgen. Einer, der sich zuletzt in mehreren wissenschaftlichen Publikationen mit dem Thema beschäftigt hat, ist Dr. Stefan Holzheu vom Zentrum für Ökologie- und Umwelt-Forschung (BayCEER) der Universität Bayreuth.

    Auf Anfrage der Redaktion erklärt Holzheu, dass Infraschall "immer und überall" vorkomme, etwa im Auto oder bei Föhnwind. "Wir setzen uns regelmäßig Infraschall-Intensitäten aus, die die Intensität von Windenergieanlagen-Infraschall um mehr als einen Faktor Tausend übersteigen." Alle wissenschaftlichen Versuche nachzuweisen, dass Menschen diesen schwachen Infraschall bewusst oder zumindest unterbewusst wahrnehmen, seien gescheitert.

    "Wer das Infraschall-Argument nutzt, um gegen Windenergieanlagen zu argumentieren, bewegt sich klar jenseits des wissenschaftlichen Erkenntnisstands", fasst Holzheu zusammen. Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) bilanziert in einer Publikation aus dem Jahr 2022, dass "mittlerweile viele sorgfältige, wissenschaftliche Studien zum Infraschall rund um Windenergieanlagen vorliegen". Diese hätten keine schädlichen Wirkungen auf den Menschen finden können.

    Vom Umweltbundesamt (UBA) heißt es auf Anfrage, dass der fachwissenschaftliche Erkenntnisstand in Sachen Infraschall fortlaufend analysiert werde. "Nach dem derzeitigen Stand der nationalen und internationalen Forschung gibt es keine Evidenz dafür, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Infraschallemissionen von Windenergieanlagen verursacht werden." Auch das Bayerische Gesundheitsministerium verweist auf eine entsprechende Studienlage.

    Textfeld mit Falschinformationen inzwischen entfernt

    Zurück zu dem Plakat in Goßmannsdorf: Neben den Falschinformationen merkt WGG-Vorsitzender Werner Kaffer an, dass die Darstellung der Windräder im Größenverhältnis zum Ort "völlig übertrieben" sei. Er hätte sich außerdem gewünscht, dass Bedenken gegen die bei Goßmannsdorf in Zukunft eventuell möglichen Windkraftanlagen im Zuge der örtlichen Teilbürgerversammlung oder des allgemeinen Info-Marktes des Landkreises direkt vorgebracht worden wären.

    Die Redaktion hat indes versucht, den Eigentümer des Gebäudes, an dem das Plakat angebracht ist, sowohl telefonisch als auch via E-Mail zu erreichen. Ob dieser das Plakat selbst aufgehängt hat, geht aus der schriftlichen Antwort nicht hervor. Er bedankt sich jedoch für den Hinweis zu den Falschinformationen und erklärt, dass er das Textfeld auf dem Plakat entfernen lassen werde. Und tatsächlich ist die rechte untere Ecke des Plakats inzwischen schwarz überdeckt.

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