Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

Wülflingen: Mit Maske und Maßkrug: Ein Besuch im Wülflinger Bergbiergarten

Wülflingen

Mit Maske und Maßkrug: Ein Besuch im Wülflinger Bergbiergarten

    • |
    • |
    Bestes Wetter in Wülflingen: Auch mit ordentlich Abstand zwischen den Tischen genießen die Besucher des Bergbiergartens die Atmosphäre.
    Bestes Wetter in Wülflingen: Auch mit ordentlich Abstand zwischen den Tischen genießen die Besucher des Bergbiergartens die Atmosphäre. Foto: René Ruprecht

    Ein flüchtiger Blick in den Wülflinger Bergbiergarten verrät nicht viel. Menschen sitzen an Tischen voller Bierkrüge, eine Klingel in der Küche kündigt den Anmarsch neuer Speisen an und die Sonne scheint für einen Tag im Mai arg wohlwollend auf den Hang im Haßfurter Stadtteil. Erst der zweite und dritte Blick erinnern gnadenlos: Hoppla, Corona, da war ja was. Es herrscht immer noch Ausnahmezustand.

    Seit Montag dieser Woche dürfen Gastronomen ihren Außenbereich wieder öffnen, dies aber nur unter strengen Auflagen. Besucher dürfen die Gesichtsmaske lediglich am Tisch ablegen, Mitarbeiter müssen damit arbeiten. Zwischen den Tischen gilt Mindestabstand, zusammen sitzen dürfen Familien, Einzelpersonen mit einer weitern Bezugsperson sowie Mitglieder von maximal zwei Hausständen. "Es gilt eins zu eins die Situation, wie man sich auch sonst treffen darf", sagt dazu Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler).

    Strenge Auflagen: Wer am Tisch sitzt, darf die Masken ablegen. Beim Gang zur Theke oder der Toilette müssen Gäste ihr Gesicht bedecken. Mitarbeiter (vorne) arbeiten mit Handschuhen und tragen die Masken dauerhaft.
    Strenge Auflagen: Wer am Tisch sitzt, darf die Masken ablegen. Beim Gang zur Theke oder der Toilette müssen Gäste ihr Gesicht bedecken. Mitarbeiter (vorne) arbeiten mit Handschuhen und tragen die Masken dauerhaft. Foto: René Ruprecht

    Ein Satz Aiwangers, der die Situation schlüssig und einfach zu verstehen erscheinen lässt. Die Realität sieht aber anders aus, das macht das Gespräch hinter Gesichtsmasken mit Dirk Bauer deutlich. Der 47-Jährige führt den Bergbiergarten zusammen mit seiner Frau Melanie. "Es ist ein Riesenaufwand, den wir betreiben müssen. Außerdem sind die Vorgaben extrem schwammig formuliert, wir arbeiten da ein bisschen ins Ungewisse." Separate Ein- und Ausgänge, laminierte Speisekarten, Mindestabstand auf den Toiletten, das Verbot von Salz- und Pfefferstreuern sowie offen platziertem Besteck - die Corona-Regelungen ziehen einen Rattenschwanz nach sich.

    Öffnungszeiten sorgen für Irritation

    Die am häufigsten gestellte Frage seitens der Kundschaft ist klar auszumachen: "Habt ihr wirklich nur bis 20 Uhr geöffnet?" Daran ist nicht zu rütteln, überall im Bauerschen Biergarten weisen Schilder auf die kastrierten Öffnungszeiten hin. "Verstehen können das weder die Kunden, noch wir", sagt Bauer. Was besonders irritiert: Ab kommender Woche dürfen Gastronomen im Innenraum bewirten, dann sogar bis 22 Uhr - obwohl sich Aerosole unter freiem Himmel wohl deutlich schneller verflüchtigen dürften als in geschlossenen Räumen.

    So eindeutig die 20-Uhr-Regel klingt, so unklar ist deren Auslegung. Müssen alle Gäste den Garten um Punkt 20 Uhr verlassen haben? Was, wenn ein Kunde zwei Minuten vor acht noch ein Bier bestellt? "Wir gehen das einfach pragmatisch an", sagt Bauer und winkt ab. "Ich werde sicher kein Essen mehr um dreiviertel acht in Auftrag geben, aber ein Bier ist in etwa einer Viertelstunde ja machbar." Dennoch - das Einhalten der Auflagen gleicht einem Ritt auf der Rasierklinge.

    Im Wülflinger Fall scheint Bauers Herangehensweise zu funktionieren. Einigermaßen pünktlich gegen 20 Uhr leert sich der zuvor gut gefüllte Biergarten. Ein Vorteil des Bergbiergartens: Die Betreiber haben aufgrund der Größe und der terassenartigen Anlage viele Möglichkeiten, die vorhandenen Tische aufzuteilen. "Wir haben viel Platz, das ist unser Vorteil. Da werden es andere Biergärten sicher schwerer haben."

    Rentiert sich der Betrieb unter erschwerten Bedingungen?

    Halb neun, mit der Sonne sind inzwischen auch die letzten Gäste verschwunden, Bauers und ihr Team sind mit dem Aufräumen beschäftigt. Zeit für ein Fazit des ersten Tags. Rechnet sich der Betrieb in Anbetracht sämtlicher Auflagen und der gekürzten Öffnungszeiten? "Ob es sich letztendlich lohnt, werden wir sehen müssen", sagt Bauer. "Aber irgendwas müssen wir ja machen." Wirtschaftlich einfacher wird die Situation ab Juli. Dann wird die Mehrwertsteuer für Speisen von 19 auf sieben Prozent gesenkt werden. Sicher eine Erleichterung, doch für Bauer auch eine seltsame Vorgehensweise: "Warum kommt diese Erleichterung nicht jetzt gleich?" Schließlich habe man bereits eine Durststrecke von mehreren Wochen hinter sich.

    Die wirtschaftliche Situation ist angespannt, die Auflagen für alle Beschäftigten beschwerlich. Damit müsse man sich eben arrangieren, auch wenn so manche Vorschrift den Gastronomen sauer aufstößt. Aber es gibt auch positive Aspekte. Das wird spätestens dann deutlich, wenn Melanie Bauer ihren Kopf aus der Küche streckt und mit einem Strahlen im Gesicht ruft: "Es war einfach schön, wieder zu arbeiten! Und die Gäste machen alle super mit." Na dann - es ist also doch nicht alles schlecht.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden