„Wenn ihr Sex haben wollt, kommt zu mir. Ich kann's am besten.“ Mit diesen Worten brüstete sich ein 50-jähriger Frührentner aus dem nördlichen Landkreis Haßberge vor drei zwölfjährigen Mädchen. Zwischen Oktober 2011 und April 2012 blieb es nicht nur bei den Worten. Die drei Mädchen suchten den alleine lebenden Junggesellen tatsächlich mindestens 15-mal in dessen Wohnung auf, wo es zu sexuellen Übergriffen auf die Kinder kam.
Zuhause spendierte der Mann den Kindern regelmäßig alkoholische Mixgetränke und Zigaretten, man schaute gemeinsam Pornofilme – und es kam zu sexuellen Handlungen. Deswegen muss sich der gelernte Maurer seit Freitag vor dem Schöffengericht am Landgericht Bamberg verantworten. Die Anklage wirft ihm die Verbreitung pornografischer Schriften in 15 Fällen, schweren sexuellen Missbrauch eines Kindes und sexuellen Missbrauch an Kindern in fünf weiteren Fällen vor.
Der Angeklagte ist seit einer Rückenoperation im Jahr 2006 arbeitsunfähig. Er wohnt bei seiner Mutter und ist ein Eigenbrötler, der soziale Kontakte meidet – außer zu Kindern. Die Polizei fand bei einer Wohnungsdurchsuchung eine ganze Reihe von Sex-Artikeln, die laut Angeklagtem aus zwei Überraschungspaketen eines Sex-Versenders stammen.
Vor Gericht versuchte der Mann nun, den Spieß herumzudrehen. Die Mädchen hätten ihn in einem Lebensmittelmarkt angesprochen. Sie hätten Interesse an ihm gehabt, da er boxen würde. Daraufhin habe er sie in seine Wohnung eingeladen. Die Mädchen selbst hätten Alkohol und Zigaretten mitgebracht.
Den Vorwurf, mit den Minderjährigen Pornos konsumiert zu haben, bestritt der Angeklagte nicht. Es habe sich um „normale“ Pornos gehandelt. Den Vorwurf, eines der Kinder mit seinem nackten Penis berührt zu haben, wies er von sich. Er habe es „vielleicht gestreift“, als er aus der Dusche kam, gab er zu Protokoll. Dass er – laut Aussage der Kinder – vor ihnen auch onaniert haben soll, daran konnte sich der Angeklagte angeblich nicht mehr erinnern. Bei seiner polizeilichen Vernehmung hatte er dies noch zugegeben. Er habe sich des öfteren „wie unter Drogen“ gefühlt und äußerte die Vermutung, dass die Mädchen ihm K.O.-Tropfen verabreicht hätten.
Auch an einen angeblichen Oralverkehr, das ein Mädchen an ihm ausgeführt haben soll, wollte sich der Mann nicht mehr erinnern.
Einem der Mädchen soll er, laut deren Polizeiaussage, an die Brust gegriffen haben. Dies gab der ehemalige Marinesoldat zu. Das Mädchen habe damals zu ihm gesagt, sie habe Brustkrebs. Da er Hilfssanitäter sei, habe sie ihm erlaubt, sie zu „untersuchen“ und seine Hand an ihre nackte Brust geführt, versuchte er das Gericht zu überzeugen.
Dass die Mädchen ihn während des Porno-Guckens mit der Hand befriedigten, gab der Mann zu. Auch die Mädchen hätten sich während des Heimkinos selbst befriedigt.
Eine Aussage vor Gericht blieb den drei Opfern erspart. Sie waren bei der Polizeivernehmung im April 2012 gefilmt worden. Diese Aufzeichnung wurde am Freitag vor Gericht per Beamer wiedergegeben.
Zwei der Mädchen sagten dabei aus, der Angeklagte habe vor ihnen onaniert, während sie auf dem Bett gelegen hätten. Eines der Mädchen habe er bedroht, sie umzubringen, falls sie Anzeige erstatten würde. Er habe sie „Maus“ genannt und ihr Zigaretten angeboten, die sie jedoch nicht annahm. Sie habe das Rauchen aufgegeben, sagte die damals Zwölfjährige.
Ihre gleichaltrige Freundin berichtete unter anderem von Oralsex mit dem Mann. Auch Stringtangas habe er ihr verkaufen wollen, was sie jedoch ablehnte.
Der Prozess wird am Montag vor dem Landgericht fortgesetzt.