Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

Haßfurt: Monster-Batterie in Haßfurt: Strom bringt Kohle in die Kasse

Haßfurt

Monster-Batterie in Haßfurt: Strom bringt Kohle in die Kasse

    • |
    • |
    Auf dem Gelände der Biogasanlage an der Osttangente  haben die Städtischen Betriebe Haßfurt einen Zehn-Megawatt-Batteriespeicher in Betrieb genommen.
    Auf dem Gelände der Biogasanlage an der Osttangente  haben die Städtischen Betriebe Haßfurt einen Zehn-Megawatt-Batteriespeicher in Betrieb genommen. Foto: René Ruprecht

    Was ist das denn? Warum steht ausgerechnet in Haßfurt eine über 100 Tonnen schwere "Batterie" in der Größe mehrerer Schiffscontainer? Weil die Kreisstadt einen Beitrag dazu leistet, dass überall im Lande sicher und zuverlässig Strom fließt.

    Für die Stromversorgung in Deutschland und Europa sind die Stromnetze eng miteinander verbunden. In diese elektrischen Verteilernetze darf immer nur so viel Strom eingespeist werden wie gleichzeitig entnommen wird. Es muss also immer gleich viel Strom im Netz sein. Damit das funktioniert, haben die Stromversorger bundesweit mehrere Dutzend Batteriespeichern errichtet. Und einen davon eben in Haßfurt. Die sind immer etwa zur Hälfte gefüllt, was bedeutet: Ist zu viel Strom im Netz, können diese Batterien Energie aufnehmen, ist zu wenig Strom im Netz, geben sie Energie ab.

    Ein solcher Batteriespeicher mit zehn Megawatt Leistung und zehn Megawattstunden Kapazität ist schon etwas anderes als ein herkömmlicher Stromspeicher, wie er in einem Privathaushalt verwendet wird. Es handelt sich hier um eine Anlage mit einem Gewicht von mehr als hundert Tonnen, also alles andere als eine Babyzelle. Der Preis liegt etwa bei einem mittleren siebenstelligen Betrag. Deshalb geht es den Städtischen Betrieben der Kreisstadt auch darum, wie man diese durchaus gute Tat, die Stromnetze am Leben zu erhalten, auch versilbern und eine solche Anlage amortisieren kann.

    Der 10 MW-Batteriespeicher sorgt laut Stadtwerk-Geschäftsführer Norbert Zösch für eine CO2-Einsparung von 1400 Tonnen pro Jahr.
    Der 10 MW-Batteriespeicher sorgt laut Stadtwerk-Geschäftsführer Norbert Zösch für eine CO2-Einsparung von 1400 Tonnen pro Jahr. Foto: René Ruprecht

    Die Energieversorgung mit Solar- und Windkraft schwankt in Abhängigkeit von der Wetterlage. Neue Speichertechnologien sollen eine zuverlässige Versorgung der Kunden garantieren. Der Batteriespeicher kann auf Frequenzänderungen im Netz sofort reagieren. Konventionelle Kraftwerke benötigen je nach Art oft mehrere Minuten, um hoch- oder runterzufahren. "Unser Batteriespeicher hingegen kann seine volle Leistung in wenigen Sekunden abrufen. Damit ist der Batteriespeicher optimal dafür geeignet, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen", erklärt der Geschäftsführer der Städtischen Betriebe und des Stadtwerks Haßfurt, Norbert Zösch, im Gespräch mit der Redaktion. Dadurch sorgt der Speicher Haßfurt für eine CO2-Einsparung von 1400 Tonnen pro Jahr. Dies entspreche einer äquivalenten Pflanzung von 112 000 Bäumen über die prognostizierte Gesamtlaufzeit der Anlage.

    "Bevor andere das Geschäft machen..."

