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RÜGHEIM (BD): Mit Handwerkskunst Geld verdienen

RÜGHEIM (BD)

Mit Handwerkskunst Geld verdienen

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    "Schon von klein auf wollte ich von dem leben, was ich gern mache". Annette Falk hat ihren Traum verwirklichen können. Ihre Töpferei in Rügheim läuft heute ganz nach ihren Vorstellungen.

    Nach dem Abi wusste die gebürtige Schweinfurterin nur, dass sie ins Kunstgewerbe wollte. Da bekam sie den Tipp mit der staatlichen Fachschule in Landshut. Wo sie prompt genommen wurde, ihre Ausbildung und 1977 ihre Meisterprüfung machte. Nach zwei Jahren in Hessen hatte Annette Falk Heimweh, wie sie zugibt. Mit Hilfe ihres Vaters fand sie das Fachwerkhaus in Rügheim, in dem sie 1980 ihr Geschäft eröffnete.

    In der kleinen Töpferei stehen handwerkliches Können und Broterwerb im Vordergrund. Mit dem Begriff Kunstgewerbe kann die Inhaberin nicht so viel anfangen. Da seien zu viele andere Sachen dabei. "Wir verkaufen nur unsere eigene Ware", betont Annette Falk. Und um davon leben zu können, müsse man Serien drehen. Schließlich sollen bei einem Geschirr die Teile gleich sein, auch wegen der Möglichkeit zum Nachbestellen.

    Die Berufsauffassung der Meisterin ist mit dem Begriff Handwerkskunst wohl besser beschrieben: "Kunst kommt von Können". Je mehr sie über ihr Material wisse, umso besser könne sie damit umgehen, sagt sie mit Blick auf ihre Erfahrung. "Wenn man Ton nach 20 Jahren in die Hand nimmt, ist es was anderes als beim ersten Mal".

    Und bei vermeintlich eintönigen Aufträgen, die oft das Geld bringen, entstünde manche Idee, wieder mal was Neues auszuprobieren. Eine andere Form, eine neue Farbe. "Ich kann nicht sagen, dass es langweilig geworden ist". Außerdem gibt's ja da noch die Sonderausstellung der Rügheimer Töpferei, einmal im Jahr. Eigens für die dreiwöchige "Hausmesse" werden Einzelstücke hergestellt. "Da lassen wir uns mal so richtig aus".

    So wie's im Moment läuft, ist es für Annette Falk ein "idealer Zustand": Die Arbeitsgruppe "passt" - ein Geselle und eine keramische Mitarbeiterin in Teilzeit sind dabei - und es wird nur so viel produziert, wie abgesetzt werden kann. 50 Prozent für Laden und Lager, die andere Hälfte sind Auftragsarbeiten. Und weil das funktioniert, hält die Inhaberin entgegen vieler Ratschläge auch nichts davon, zu expandieren oder groß auf Märkten herum zu fahren.

    Ein typischer Frauenberuf sei das Töpfern nicht. "Man braucht viel Kraft und macht sein Kreuz kaputt." Von der Dreherei her also eher ein Job für Männer. Zumal für Frauen an der Scheibe eine Gewichtsbegrenzung gilt. Auch sie selbst hätte alleine anders arbeiten müssen, gesteht Annette Falk zu. Auch weil sie wegen der Erziehung ihren Kinder "nicht so am Ball bleiben" konnte. Dennoch bestätigt sie, dass es meistens Frauen sind, die sich mit Keramik befassen. Sie sähen eher den künstlerischen Aspekt und würden keine Serien herstellen.

    Ihre Form des Broterwerbs hat sich natürlich auch aufs Familienleben von Annette Falk ausgewirkt. Als Selbstständige habe sie nicht einfach aufhören können, als die Kinder da waren. "Da wurde das Bündel einfach mit in die Werkstatt genommen", erinnert sich Annette Falk. Arbeiten, zwischendurch füttern und mal schaukeln, das war der Rhythmus.

    Die Töpferin ist sich ihrer Ausnahmesituation bewusst. Bei vielen Frauen bestehe die Gefahr, dass sich nach zehn zwölf Jahren Familienpause vieles im Arbeitsleben so verändert hat, dass sie sich nicht mehr trauen, wieder einzusteigen. Bei einem Kind sei die zeitliche Lücke nicht so gravierend. "Bei zwei oder drei allerdings fällt eine Frau völlig raus", meint Falk. Und dann komme es drauf an, ob diejenige stark genug sei. Deshalb habe sie auch Verständnis dafür, wenn sich eine Frau zwischen Kind und Karriere entscheidet oder erst in den Beruf geht und später Kinder haben will. Was ja heute kein Problem mehr sei.

    Für Annette Falk zahlte es sich aus, das Wohnung und Werkstatt unter einem Dach vereint sind. Auch heute, wo die Kinder groß sind, empfindet es die Töpferin noch als angenehm. In ihrer Freizeit Abstand zu gewinnen, das habe sie inzwischen gelernt. "So um Sechs, halb Sieben machen wir unten zu und dann ist Feierabend". Und mit dem vielen Staub, der in der Werkstatt entsteht und zwangsläufig nach oben kommt, hat die Hausherrin kaum Probleme: "Ich bin kein Putzteufel".

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