Stell dir vor, du spielst gerade Fußball. Und plötzlich kommt ein Traktor über das Spielfeld gefahren. Genau das haben die gastgebenden Spielerinnen des SV Friesenhausen (Lkr. Haßberge) und ihre Gegnerinnen von der SG Hendungen erlebt, die am Samstag in der Frauen-Kreisliga 3 Schweinfurt aufeinandertrafen. Irgendwann in der ersten Halbzeit soll es gewesen sein, als von der Südostseite des Platzes kommend ein Bulldog quasi an der Eckfahne auftauchte, einmal längs über den Platz fuhr und dann auf zugelassenen Wegen wieder verschwand.
- "Wir mussten kollektiv loslachen": Lesen Sie hier, was Friesenhausens Trainer jetzt zu dem Vorfall sagt.
Auf Facebook gibt es das Video eines unbekannten Autors, das der Vater einer Spielerin hochgeladen hat und das die Fahrt des zweifellos betagten landwirtschaftlichen Gefährts über die Spielfläche zeigt. Kaum zu erkennen die Person am Steuer, offenbar ein Herr mit grüner Jacke und Hut.
Während der Schiedsrichter, der das Spiel geistesgegenwärtig kurzfristig abgepfiffen haben soll, dem Traktorfahrer zuwinkt und irgendwie versucht, auf ihn einzuwirken, stehen die Spielerinnen in der 15-Sekunden-Sequenz verdutzt und ziemlich reglos auf dem Platz.
Mehrfaches Hupen half dem Fahrer wohl nicht weiter
Was hat den Mann am Steuer des Traktors dazu getrieben, derart in ein Fußballspiel einzugreifen? Es soll sich um einen Bauern aus der Umgebung handeln. Die Redaktion konnte den Mann noch nicht ausfindig machen und somit auch nicht zum Vorfall befragen. Augenzeugen des Geschehens haben folgende Vermutung: Der Mann sei von den Feldern und der Flur südöstlich von Friesenhausen gekommen und habe dann am Sportplatz vorbeifahren wollen. Hier aber sei wegen des Fußballspiels und einer Geburtstagsfeier im Sportheim nicht nur der Parkplatz voll, sondern auch der Weg zugeparkt gewesen. Der Traktorfahrer soll mehrfach gehupt haben, was ihn aber im wahrsten Sinne des Wortes nicht weiterbrachte.
"Er hätte zurück und dann außen herum fahren können", sagte Leonhard Mahr, der Abteilungsleiter Fußball beim SV Friesenhausen, am Sonntag zur Redaktion, der aber selbst nicht vor Ort war. Doch den Rückwärtsgang wollte der Traktorfahrer allem Anschein nach nicht einlegen. Er nimmt lieber die Abkürzung querfeldein.
Warum er dann ausgerechnet über den Hartplatz gefahren ist, darüber lässt sich aktuell nur spekulieren. Was das Facebook-Video jedoch nahelegt und wovon auch Alexander Waldmann, der Trainer der Friesenhäuser Kickerinnen, überzeugt ist: Eine ernsthafte Gefahr scheint von der Geisterfahrer-Aktion für alle auf dem Spielfeld und außen herum nicht ausgegangen zu sein. "Er ist niemandem zu nahe gekommen und hat niemanden gefährdet", fasste es Trainer Waldmann im Gespräch mit der Redaktion zusammen.

Der Kurzfilm zeigt, wie sich der Traktor mit geringer Geschwindigkeit seinen Weg an den Sportlerinnen vorbei bahnt. Im Video hört man den Mann undeutlich etwas rufen, er scheint zu signalisieren, dass man "da unten" nicht durchfahren könne. Und man hört Gelächter. Und auch die Spielerinnen seien eher belustigt als verängstigt gewesen, so Waldmann.
Kein Schaden auf dem Sportplatz
Und so ist die ganze Sache auch nicht bei der Polizei aufgeschlagen, wie ein Sprecher des Präsidiums Unterfranken am Sonntag erklärte. Offenbar hat niemand den Traktorfahrer angezeigt, auch der SV Friesenhausen nicht, auch weil kein Schaden auf dem Hartplatz entstanden ist. "Da kannst du mit dem Panzer drüber fahren, ohne dass was passiert", erklärte Alexander Waldmann.
Abteilungsleiter Mahr scherzte, er könne sich zwei, drei Kästen Bier als Entschädigung vorstellen. Was zeigt, dass sein Verein die Angelegenheit nicht allzu hoch hängen will. Mahr gehört zu jenen, die wissen, wer den Bulldog gefahren hat; den Namen möchte er aber nicht verraten. In jedem Fall wird dieses Spiel allen Beteiligten wegen der ungewöhnlichen Unterbrechung noch lange in Erinnerung bleiben, viel länger vermutlich als der Ergebnis selbst: Das lautete 1:2 aus Sicht des SV Friesenhausen.