    Norbert Zösch, Leiter Stadtwerk und Städtische Betriebe

    Ursprünglich, so Zösch, sei die Speicheranlage von dem Unternehmen Siemens errichtet worden. Nach zehnjähriger Betriebszeit sollte der Speicher in den Besitz der städtischen Betriebe übergehen. Durch die Abspaltung der Energietechnik-Sparte von Siemens entstand bekanntlich im September ein neues Unternehmen, Siemens Energy. Dieses wollte im Gegensatz zur vorherigen Planung den Haßfurt-Speicher verkaufen. Da sich mit solchen Batteriespeichern aber gutes Geld verdienen lässt, erläutert Norbert Zösch die Beweggründe der städtischen Betriebe, übernahmen diese in Kooperation mit der Vispiron Eco Investment GmbH den Batteriespeicher. "Bevor andere das Geschäft machen", schmunzelt Zösch.

    Alles andere als eine Babyzelle: Der Batteriespeicher in der Haßfurter Biogasanlage wiegt weit über hundert Tonnen.
    Alles andere als eine Babyzelle: Der Batteriespeicher in der Haßfurter Biogasanlage wiegt weit über hundert Tonnen. Foto: René Ruprecht

    Die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge begleitet das Projekt durch eine darauf abgestimmte KfW-geförderte Finanzierung. Auf der Basis eines neuen Vermarktungskonzeptes gründeten die Investoren - jeweils 40 Prozent Städtische Betriebe Haßfurt und Vispiron sowie 20 Prozent Greenpeace Energy - zur Absicherung eine eigene Projektgesellschaft, die VPS Battery Park 1 GmbH & Co. KG. "Wir freuen uns, Projektpartner gefunden zu haben, die unsere Vision der Energiewende teilen und mindestens genauso für das Projekt brennen wie wir. Durch das neue Vermarktungskonzept können wir die Batterie nicht nur energiewendedienlich, sondern auch wirtschaftlich betreiben", sagt Norbert Zösch.

    Vermarktung am Intraday-Handel

    Hinter dem Projekt steht die Überlegung, so der Leiter des Stadtwerks, durch die zu erzielenden Überschüsse den Speicher "möglichst schnell abzufinanzieren". Danach soll die Anlage schwerpunktmäßig dazu dienen, tagsüber erzeugte Überschüsse in der Stromproduktion durch lokale Photovoltaikanlagen zu speichern und nachts wieder abzugeben. Dies hat übrigens keine Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Aufgaben der Netzsicherung, so Zösch. Zunächst soll aber die Vermarktung des Speichers am kontinuierlichen Intraday-Handel und über die Bereitstellung der Primärregelenergieleistung erfolgen. Dies hat die SEtrade GmbH übernommen.

    Billig einkaufen - teuer verkaufen

    Das Vermarkten am Intraday-Handel klingt relativ einfach. Wenn sich - schematisiert ausgedrückt - viel Strom im Netz befindet, ist dieser billig, da ja genug davon da ist. Dann kaufen die städtischen Betriebe Haßfurt den Strom und füllen ihn in ihren Speicher. Wenn zu wenig Strom im Netz ist, steigt der Preis, da ja wenig von dem Gut vorhanden ist, und die Haßfurter verkaufen dann den zuvor günstiger eingelagerten Strom für höheres Entgelt. Damit sichern sie zum einen das Funktionieren des Stromnetzes, zum anderen können sie mit dem verdienten Geld ihren Speicher bezahlen, um später in der lokalen Energieversorgung noch autarker zu werden.

    "Die Energiewende ist nur möglich, wenn alle an einem Strang ziehen."

    Amir Roughani, Geschäftsführer Vispiron Gruppe

    "Die Energiewende ist nur möglich, wenn alle an einem Strang ziehen. Mit dem Batteriespeicher in Haßfurt haben wir gezeigt, wie man regionale Projekte mit regionalen Partnern realisiert und dabei einen Schritt zur Lösung globaler Probleme macht. Und das in Rekordzeit", ergänzt Amir Roughani, Geschäftsführer der Vispiron Gruppe, in einer Mitteilung an die Redaktion. Der Geschäftsführer der SEtrade GmbH, Detlef Siebert, schließt sich an. Für sein Unternehmen sei dieses Projekt ein Meilenstein. "Wir starten mit dem Betrieb des ersten Großspeichers die Umsetzung unserer Vorstellung einer modernen Vermarktung von Speicher-Technologien." Nicht ohne Grund werde der Batteriespeicher als das "Schweizer Offiziersmesser" der Energiewende bezeichnet.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden