Die letzte Schulwoche in diesem Jahr wird für die Schülerinnen und Schüler, für die Lehrkräfte und das sonstige Schulpersonal von Gymnasium und Realschule am Schulzentrum in Haßfurt wenig weihnachtlich, aber unter besonderen Bedingungen beginnen: Am Montag wird es Polizeipräsenz vor Ort geben mit Kontrollen aller Personen, die die Schulgebäude betreten wollen, und entsprechenden weiteren Sicherheitsvorkehrungen. Hintergrund ist eine "mögliche Bedrohungslage".
Beide Schulen haben ihr Schulumfeld und insbesondere die Eltern bereits am Freitag per Schreiben, die auch der Redaktion vorliegen, über die Vorsichtsmaßnahmen informiert und die Hintergründe erläutert. Hier wie dort ist von einer möglichen Drohung oder möglichen Bedrohungslage die Rede. "Zum Schutz der Schulfamilie wurde die Polizei eingeschaltet, weil nur sie über die Möglichkeiten verfügt, die tatsächliche Bedrohungslage zu erfassen und im Zweifelsfall alles Nötige zu veranlassen, um die Sicherheit zu gewährleisten", schreibt Maria Eirich, die Schulleiterin des Regiomontanus-Gymnasiums.
TikTok-Challenge als Ursache der Drohung?
Worin genau die Gewaltandrohung besteht, geht aus den Zeilen der Schulleitungen nicht hervor, nur, dass solche Vorfälle stets sehr ernst genommen werden müssten. Inzwischen haben die Schulen mitgeteilt, dass es sich nach Einschätzung der Polizei bei der Bedrohungslage mit großer Wahrscheinlichkeit um eine TikTok-Challenge handelt "mit dem Ziel, den Schulbetrieb zu stören und Unterrichtsausfall zu bewirken".
Es kursierten nämlich Videos im Internet, die ganz in diesem Sinne dazu aufriefen, einen Amoklauf an Schulen anzukündigen. TikTok ist eine besonders bei Kindern und Jugendlichen beliebte Videoplattform und zugleich ein soziales Netzwerk, bei dem die Nutzer kurze Videoclips hochladen und mit anderen teilen können. Wie dem Informationspapier der Realschule zu entnehmen ist, wurde die Drohung im Schulzentrum auf einem Handtuchhalter in der zentralen Mädchentoilette entdeckt.
Realschule und Gymnasium werden nach eigenen Angaben vom Kriseninterventions- und Bewältigungsteam bayerischer Schulpsychologen beraten, um angemessen mit der Situation umzugehen. Die Experten sollen auch am Montag für Gespräche mit Schülern und Eltern zur Verfügung stehen. Ein Sprecher des Kulturministeriums bestätigte am Samstag, dass sein Haus über den Vorfall informiert ist.
Polizei geht nicht von einer akuten Gefahr aus
Ebenso wie Gymnasium und Realschule nannte auch das Polizeipräsidium Unterfranken gegenüber dieser Redaktion am Samstag nicht den konkreten Inhalt der Bedrohung. Ein Polizeisprecher bestätigte aber, dass eine auf einer Toilettenanlage hinterlassene "Schmierschrift" Anlass für die Vorkehrungen ist, die die beiden Schulen und die Polizei nun treffen. Trotz der Sicherheitsmaßnahmen am Montag gehen alle Verantwortliche davon aus, dass es sich bei der Drohung um die dumme Idee eines Schülerin oder eines Schülers handelt, vermutlich eben inspiriert durch die entsprechende Aufforderung dazu im Internet - "und nicht um eine akute Bedrohungslage", wie der Polizeisprecher sagte.
Oberstudiendirektorin Eirich sagte am Samstag zur Redaktion, trotz aller Sicherheitsmaßnahmen sei es das Ziel, schon am Montag wieder so rasch wie möglich zur Normalität zurückzukehren, sprich zu einem unbeschwerten Schulunterricht.
Schülerinnen und Schüler sollen Schülerausweise mitnehmen
Laut Informationen aus dem Schulzentrum wird am Montag der Zugang zum Schulgebäude nur über den Eingang zwischen Block A und Block B, also über den Haupteingang, möglich sein. Dieser Zugang wird dann von Polizei und Lehrkräften kontrolliert. Alle Schülerinnen und Schüler sollen unbedingt ihre Schülerausweise mit sich führen.